Das schöne Leben
Am Morgen einfach liegenbleiben, die Augen geschlossen halten und sich auf die hellen und dunklen Stellen auf der Innenseite der Lider konzentrieren. Die schwereren Schritte des geschätzten Gefährten, der auf Socken durch die Wohnung läuft. Leises Gläserklirren, fließendes Wasser, und das leichte Trippeln der Katzen.
Der heiße, dichte Kaffee. Auf der Seite liegend die Beine an den Oberleib ziehen, eingehüllt in die eigene Wärme und die Gedanken nach allen Seiten fließen lassen. Langsam vergessen, wie kalt und hart das Jahr gewesen war, und hoffen, dass nur die guten Momente sich für später erhalten. Sich fragen, was man aufheben wird oder ob dieses Jahr ganz und gar verpackt werden muss und weggestellt werden soll auf einen der schattigen Dachböden deines Lebens.
Nun aber doch das weiche Fell der Katzen. Der Geschmack von Brot mit Pastete und Brie. Die Langsamkeit eines Tages, der nicht in Viertelstunden gemessen werden muss, und ein bißchen blättern in Büchern. Verabredungen treffen für drei, für vier, für irgendwann später, und sich stolz zulächeln im Spiegel, dass man dieses Jahr überstanden hat, verformt nicht mehr als nötig, und sich versprechen, dass die nächsten Tage, das nächste Jahr vielleicht, leicht wiegen sollen auf der Waage der Mühen.
Ein leichtes Leben für das nächste Jahr schwörst du dir, die Zahnbürste im Mund. Keine Entscheidungen zu treffen, die über den Tag hinaus Bedeutung haben. Die Kugeln rollen zu lassen, ohne Gewinn und Verlust, und alles, was das nächste Jahr dir bringen mag, sei heiter, belanglos und graziös. Etwas wie Rascheln, maigrünes Laub und folgenlose Küsse. Ein gelocktes Jahr wünschst du dir, Petit Fours und jubelnde Geigen. Den sommerlichen Park von Sanssouci, ein lächelnd gezähmter Pan mit Glockenspiel und Flöte. Ein Rokokojahr ohne Sturm auf die Bastille, und kein Bedauern, kein Vergebenmüssen, nur ein verspielt-geschwungener Schnörkel am Rande eines ernsten Buches, das ich gerade nicht lesen mag, nicht diesen Morgen und nicht das kommende Jahr.