D. ist ein bißchen indiskret
Indiskret? Die stille D., die ganze Abende nicht den Mund aufbekommt? Diese Exfreundin vom S. aus grauen Vorzeiten, die immer nur eingeladen werden kann, wenn S. gerade nicht in der Stadt ist? Die die Trennung vom S. auch nach fast drei Jahren noch nicht verwunden hat und über unseren nur ganz leicht schamlosen Fragen über die intime Seite des S. bis heute errötet und schweigt?
Man muss sich das so vorstellen:
Wir sitzen also selbdritt vor so drei Wochen vor irgendeinem Clubklo auf dem Sofa. Hinter dem räudigen Vorhang dröhnen die Bässe, ab und zu öffnet sich die Damenklotür und man sieht kurz eine schmale Scheibe des Spiegelbildes blasser Mädchen prüfend in den Spiegel schauen, den ein langer Riss in zwei Hälften teilt. M. und ich sprechen über Reisen, Sizilien im Herbst, Vietnam im Februar oder Paris überhaupt immer. D. spricht nicht, ab und zu setzt sie ihre Bierflasche an, ab und zu nickt sie, und wenn sie sich bewegt, zieht sie sich sofort mit einer hastigen Bewegung ihren Rock wieder über die Knie.
„Ist H. schon wieder in Berlin?“, frage ich die D., damit sie auch mal was sagt. Die lustige, üppige und stets lachende H. habe ich vor Jahren bei einem Praktikum kennengelernt. Weil H. und D. fast gegenüber wohnen, gießt D in H.´s häufiger meist beruflich bedingter Abwesenheit die Blumen und hindert die Katze am Verhungern, wenn es H. aus der Stadt treibt. „Nein.“, sagt D. und schaut ziemlich auffällig in die offene Damenklotür. „Wo steckt sie eigentlich?“, fragt der M. und erfährt, dass H. an einen beruflichen Aufenthalt in Brüssel ein paar Tage Urlaub angehängt hat. „Ist H. immer noch solo?“, frage ich und denke an den verzogenen, niedlichen Multimediaassistenten, der sich vor ein paar Wochen leider als ausschließlich und dauerhaft homosexuell herausgestellt hat. D. schweigt und nickt.
Nicht nur M. vermutet eine Geschichte. „Rück schon raus.“, M. schnippt der D. mit dem Zeigefinger locker gegen die Wange. D. studiert die Fußbodenstruktur und knibbelt ein bißchen an ihrem Rock. „Hey D.,“ sage ich. „Was haben wir schon groß weitergetratscht?“
Ein Bier und ganz leichtes Zureden weiter beginnt die D. zu sprechen. H. sei immer noch Single. „Das kann jetzt die Geschichte nicht sein.“, sage ich und stoße mit M. an. D. geniert sich.
Die D. erfahren wir wenig später, gehe morgens und abends in die Wohnung der H., um dort die Blumen zu gießen, das Katzenklo zu leeren und die Katze zu versorgen. Der Katze geht es prächtig dabei. Mit glänzendem Fell und glänzenden Augen wetzt Kater Leutnant seine Krallen an den baumartigen Gewächsen, die H.´s Wohnung zieren.
Um die etwas deprimierten Pflanzen aufzurichten habe die D., so sagt sie, nach Düngetabletten gesucht. Eine Schublade in einer Kommode, die so aussah, als enthalte sie Düngetabletten und anderes Pflanzenzubehör, habe sie geöffnet. Düngetabletten habe sie zwar nicht gefunden. In der Schublade sei statt dessen... also, sie hätte ja schon gedacht....aber nein, sie wolle nicht indiskret sein. Und es sei ja schließlich auch allein H.´s Sache. So unter erwachsenen Menschen.
„Ganz oder gar nicht.“, sagt der M. und fängt an, diverse denkbare Peinlichkeiten aufzuzählen, die H. in ihrer Schublade haben könnte. Ziemlich schnell wird die D. rot. „Ja, das war das.“, sagt sie und schämt sich sehr, H. verraten zu haben.
Details sind aus D. leider nicht mehr herauszubringen.
Unterdessen gehen die Wochen ins Land, H. kehrt zurück, schläft sich aus, und man versucht sich zu verabreden. Zweimal ist sie verhindert, dann kann ich nicht, und schließlich wird ein nachmittagliches Teetrinken daraus.
„Denk dir.“, sagt die H. lachend, „D. hat zufällig meine kleine Geheimnisschublade gefunden.“ „Ach?“, sage ich. „Ja, auf der Suche nach Pflanzendünger oder so. Und jetzt hat sie mich nach Quellen gefragt.“ „Und?“, frage ich. „Ach.“, sagt H. Das Internet sei ja nicht nur zum Mailverschicken gut.
