Hymne auf den T.
„Modeste“, sagt der T., „ist dir nicht besonders ähnlich.“
„Ist mir mein linker Fuß ähnlich?“, frage ich zurück. Bloß keinen Streit anfangen, denke ich, und die frische Versöhnung gefährden.
„Nicht, wenn du die Pediküre noch länger rausschiebst. Aber überhaupt, Melancholie...,“ sagt der T. „Besser wäre vielleicht: Teilzeitdepressiver Neurosenstadl. Oder gleich: Hysterische Hinrichtungen.“
„Wen leg´ ich denn schon unters Fallbeil?“
„Das fragst du mich?“, T. wird lauter. „Ich komm doch ganz mies weg, ich schau doch aus wie eine ganz eitle Knallcharge. Danke.“
„Schreib´ dir ein eigenes Blog.“, schlage ich dem T. vor.
„Pfff...,“, macht der T. und wedelt ein wunderschönes Blog über den Tisch ins Nirvana.
„Du weißt doch, was du mir bist.“, sage ich und gieße das Nudelwasser ab.
„Dann schreib´ das auch mal.“, gibt mir der T. auf und stößt die Gabel wütend in die Spaghetti.
Also gut:
Wie ich den T. kennenlernte
Irgendwann um meinen zehnten Geburtstag herum beschlichen meinen Vater Sorgen bezüglich meiner Ausbildung. Im alternativen Schulprojekt war Goethe immer noch nicht vorgekommen. Und nach den Sommerferien sollte kein Lateinunterricht beginnen. Schwer wogen die Prinzipien, schwerer wog das Kindeswohl, und so schlich mein Vater heimlich und hinter dem Rücken seiner Kumpane zum ältesten Lehrinstitut der Stadt. Der Direktor, ein berufskatholischer Hüne, ließ ihn zappeln. Und mein Vater tat Abbitte für sich, seine Frau, aller beider Abstammung und das alternative Schulprojekt. Dann durfte ich einen Aufsatz schreiben, ein bißchen rechnen und ward schließlich Sextanerin. - Komischerweise blieb der Kulturschock aus, irgendwie hatte ich es nicht anders erwartet.
Der größere Teil der neuen Sextaner kannte sich von den Nonnen, denen man die Grundausbildung der Kinder anvertraut hatte. T. dagegen kam von der Waldorfschule, was den Patres nicht wesentlich weniger suspekt war als das Schulprojekt. Ob wir uns aus Notwehr anfreundeten oder aus tiefer innerer Verwandtschaft – wir saßen jahrelang nebeneinander. T. fragte mich Erdkunde ab und ich ihn Latein. Wir zelteten in Dänemark, wir stritten uns alle drei Tage und tanzten miteinander auf dem Abschlussball. Weil der T. Äonen schlauer ist als ich, ist sein Abi bombastisch, und meines so lala.
Warum der T. toll ist
Der T. ist nicht nur wesentlich intelligenter, als ich es auch nur für fünf Minuten simulieren kann – er verfügt über jene gediegene Bildung, um die mich zu bemühen ich zu faul war und bin. Bekleidungstechnisch besitzt er das Pendant zum absoluten Gehör: Er findet in jeder Boutique in kürzester Zeit die Kleidungsstücke, die man besitzen muss. Die Kleidungsstücke, die mir dann auch stehen und die ich tragen mag, gehören zwar selten dazu, aber meine besten Stücke im Schrank hat mir der T. aufgeschwatzt. Alleine hätte ich mich wegen Extravaganzverdacht nicht getraut.
Warum ich den T. mag
T. ist zuverlässig, wann er immer er es für erforderlich hält. Er kann überhaupt immer (außer vormittags) angerufen werden und kommt meistens sofort. Als einer der wenigen Bewohner dieser Stadt kann er hauchdünne Wiener Schnitzel braten und macht auf Ansagen und auf die niederträchtigste Weise jeden meiner Feinde nieder, den er auch nicht leiden kann. Und um mir den Ausstieg zu erleichtern, hat T. acht Tage lang nicht geraucht, wenn ich dabei war.
Was ich am T. nicht ausstehen kann...
...sage ich ihm selber.
