Auf kleiner Flucht

Dass der B. sich gar nichts habe zuschulden lassen kommen, wie er behauptet, ist sicher Ansichtssache, aber zumindest ich glaube diesem an sich ruhigen und angenehmen Herrn, Rechtsanwalt im Berliner Büro einer international operierenden Kanzlei, dass fremde Frauen bei seinen Verfehlungen keine Rolle gespielt haben. Auf den ersten Blick aber, dies müssen auch seine Freunde einräumen, sah es ganz und gar nicht danach aus.

Aufgekommen ist die ganze Sache anlässlich eines Anrufs seiner Frau. Diese wähnte ihn auf einer dienstlich veranlassten Reise nach Duisburg und wunderte sich wegen der behaupteten langwierigen Verhandlungen kaum, dass sie ihn letzten Dienstag so gegen elf Uhr morgens nicht erreichte. Sie rief ihn also einmal an, sie rief zweimal an, und als er dann immer noch nicht abhob, rief sie seine Sekretärin an. Sie habe ihren Schlüssel in der Wohnung vergessen, sei nur kurz einkaufen gegangen und stehe nun mit dem vier Monate alten gemeinsamen Kind vor der verschlossenen Tür. Die Putzfrau sei nicht erreichbar, niemand anders habe einen Schlüssel, und so müsse der B. den seinen einem Expressbotendienst übergeben, denn ansonsten komme sie nicht mehr hinein.

Die Sekretärin wunderte sich. Von Duisburg war ihr nicht nur nichts bekannt. Ihres Erachtens - und dies war zutreffend - hatte der B. sich vielmehr einen Tag Urlaub genommen, und wo er sich aufhielt, war ihr unbekannt. Nicht ohne Skrupel teilte sie diesen Sachverhalt mit. Der Frau des B., frierend im Treppenhaus ihrer Wohnstatt, stockte der Atem. Im Hintergrund des Telefonats brüllte laut und vernehmlich ihr Säugling.

Sie gehe jetzt zu einer Freundin, hinterließ die Frau des B. im Sekretariat, und dann legte sie auf. Sekretärin wie Ehefrau schickten Mail um Mail an den B., riefen vergeblich an und besprachen seine Mailbox, und schließlich meldete sich der Vermisste. Er war nicht in Duisburg. Er war in Potsdam.

Dass Ausreden in einem solchen Fall nicht weiterhelfen würden, lag auf der Hand. Entsprechend versuchte der B. gar nicht abzuleugnen, ein Hotelzimmer gemietet und dort übernachtet zu haben. Dass allerdings die Übernachtung ganz allein stattgefunden habe, glaubt die Frau des B. ihm nach wie vor nicht, und nur diejenigen, die dem B. wirklich wohlwollen, kaufen ihm ab, dass nichts als der Wunsch, sich einmal nach vier Monaten mit dem äußerst geräuschintensiven Kind so richtig auszuschlafen, der einzige Beweggrund dieser Absenz gewesen sei, und selbst von diesen Wohlwollenden haben nur wenige Verständnis für diesen Schritt.

Die Frau des B. weilt vorerst bei ihrer Mutter in Tutzing.

Hammerhai - 15. Mär. 2010, 0:49 Uhr

Spätestens wenn sich ihre Mutter ebenfalls über Nacht in ein Hotel davonschleicht, wird sie sich reumütig wieder in die Hausgemeinschaft mit B. begeben.

Und wenn er klug ist und einen guten, abhörsicheren Draht zur Schwiegermutter hat, wird er diese Entwicklung kurzerhand konspirativ in die Wege leiten.
Modeste - 15. Mär. 2010, 22:37 Uhr

Wie ich heute gehört habe, hat ihre Mutter auf eine solche Gelegenheit, Tochter und Enkelin in ihre Nähe zu bekommen, wohl nur gewartet. Ein paar beschwichtigende Worte sind da wohl nicht zu erwarten.
arboretum - 17. Mär. 2010, 11:35 Uhr

Vielleicht erholt sie sich wenigstens bei ihrer Mutter etwas und kann dann hinterher mit etwas mehr Abstand mit ihm nochmals in Ruhe darüber reden.

