Du aber sollst gerettet sein
Vorbei an den sterbenden Kriegern des Zeughauses, vorbei an den Kuroi des Altes Museums, die über die Museumsinsel lächeln, weiter die Schönhauser Allee hinauf, und die Streicher wogen salzig wie Meerwasser hinter meinen Schläfen. In der gläsernen Luft hallen die Sehnsucht der Senta und die Verdammnis des Holländers nach, singend von einer Treue, von der ich nicht einmal wüsste, wohin damit. „Sie sehen hübsch aus.“, unterbricht der Taxifahrer die Girlanden einer türkischen Sängerin aus seinem Cassettenrecorder und wünscht mir sieben Söhne an den Hals. „Im Handschuhfach sind Bonbons.“, lädt er mich ein. Ganz leer sind die Straßen, und der Winter vor meiner Tür lässt die Narben auf meinem linken Arm dunkelrot glühen, Blut und Granat.
Wie Honig zerläuft der Bonbon des Taxifahrers auf meiner Zunge und schließt sich um meine Zähne als eine zuckerige Haut, eine süße Membran zwischen mir und der Nacht, die zu kalt ist, um noch irgendwohin zu gehen, zu kalt, um noch irgendetwas zu tun als im Bett zu liegen, Genets Querelle zu lesen, und die großartige Verfilmung Fassbinders leider nicht im Haus zu haben: Fassbinder, der die schmutzige Sehnsucht in reine Bilder fassen konnte, deren Ahnung und Schatten meine Träume durchtränkt mit dieser ziehenden Musik einer Gier, deren Erfüllung nichts kostet als das Leben.
manchmal beneide ich sie