25.03.2012
Die ganze Welt riecht nach Milch. Nach saurer Milch, genauer gesagt, und in der Öffentlichkeit schnuppere ich ab und zu vorsichtig ein bisschen herum, ob es gerade sehr durchdringend riecht wie in einer Lagerhalle für Harzer Käse.
Dass Kind F. nach Milch riecht, finde ich dabei verzeihlich. Er ist acht Wochen alt, da kann man schon mal nachsichtig sein, aber für die Spuren der Milch auf mir bin ich natürlich voll und ganz selbst verantwortlich. Flecken auf T-Shirts beispielsweise. Reste von Milch, die mir aus dem F. irgendwie in den Ausschnitt getropft sind. Milch in den Haaren, alle diese Dinge, und so sitze ich also morgens um halb zwölf vorm Café Anna Blume und mustere verstohlen mein Oberteil. Da ist doch nicht etwa ... oder riecht hier Kind F. aus seinem Wagen?
Wenn Frau Wortschnittchen etwas riecht, dann überspielt sie das jedenfalls mit höflicher Perfektion. Hell, aber kälter als gestern scheint die Sonne, das Frühstück für zwei ist so groß, dass ich vermutlich nicht abnehmen, sondern weiter zunehmen werde, und Kind F. schläft wie erhofft so ausdauernd, dass er erst dann erwacht, als das Frühstück praktisch aufgegessen ist. Ich bin satt. Kind F. möchte erst noch satt werden.
Zu Hause angekommen, inspiziere ich meine Oberbekleidung und wechsele das Shirt. Später am Tag ziehe ich mich nochmal um. Jeder hatte mir schon im Vorfeld gesagt, dass ich nie so häufig waschen würde, wie im ersten Lebensjahr des F., aber dass dies nicht nur an den ständig vollgespuckten Kinderkleidungsstücken liegt, sondern auch an meinen vollgemilchten Sachen, war mir so nicht klar.
Irgendwann abends wird Kind F. gebadet. Frisch riecht er, gar nicht nach Milch, und ich schnuppere kritisch: Es muss an mir liegen. Ich sollte mich umziehen.
[ich bin gerade in der phase von weiß zu oliv, also sprich vom kleckerkind zum matschbrocken. schwarz kommt dann zur pubertät wieder ...]