Lesen im Ori
Die Vorweihnachtszeit ist immer schlimm. Der verdammte Basar. Die Geschenke. Bekommt mein Vater auch dieses Jahr zu Weihnachten Bücher? Was kauft man seiner kleinen Schwester, die mit schrecklicher Hartnäckigkeit andere Sachen schön findet als man selbst? Was soll gegessen werden? Wo kaufen wir dieses Jahr einen Baum und wie hält man die I.2 davon ab, einen künstlichen Weihnachtsbaum aus Plastik zu kaufen, wenn man den ersten Weihnachtstag bei dieser charmanten Dame und ihrem freundlichen Freund gemeinsam mit mehreren anderen reizenden Leuten verbringen will? Die wievielte Weihnachtsfeier darf man absagen, wenn man zu viel zu vielen eingeladen ist? Wie schmückt man seine Wohnung, wenn man fürchten muss, dass die eigene Katze Adventskränze frisst?
Bei anderen Leuten sieht es auch nicht anders aus. Jeden Abend finden ungezählte Betriebsfeste statt. Menschen, die sich das ganze Jahr nicht sehen, rufen an und verabreden sich zu gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuchen. Konzerte finden statt, Familien reisen nach Berlin, um sich mit allen anderen Bundesbürgern auf einmal ins KaDeWe zu zwängen, und all das wäre halb zu schlimm, wäre es nicht immerzu stockfinster. Müde und erkältet ist jeder sowieso.
Nach Erholung lechzt da der Berliner, nach Beschaulichkeit, idyllischen Abenden im Kerzenschein, eine kleine Bar vielleicht, etwas abseits am besten. Geschichten möchte man sich vorlesen lassen, Bier dazu trinken, nette Menschen treffen, und einen ganzen Abend lang – etwa am kommenden Donnerstag – schier gar nichts tun.
Die Gelegenheit ist günstig:
11.12.2008
20.30 Uhr
Ori Bar
Friedelstraße 8, Berlin-Neukölln
Es lesen Herr Guido Alfs und Frau Elisabeth Hager, und tja, ich.
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