Und wenn er klug ist, schreibt er ihr schöne Liebesbriefe nach Tutzing. So er sie denn noch liebt.
Casino - 15. Mär. 2010, 14:17 Uhr

schon duisburg klingt ja verdächtig, da muss man nichts dazu erfinden, weil keiner nachfragt. paris, brüssel oder genf wären nur bei ernsten geschichten für ausreden zu verwenden, also wenn es sich lohnt, wenn ein konstrukt aufgebaut werden muss.
Modeste - 15. Mär. 2010, 22:37 Uhr

Ja, das habe ich auch gedacht. Auf Duisburg muss man erst mal kommen.
kid37 - 15. Mär. 2010, 14:49 Uhr

Der Mann, der nur bis Potsdam kam. Auch ein schöner Buchtitel über eine Duisburgreise.
Modeste - 15. Mär. 2010, 22:37 Uhr

Aber ob ein schlafender Mann allein im Bett so spannend ist?
timanfaya - 15. Mär. 2010, 15:05 Uhr

unabhängig davon, welche geschichte stimmt: riesenarschloch.
sage ich jetzt mal so als vater eines fünf monate alten kindes.

p.s.: eine erholsame übernachtung im puff wäre sicherlich auch ruhiger als zu hause,
und somit ebenso glaubhaft

p.p.s.: "der mann der nur in potsdam kommt" schöner buchtitel über die geschichte eines schönheitsbeischlafs
walküre - 15. Mär. 2010, 19:39 Uhr

Danke dafür, dass Sie Ihre Meinung so offen aussprechen.
Sagt eine, die selber weiß, wie beschissen es sich anspürt, wenn man merkt, dass man unter Zuhilfenahme dümmster Ausreden (Überstunden, Besprechungen usw.) mit einem Kleinkind schmählich im Stich gelassen wird. Und: Bei solchen Aktionen geht soviel Porzellan ( sprich Vertrauen) kaputt, dass es nicht einmal die wohlwollendste Schwiegermutter dauerhaft kitten kann.
Casino - 15. Mär. 2010, 21:52 Uhr

walküre: idem, mit drei kleinkindern, 2 davon gleich klein, nämlich neugeboren. sie haben es halt nicht leicht, die männer, keiner versteht ihre bedürfnisse.
Modeste - 15. Mär. 2010, 22:44 Uhr

Tun Sie dem armen Kerl nicht vielleicht doch ein wenig Unrecht? Ich gebe zu, ich möchte auch nicht mit einem Kind allein gelassen werden, aber nach allem, was ich höre, hat er sich in den letzten Wochen und Monaten ziemlich aufgerieben durch die ständigen nächtlichen Unterbrechungen bei gleichzeitig strammem Arbeitspensum von rund 60 Stunden pro Woche. Wie man das Dilemma löst, weiß ich zwar auch nicht, aber so ganz dankbar ist die Rolle des Auf-Einmal-Alleinverdieners sicher auch nicht.
schneck08 - 15. Mär. 2010, 22:59 Uhr

Es gibt übrigens auch Frauen, die das tun. Und die nehmen dann manchmal auch das Kind gleich mit nach Duisburg. Nur so nebenbei.
timanfaya - 16. Mär. 2010, 9:50 Uhr

unrecht? wer sich in 60 stunden "aufreibt" und zusätzlich nicht in der lage ist die nächtlichen unterbrechungen "durchzustehen" sollte entweder vorher seinen job wechseln oder sich vor der geburt eines kindes darüber gedanken machen, ob man das packt. das leben ist sehr selten "wünsch dir was", meistens befindet man sich bei "so isses".

aus eigener erfahrung kann ich nur sagen, das ist reine kopfsache. ich will das mit dem troll und deswegen strengt es mich auch nicht an. und ich bin als selbstständiger nicht nur meinen angestellten sondern vor allem der bank gegenüber im soll. deswegen finde ich diese ach so arme stressnummer einfach nur lächerlich ... 'ne lusche halt.

ansonsten breche ich über nichts und niemanden eine lanze, der in fremde betten springt. ich kenne das aus eigener und erzählter erfahrung welche verschiedensten gründe es dafür geben kann und in welchen schwierigen persönlichen und psychischen situationen man auf einmal steckt. aber sowas macht man einfach nicht, wenn gerade ein kind geboren wurde. ich fasse das mal unter "anstand" zusammen ...

p.s.: das mit den frauen stimmt natürlich auch. ich kenne das von nachbarn in der schattierung, dass sie abhaut und er zuhause mit zwei kindern sitzt. gibt's alles.
Modeste - 20. Mär. 2010, 12:25 Uhr

