Untergang Utopias
Die RAF-Ausstellung öffnete ihre Tore. Frierend und ein bißchen gespannt stand ich in der Schlange, plauderte ein bißchen mit den Umstehenden, und hielt Ausschau nach den Freunden, die zur vereinbarten Zeit angekommen sein mussten. Meine Nachbarn in der Schlange spöttelten ein bißchen über den naiven Idealismus des Milieus, aus dem einige aufgebrochen waren, die Bundesrepublik der Siebziger und Achtziger auf den Rücken einiger toter Wirtschaftsbosse umzuwälzen. Ein blutiger Kindergeburtstag müsse das gewesen sein, war man sich einig. Mit schnellen Autos und Frauen, die zum Teil schön gewesen sein mussten, Banken zu überfallen, alte Männer totzuschießen, und zu glauben, die Welt würde besser auf diese Weise. - Über die bessere Welt sprach man nicht in dieser Schlange auf der nächtlichen Auguststraße. Der Traum einer besseren Welt ist sehr, sehr weit weg.
Belächelt wird der Glaube an eine bessere, sanfte und gerechte Welt auch an jenen Tischen, an denen ich bisweilen eingeladen bin. Die Gemüsestreifen in der Thai-Style Suppe stammen aus der Bio-Company oder vom Kollwitzmarkt, Ökologie wird großgeschrieben, und nicht nur ich führe ein Karteileichenleben bei amnesty international. Die Mehrheit am Tisch wird ihr Kreuz im September bei den Grünen machen, der eine oder andere wird die CDU wählen, und auch die FDP hat ihre Anhänger: Liberale mit leicht unterschiedlichen Akzenten verlieren einige wohlgesetzte Worte über die Reform der WTO und Politik als Kommunikationsproblem. Dass die Macht der Gewerkschaften zu recht ihrem Ende zuginge, bedarf hier ebenso wenig der Diskussion wie die leise Verachtung der Sozialdemokratie, die zwischen Rotwein und Schokolade durch den Raum wabert.
Die Auseinandersetzung mit dem deutschen Neokonservatismus verfehlt angesichts dieses gesellschaftlichen Mainstreams ein wenig die Realität: Niemand der Leute, die mit mir an den Bars der Stadt ihren Wein trinken, will mit einer neoliberalen Brechstange die Republik reformieren. Das Primat der Arbeits- und Sozialpolitik stößt vielmehr auf ein leicht erschöpftes Desinteresse. Es möge, so hört man ein wenig gequält, die Politik sich doch einmal wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Galt die Politik noch vor zwanzig Jahren, glaubt man meinem Vater, als ein hochinteressantes Spielfeld, so hat diese Faszination einer bisweilen wortreichen Gleichgültigkeit Platz gemacht: Man erwartet nichts mehr vom Staat.
Die Zeit der Utopien ist vorbei.
Belächelt wird der Glaube an eine bessere, sanfte und gerechte Welt auch an jenen Tischen, an denen ich bisweilen eingeladen bin. Die Gemüsestreifen in der Thai-Style Suppe stammen aus der Bio-Company oder vom Kollwitzmarkt, Ökologie wird großgeschrieben, und nicht nur ich führe ein Karteileichenleben bei amnesty international. Die Mehrheit am Tisch wird ihr Kreuz im September bei den Grünen machen, der eine oder andere wird die CDU wählen, und auch die FDP hat ihre Anhänger: Liberale mit leicht unterschiedlichen Akzenten verlieren einige wohlgesetzte Worte über die Reform der WTO und Politik als Kommunikationsproblem. Dass die Macht der Gewerkschaften zu recht ihrem Ende zuginge, bedarf hier ebenso wenig der Diskussion wie die leise Verachtung der Sozialdemokratie, die zwischen Rotwein und Schokolade durch den Raum wabert.
Die Auseinandersetzung mit dem deutschen Neokonservatismus verfehlt angesichts dieses gesellschaftlichen Mainstreams ein wenig die Realität: Niemand der Leute, die mit mir an den Bars der Stadt ihren Wein trinken, will mit einer neoliberalen Brechstange die Republik reformieren. Das Primat der Arbeits- und Sozialpolitik stößt vielmehr auf ein leicht erschöpftes Desinteresse. Es möge, so hört man ein wenig gequält, die Politik sich doch einmal wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Galt die Politik noch vor zwanzig Jahren, glaubt man meinem Vater, als ein hochinteressantes Spielfeld, so hat diese Faszination einer bisweilen wortreichen Gleichgültigkeit Platz gemacht: Man erwartet nichts mehr vom Staat.
Die Zeit der Utopien ist vorbei.
von: Modeste Schublade: Datum: 5. Jul. 2005, 15:46 Uhr