Journal :: Mai
Es scheint - aber da mag ich mich täuschen - einen gewissen Rückgang von Tagebüchern und Briefwechseln in Buchform zu geben. Während kaum eine Korrespondenz von Thomas Mann zu existieren scheint, der sich das Verlagswesen nicht angenommen hat, und die Flohmärkte voll sind mit Briefen von Menschen, die zugegeben mittelmäßig gebildete Menschen wie ich lediglich als Fußnote der Politik- oder Literaturgeschichte kennen, ist derlei von Zeitgenossen weniger bekannt: Rainald Goetz fällt mir ein, natürlich Helmut Krausser; ansonsten aber scheint das Alltagsleben zeitgenössischer Autoren wenig publiziert zu werden. Es mag da die generelle Beschleunigung des Alltags eine Rolle spielen, die solchen Publikationen möglicherweise den Käuferkreis nimmt.
Was der Kunst recht zu sein scheint, ist den Nicht-Künstlern offenbar billig. Es gibt kaum echte Tagebücher von Allerweltspersonen auf den Litfasssäulen der elektronischen Welt. Mir zumindest ist kaum ein solches Projekt bekannt, und gelegentlich bedaure ich das Fehlen dieser Fenster in das Leben anderer Leute. Um so lieber liest man ein Experiment wie den geblogten April des geschätzten Herrn Mek, und denkt sich, dass dies eine interessante Sache sei. Wenn nicht für andere (mein Leben ist von durchaus überschaubarem Interesse), so doch für mich.
Nun denn: Journal :: Mai.