Nein, das sehe ich nicht so. Auch ein Wunschkind kann anstrengen. Ich glaube nicht, dass man durch ein solches Verbot, Schwächen zu zeigen oder auch nur zu haben, in schwierigen Situationen weiterhilft.
timanfaya - 22. Mär. 2010, 11:51 Uhr

ich habe das etwas sehr einseitig ausgedrückt, so meinte ich das nicht ausschließlich. ich bezog die schwäche nicht nur auf das eventuelle erschöpftsein, was individuell sicherlich unterschiedliche auswirkungen hat, sondern auf die schwäche, nicht darüber zu reden. wer etwas nicht kann, der kann es nicht. das ist so, und ist auch nicht zu bemeckern. aber reden, reden können wir alle.

ich finde es sehr sehr seltsam, dass man sich für ein kind entscheidet [ein meiner ansicht nach nicht ganz unwichtiger vorgang, den man nicht mal eben abends bei zwei bier überdenken sollte], und hinterher nicht über so etwas banales wie körperliche erschöpfung [das schaffen selbstverständlich auch wunschkinder] sprechen kann. das ist sowas von vermurkxt, da platzt wirklich mein vorstellungsvermögen. nicht zu dende gedacht?

denn, wenn das nicht geht, hätte man sich statt für ein kind besser für die scheidung entschieden. das hält nämlich eh nicht. und mit kind schon zweimal nicht.
kid37 - 22. Mär. 2010, 12:26 Uhr

Gut, so weit also der Plan. Aber Menschen machen eben manchmal auch was Dummes. (Es gibt ja auch Frauen, die mal für zwei, drei Tage verschwinden, und keiner weiß wo und hinterher "war nix". Mit Kind, ohne Kind, alles schon dagewesen.) Es gibt Beziehungen, die verkraften das, andere nicht. Je nachdem, wie hoch das gemeinsame Vertrauenskonto halt ist.
arboretum - 17. Mär. 2010, 11:32 Uhr

Ich glaub' dem das auch, dass fremde Frauen dabei keine Rolle gespielt haben, und ich finde auch nicht, dass er "ne Lusche" ist.

Das wirklich Traurige an der Geschichte ist doch, dass er offenkundig das Gefühl hatte, seine Frau nicht sagen zu können, dass er einfach einmal eine ruhige Nacht für sich alleine zu brauchen, weil er sonst bald nicht mehr kann. Vielleicht hätte sich dann ja gemeinsam eine bessere Lösung gefunden, vielleicht geht es ihr ja genauso und sie wünscht sich Entlastung (die muss ja nicht unbedingt immer von ihm kommen). Klar, sind die beiden völlig gestresst, wenn dieses Baby dauernd brüllt. Vielleicht sollten sie mit ihm mal zum Homöopathen Osteopathen [den meinte ich neulich, nicht den Homöopathen, arboretum 26.03.2010] gehen, womöglich hat es irgendwas bei der Geburt abbekommen, was ihm wehtut.

Vermutlich wird er eines daraus gelernt haben: seine Manöver und Lügen künftig besser abzusichern, damit sie auch nicht durch so einen dummen Zufall auffliegen.
quietplease - 17. Mär. 2010, 16:51 Uhr

Dem kann ich nur zustimmen. Wenn es in einer Beziehung nicht (mehr) möglich ist, die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren, dann liegt grundsätzlich was im Argen. Brüllendes Kind hin oder her.

"Ich will das, deswegen stresst mich das auch nicht" - bitte nicht persönlich nehmen, Herr Timanfaya, aber: selten so gelacht.
timanfaya - 18. Mär. 2010, 11:57 Uhr

ich habe gestern länger darüber nach gedacht, ob der kommentar ernst gemeint ist, oder ob die ironie einfach nicht bei mir zündet, weil zuviel davon da ist.

hallo? ich fahre in eine andere stadt um mich auszuruhen und sage meiner sekretärin rein überhauptgarnichts? also nicht deutlich einfacher in ein hotel ums eck aus denm ich im notfall schnell heraus käme, oder zu einem kumpel auf die couch? und ich bin für meiner frau telefonisch nicht erreichbar? sagt mal, in welchem film lebt ihr denn?!

