Ablauf der Corrida
Die Tore öffnen sich. Groß, mit schwarzem glänzendem Fell steht der Stier in der Arena und zieht seine letzten Liter Luft durch die Nüstern. Unter dem Fell, glänzend wie Haut, spielen die Muskeln, und für einen Moment steht die Welt still. Über diese Muskeln streichen, denke ich, und stelle mir vor, wie die feuchte Glätte sich anfühlen mag: Eine heiße, zitternde Membran zwischen der trockenen Hitze des Tages und dem Blut, das der Stier der Menge schuldet, die sich langsam loslässt.
Unwillig scheint´s, folgt der Stier der Capa, die ihre rot und gelb leuchtende Warnung vergeblich ausspricht: Aus dieser Arena wird der Stier nicht mehr entkommen. Langsam, fast behäbig folgt er dem schleifenden Tuch, wendet sich nach allen Seiten mäßig interessiert und sehr weit weg. Naht er dem Tuch, so flüchtet der Banderillero hastig vor dem Schwarzen, der hinter der Capa beiläufig die Hörner senkt.
Noch immer mag der Stier nicht laufen, ruhig spielen die Muskeln, ruhig geht der Stieratem, und ließe man ihn gehen, würde kein Hauch von Gefahr den Stier gestreift haben. Lässig, von der schwerflüssigen Eleganz alter Seide läuft der Stier der Capa nach.
Hoch reißt der Matador dann das Tuch, senkt es, windet es sich um den Körper, lässt es hoch über sich wehen und schreitet ein, zwei, drei Schritte auf die Menge zu. Näher und näher kommt der Stier, lässt sich vom grellen Tuch berühren, beschleunigt seinen Gang und rennt heiß und kopflos hinter dem Tuch her. Sehr klein, sehr schmal, fast erbärmlich in seiner bunten Uniform tanzt der Matador vor dem Stier. Gieriger und hastiger läuft der Stier der Capa nach, und dann, wenn der Stier fast müde sein müsste, vielleicht von der Capa abließe, die er nicht fassen kann, fließt das erste Blut von den Spitzen der Piken die schwarze Flanke des Stieres hinab. Dickflüssig rinnt es, grellrot über Schwarz, und ich beuge mich weit vor, den Stier toben zu sehen, den die Lanzen höher und höher treffen, bis er schließlich im Nacken getroffen den Kopf senkt. Widerhaken graben sich ins Fleisch, triumphieren zitternd über dem Haupt des Stieres, während der, der sie setzt, abtaucht: unverletzlich, flink und kühl über der Hitze des Stieres.
Geschwächt mag der Stier nun sein, müde des Bluts und der schnellen Bewegung. Die Trompeten scheint er nicht zu hören; langsam dreht der Stier sich um die eigene Achse. Den Wechsel des Tuchs, den Austausch des Gelbs durch das Rot über und über sieht der Stier nicht. Begehrlich, kraftvoll stößt der Stier zu, sticht seine Hörner in die Leere hinter dem Tuch, und rennt, rasend in seinem Schmerz, um den Matador herum. Schwer gleitet sein Schatten um die tänzerischen, leichtfüßigen Schritte des anderen. Pulsierend strömt sein Blut grell vom Nacken in den Sand.
Noch einmal stößt der Stier nach dem Tuch, verfehlt den Tänzer in einer eleganten halben Wende. Und auf einmal blitzt das Schwert, zum letzten Mal wirft der Stier seinen Körper nach vorn, und über dem gebeugten Nacken sticht der Matador das Schwert tief in den Hals.
Für einen Moment, für die Sekunden, für die ich gekommen bin, steht der Stier ganz still in seiner leuchtenden, blutüberströmten Schwärze. Ganz nach vorne gebeugt, lächelnd, das Glas mit den geschmolzenen Eiswürfeln an die heiße Wange gepresst, sehe ich den Stier zittern, und langsam in die Knie gehen.
Unwillig scheint´s, folgt der Stier der Capa, die ihre rot und gelb leuchtende Warnung vergeblich ausspricht: Aus dieser Arena wird der Stier nicht mehr entkommen. Langsam, fast behäbig folgt er dem schleifenden Tuch, wendet sich nach allen Seiten mäßig interessiert und sehr weit weg. Naht er dem Tuch, so flüchtet der Banderillero hastig vor dem Schwarzen, der hinter der Capa beiläufig die Hörner senkt.
Noch immer mag der Stier nicht laufen, ruhig spielen die Muskeln, ruhig geht der Stieratem, und ließe man ihn gehen, würde kein Hauch von Gefahr den Stier gestreift haben. Lässig, von der schwerflüssigen Eleganz alter Seide läuft der Stier der Capa nach.
Hoch reißt der Matador dann das Tuch, senkt es, windet es sich um den Körper, lässt es hoch über sich wehen und schreitet ein, zwei, drei Schritte auf die Menge zu. Näher und näher kommt der Stier, lässt sich vom grellen Tuch berühren, beschleunigt seinen Gang und rennt heiß und kopflos hinter dem Tuch her. Sehr klein, sehr schmal, fast erbärmlich in seiner bunten Uniform tanzt der Matador vor dem Stier. Gieriger und hastiger läuft der Stier der Capa nach, und dann, wenn der Stier fast müde sein müsste, vielleicht von der Capa abließe, die er nicht fassen kann, fließt das erste Blut von den Spitzen der Piken die schwarze Flanke des Stieres hinab. Dickflüssig rinnt es, grellrot über Schwarz, und ich beuge mich weit vor, den Stier toben zu sehen, den die Lanzen höher und höher treffen, bis er schließlich im Nacken getroffen den Kopf senkt. Widerhaken graben sich ins Fleisch, triumphieren zitternd über dem Haupt des Stieres, während der, der sie setzt, abtaucht: unverletzlich, flink und kühl über der Hitze des Stieres.
Geschwächt mag der Stier nun sein, müde des Bluts und der schnellen Bewegung. Die Trompeten scheint er nicht zu hören; langsam dreht der Stier sich um die eigene Achse. Den Wechsel des Tuchs, den Austausch des Gelbs durch das Rot über und über sieht der Stier nicht. Begehrlich, kraftvoll stößt der Stier zu, sticht seine Hörner in die Leere hinter dem Tuch, und rennt, rasend in seinem Schmerz, um den Matador herum. Schwer gleitet sein Schatten um die tänzerischen, leichtfüßigen Schritte des anderen. Pulsierend strömt sein Blut grell vom Nacken in den Sand.
Noch einmal stößt der Stier nach dem Tuch, verfehlt den Tänzer in einer eleganten halben Wende. Und auf einmal blitzt das Schwert, zum letzten Mal wirft der Stier seinen Körper nach vorn, und über dem gebeugten Nacken sticht der Matador das Schwert tief in den Hals.
Für einen Moment, für die Sekunden, für die ich gekommen bin, steht der Stier ganz still in seiner leuchtenden, blutüberströmten Schwärze. Ganz nach vorne gebeugt, lächelnd, das Glas mit den geschmolzenen Eiswürfeln an die heiße Wange gepresst, sehe ich den Stier zittern, und langsam in die Knie gehen.
von: Modeste Schublade: Datum: 14. Jun. 2005, 0:45 Uhr
;-)