Man muss sich das so vorstellen:
Wir sitzen also selbdritt vor so drei Wochen vor irgendeinem Clubklo auf dem Sofa. Hinter dem räudigen Vorhang dröhnen die Bässe, ab und zu öffnet sich die Damenklotür und man sieht kurz eine schmale Scheibe des Spiegelbildes blasser Mädchen prüfend in den Spiegel schauen, den ein langer Riss in zwei Hälften teilt. M. und ich sprechen über Reisen, Sizilien im Herbst, Vietnam im Februar oder Paris überhaupt immer. D. spricht nicht, ab und zu setzt sie ihre Bierflasche an, ab und zu nickt sie, und wenn sie sich bewegt, zieht sie sich sofort mit einer hastigen Bewegung ihren Rock wieder über die Knie.
„Ist H. schon wieder in Berlin?“, frage ich die D., damit sie auch mal was sagt. Die lustige, üppige und stets lachende H. habe ich vor Jahren bei einem Praktikum kennengelernt. Weil H. und D. fast gegenüber wohnen, gießt D in H.´s häufiger meist beruflich bedingter Abwesenheit die Blumen und hindert die Katze am Verhungern, wenn es H. aus der Stadt treibt. „Nein.“, sagt D. und schaut ziemlich auffällig in die offene Damenklotür. „Wo steckt sie eigentlich?“, fragt der M. und erfährt, dass H. an einen beruflichen Aufenthalt in Brüssel ein paar Tage Urlaub angehängt hat. „Ist H. immer noch solo?“, frage ich und denke an den verzogenen, niedlichen Multimediaassistenten, der sich vor ein paar Wochen leider als ausschließlich und dauerhaft homosexuell herausgestellt hat. D. schweigt und nickt.
Nicht nur M. vermutet eine Geschichte. „Rück schon raus.“, M. schnippt der D. mit dem Zeigefinger locker gegen die Wange. D. studiert die Fußbodenstruktur und knibbelt ein bißchen an ihrem Rock. „Hey D.,“ sage ich. „Was haben wir schon groß weitergetratscht?“
Ein Bier und ganz leichtes Zureden weiter beginnt die D. zu sprechen. H. sei immer noch Single. „Das kann jetzt die Geschichte nicht sein.“, sage ich und stoße mit M. an. D. geniert sich.
Die D. erfahren wir wenig später, gehe morgens und abends in die Wohnung der H., um dort die Blumen zu gießen, das Katzenklo zu leeren und die Katze zu versorgen. Der Katze geht es prächtig dabei. Mit glänzendem Fell und glänzenden Augen wetzt Kater Leutnant seine Krallen an den baumartigen Gewächsen, die H.´s Wohnung zieren.
Um die etwas deprimierten Pflanzen aufzurichten habe die D., so sagt sie, nach Düngetabletten gesucht. Eine Schublade in einer Kommode, die so aussah, als enthalte sie Düngetabletten und anderes Pflanzenzubehör, habe sie geöffnet. Düngetabletten habe sie zwar nicht gefunden. In der Schublade sei statt dessen... also, sie hätte ja schon gedacht....aber nein, sie wolle nicht indiskret sein. Und es sei ja schließlich auch allein H.´s Sache. So unter erwachsenen Menschen.
„Ganz oder gar nicht.“, sagt der M. und fängt an, diverse denkbare Peinlichkeiten aufzuzählen, die H. in ihrer Schublade haben könnte. Ziemlich schnell wird die D. rot. „Ja, das war das.“, sagt sie und schämt sich sehr, H. verraten zu haben.
Details sind aus D. leider nicht mehr herauszubringen.
Unterdessen gehen die Wochen ins Land, H. kehrt zurück, schläft sich aus, und man versucht sich zu verabreden. Zweimal ist sie verhindert, dann kann ich nicht, und schließlich wird ein nachmittagliches Teetrinken daraus.
„Denk dir.“, sagt die H. lachend, „D. hat zufällig meine kleine Geheimnisschublade gefunden.“ „Ach?“, sage ich. „Ja, auf der Suche nach Pflanzendünger oder so. Und jetzt hat sie mich nach Quellen gefragt.“ „Und?“, frage ich. „Ach.“, sagt H. Das Internet sei ja nicht nur zum Mailverschicken gut.
von: Modeste Schublade: Datum: 7. Mär. 2005, 20:00 Uhr