was das lachen angeht: bei mir ist das so. wenn ich etwas will kann es mich nicht stressen. mein wille steuert meinen körper, reine übungssache. wenn ich es nicht wirklich will sieht das schon ganz anders aus. ich finde, bei einer so weit reichenden entscheidung wie die zu einem kind sollte man sein für und wieder vielleicht vorher mal überprüfen. liebe, egal ob zum partner oder zum kind hat auch etwas mit bedingunglosigkeit und zeitweiser aufgabe eigener bedürfnisse zu tun.

p.s.: die meisten viel schreienden kinder schreien übrigens, weil bei den eltern was nicht stimmt, meistens schon während der schwangerschaft. trifft auf meine beobachetete private und berufliche umgebung zu 100% zu. entspannte eltern haben entspannte kinder. ich schätze, dass es höchstens 5% zufallsausnahmen gibt. bei uns hat sich das blatt auch erst gewendet, als wir unsere anfangsnervosität und stellenweise hilflosigkeit überwunden hatten.
arboretum - 18. Mär. 2010, 19:09 Uhr

Potsdam ist doch quasi ums Eck. Und bei einem Kumpel auf dem Sofa unter der Woche mal so richtig auszuschlafen, dürfte schwierig sein, denn der kann es vermutlich nicht. Sprich: Bei dem klingelt irgendwann der Wecker und er muss aus dem Haus. Zwischendurch macht er wahrscheinlich auch noch ein bisschen Krach und dann ist es Essig mit dem Ausschlafen.

Aus genau dem Grund dürfte auch das Mobiltelefon ausgeschaltet gewesen sein, damit ihn nämlich keiner aus dem Schlaf reißt. Wer vorgibt, auf Geschäftsreise zu sein UND in der fraglichen Zeit seine Frau betrügt, der schaltet sein Mobiltelefon nicht ab. Der ruft abends noch brav an (notfalls heimlich im Klo) und erzählt was von Duisburg und ist auch morgens schön erreichbar, damit er nicht auffliegt.
timanfaya - 19. Mär. 2010, 9:41 Uhr

sagen wir's mal so: diese selbstverständlich denkbare interpretation stimmt mit den von mir gemachten erfahrungen und beobachtungen von und mit männern zu 100% nicht überein. schon garnicht mit den exemplaren ab einer gewissen beruflichen ebene.
arboretum - 19. Mär. 2010, 13:56 Uhr

Sagen wir es mal so: Nachdem was ich so aus meinem Umkreis an fremdgehenden Ehemännern respektive von Frauen in der Rolle der Geliebten mitbekommen habe*, tragen die Erstgenannten in der Regel doch Sorge, dass die Ehefrau durch vorsorgliche Anrufe usw. in Sicherheit gewogen werden. Und die Herren sind erreichbar oder kündigen es zuvor an, wenn sie es nicht sind. Aber vielleicht stellen die sich auch einfach etwas schlauer an als Sie und die Herren in Ihrem Umkreis. ;-)

* ich selbst halte mir verheiratete Männer vom Hals, bekam aber auch schon Avancen gemacht.
walküre - 19. Mär. 2010, 15:07 Uhr

"Wer vorgibt, auf Geschäftsreise zu sein UND in der fraglichen Zeit seine Frau betrügt, der schaltet sein Mobiltelefon nicht ab. Der ruft abends noch brav an (notfalls heimlich im Klo) und erzählt was von Duisburg und ist auch morgens schön erreichbar, damit er nicht auffliegt."

Schön wärs (Achtung: Ironie !), aber ich stimme Timanfaya zu:
Wenn ich von meiner eigenen und den hautnah im Umfeld gemachten diesbezüglichen Erfahrungen ausgehe, bin ich nicht definitiv NICHT geneigt, der Version des obigen Protagonisten Glauben zu schenken, denn von diesen Männern war ebenfalls kein einziger erreichbar.

Einer gewissen Komik entbehrt allerdings nicht, dass alle mir bekannten Fälle auf ähnliche, unvorsehbare Weise aufgeflogen sind, wobei die belastenden Beweise dann aber jeweils stichhaltig waren.
Modeste - 20. Mär. 2010, 12:31 Uhr

Ich glaube ihm, dass da nichts mit anderes Frauen läuft, höre aber auch immer wieder, dass die Zeit mit kleinen Kindern den einen oder anderen frischen Vater auf Abwege treibt, über deren Ursache ich bisweilen höre, die junge Mutter interessiere sich nur noch für das Kind, und der Vater fühle sich beiseite geschoben und ausgeschlossen. Man sollte sich da vielleicht eines generalisierten Urteils enthalten.
il-nonno - 17. Mär. 2010, 21:58 Uhr

Wozu hat einer eine Sekretärin, wenn er die nicht in die wirklich wichtigen Themen einweiht?
Modeste - 20. Mär. 2010, 12:31 Uhr

Die meisten Leut suchen ihre Sekretärin heute nicht mehr selber aus, und haben nur ein berufliches Vertrauensverhältnis zur Assistenz.
Helga B. - 18. Mär. 2010, 17:34 Uhr

boah seid ihr alle streng. hab ich mich zuerst noch gefragt, warum er sein Schlafbedürfnis nicht einfach zugegeben hat, frag ich mich das nach den Kommentaren nicht mehr.