„Ist mir mein linker Fuß ähnlich?“, frage ich zurück. Bloß keinen Streit anfangen, denke ich, und die frische Versöhnung gefährden.
„Nicht, wenn du die Pediküre noch länger rausschiebst. Aber überhaupt, Melancholie...,“ sagt der T. „Besser wäre vielleicht: Teilzeitdepressiver Neurosenstadl. Oder gleich: Hysterische Hinrichtungen.“
„Wen leg´ ich denn schon unters Fallbeil?“
„Das fragst du mich?“, T. wird lauter. „Ich komm doch ganz mies weg, ich schau doch aus wie eine ganz eitle Knallcharge. Danke.“
„Schreib´ dir ein eigenes Blog.“, schlage ich dem T. vor.
„Pfff...,“, macht der T. und wedelt ein wunderschönes Blog über den Tisch ins Nirvana.
„Du weißt doch, was du mir bist.“, sage ich und gieße das Nudelwasser ab.
„Dann schreib´ das auch mal.“, gibt mir der T. auf und stößt die Gabel wütend in die Spaghetti.
Also gut:
Wie ich den T. kennenlernte
Irgendwann um meinen zehnten Geburtstag herum beschlichen meinen Vater Sorgen bezüglich meiner Ausbildung. Im alternativen Schulprojekt war Goethe immer noch nicht vorgekommen. Und nach den Sommerferien sollte kein Lateinunterricht beginnen. Schwer wogen die Prinzipien, schwerer wog das Kindeswohl, und so schlich mein Vater heimlich und hinter dem Rücken seiner Kumpane zum ältesten Lehrinstitut der Stadt. Der Direktor, ein berufskatholischer Hüne, ließ ihn zappeln. Und mein Vater tat Abbitte für sich, seine Frau, aller beider Abstammung und das alternative Schulprojekt. Dann durfte ich einen Aufsatz schreiben, ein bißchen rechnen und ward schließlich Sextanerin. - Komischerweise blieb der Kulturschock aus, irgendwie hatte ich es nicht anders erwartet.
Der größere Teil der neuen Sextaner kannte sich von den Nonnen, denen man die Grundausbildung der Kinder anvertraut hatte. T. dagegen kam von der Waldorfschule, was den Patres nicht wesentlich weniger suspekt war als das Schulprojekt. Ob wir uns aus Notwehr anfreundeten oder aus tiefer innerer Verwandtschaft – wir saßen jahrelang nebeneinander. T. fragte mich Erdkunde ab und ich ihn Latein. Wir zelteten in Dänemark, wir stritten uns alle drei Tage und tanzten miteinander auf dem Abschlussball. Weil der T. Äonen schlauer ist als ich, ist sein Abi bombastisch, und meines so lala.
Warum der T. toll ist
Der T. ist nicht nur wesentlich intelligenter, als ich es auch nur für fünf Minuten simulieren kann – er verfügt über jene gediegene Bildung, um die mich zu bemühen ich zu faul war und bin. Bekleidungstechnisch besitzt er das Pendant zum absoluten Gehör: Er findet in jeder Boutique in kürzester Zeit die Kleidungsstücke, die man besitzen muss. Die Kleidungsstücke, die mir dann auch stehen und die ich tragen mag, gehören zwar selten dazu, aber meine besten Stücke im Schrank hat mir der T. aufgeschwatzt. Alleine hätte ich mich wegen Extravaganzverdacht nicht getraut.
Warum ich den T. mag
T. ist zuverlässig, wann er immer er es für erforderlich hält. Er kann überhaupt immer (außer vormittags) angerufen werden und kommt meistens sofort. Als einer der wenigen Bewohner dieser Stadt kann er hauchdünne Wiener Schnitzel braten und macht auf Ansagen und auf die niederträchtigste Weise jeden meiner Feinde nieder, den er auch nicht leiden kann. Und um mir den Ausstieg zu erleichtern, hat T. acht Tage lang nicht geraucht, wenn ich dabei war.
Was ich am T. nicht ausstehen kann...
...sage ich ihm selber.
von: Modeste Schublade: Datum: 28. Jan. 2005, 19:52 Uhr
aber
mein interesse ist, so finde ich, ganz normal.
da erfährt man warum dies und das und jenes so ist und dann, wo man den T. endlich auch mag wird man ausgesperrt