Ich glaube nicht, dass es einer Partnerschaft zuträglich ist, wenn man nicht ehrlich sein kan. Und, ja man darf auch hilflos sein und etwas überfordert mit einer neuen Rolle, wenn aus der Zweierbeziehung eine Dreierbeziehung wird.
Modeste - 20. Mär. 2010, 12:35 Uhr

Ja, das sehe ich letztlich ähnlich. Ich fand das mehr amüsant als verwerflich, kann aber auch verstehen, dass seine Frau sich ärgert. Ein Drama sollte sie vielleicht trotzdem nicht daraus machen. Er hat, wenn ich das richtig mitbekomme, ihr angeboten, er nehme das Kind nun ein Wochenende, und sie könne in einem Wellness-Hotel mit Freundinnen erholen. Sie hat das wohl nicht so gut aufgenommen, ohne dass ich recht wüsste, wieso.
erphschwester - 19. Mär. 2010, 17:03 Uhr

wenn ich hier

so von der absolutheit der ansprüche lese, wundere ich mich nicht mehr, dass beziehungen heutzutage so schnell in die brüche gehen. dabei vergessen wir ganz leicht, dass selbst die kitschigsten kitschromane ein happy-end bereit halten, das weniger aus der reinheit der seelen, denn aus dem verzeihen kommt.
walküre - 19. Mär. 2010, 19:10 Uhr

Wieso Absolutheit der Ansprüche ? Zum Zeugen eines Kindes gehören ZWEI Menschen, die tunlichst keine Illusionen dergestalt hegen sollten, dass sich mit der Geburt eines Kindes das Leben in ein zuckersüß pastelliges Familienbild verwandelt. Es braucht viel Liebe und Mut und gegenseitiges Vertrauen, damit aus zwei Erwachsenen jene Grundlage wird, derer Kinder bedürfen, um gedeihen zu können; es braucht auch die Fähigkeit, den Alltag mit seinen Höhen und Tiefen bewältigen zu können und eine ordentliche Portion Verantwortungsbewusstsein. Ist das zuviel verlangt ?

Elternschaft ist eine ziemlich kompromisslose Angelegenheit, dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man Kinder in die Welt setzt.
erphschwester - 19. Mär. 2010, 19:38 Uhr

da sind wir

uns doch gar nicht so uneinig. "tunlichst keine illusionen" ist das stichwort. dazu gehört aber auch, dass der eine oder andere dann auch mal schwächeln darf. denn so viel ist klar: sich tiefen (die höhen klappen ja meist von allein) vorzustellen und sie zu erleben, sind dann immer noch zwei paar verschiedene schuhe.
der rest jedoch klingt mir mehr wie aus einem lebenshilfebuch: viel zu ideal, als dass er wahr sein könnte. ;)

und schließlich: das ganze ist ein prozess, bei dem es auch immer wieder einbrüche gibt. TUNLICHST sollten dann nicht alle beide eltern gleichzeitig einbrechen.
Modeste - 20. Mär. 2010, 12:38 Uhr

Das hört sich ja schrecklich freudlos an! Ohne Kinder zu haben, bisweilen frage ich mich, warum viele Eltern sich nicht etwas entspannen. Dann läuft halt nicht alles perfekt, aber möglicherweise angenehmer für alle Betelligten.
erphschwester - 20. Mär. 2010, 13:22 Uhr

aber doch nur,

weil hier immerfort von PFLICHT, VERANTWORTUNG usf. die rede war. die höhen, s.o., sind ja selbstläufer, die unkommentiert bleiben können.

...entspannen ist auch für die kinder netter (man denke nur an die vielen kleinen, deren VERANTWORTUNGSBEWUSSTE eltern sie schon vom kindergarten an auf ein erfolgreiches leben vorbereiten,)

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