Krankenkatze
Am Donnerstag vor zwei Wochen ist die Katze schwach. Den ganzen Tag liegt sie in der Dusche, hebt kaum den Kopf und sagt weder miez noch mau. Die Katze ist krank. Am Freitag wird es nicht besser, am Wochenende schleppt sich die Katze mühsam durch die Wohnung, und am Montag wuchte ich acht Kilo Katze zum Tierarzt. "Armes Kätzchen!", sagen die Passanten und nicken mitfühlend mit dem Kopf. "Kann ich die streicheln oder ist die ansteckend?", fragt ein kleines Mädchen und steckt einen Finger durch die Gittertür des Katzenkorbs.
Der Tierarzt findet nichts. Die Woche über aber wird die Katze immer schwächer, und am Freitag geht de geschätzte Gefährte wieder zum Tierarzt. Die Katze macht inzwischen eine völlig apathischen Eindruck. Sie frisst nichts mehr, sie trinkt nicht mehr, sie haart, als wolle die Katze auf der Stelle Skinhead werden, und verkriecht sich unterm Sofa. Die Vertretungstierärztin stellt fest: Die Katze ist richtig krank. Die Katze hat es an den Nieren.
In den nächsten Tagen wird die Katze durchgespült. Die Katze bekommt Infusionen, Mittel und Mittelchen, ernsthafte Medikamente und homoöpathische Spritzen, und Dienstag wird wieder ordentlich gefressen. Die Katze haut rein, als gebe es kein Morgen.
Heute morgen ist die Katze wieder ganz die alte. Morgens maunzt sie um 5.27 vor dem Bett. Beim Tierarzt macht sie Geräusche wie diese afrikanischen Fußballbegeisterungströten, und als ich abends heimkomme, flitzt die Katze zwischen meinen Beinen hindurch ins Treppenhaus und wird erst dort wieder eingefangen.
Dauerhaft fürs Erste müsse die Katze behandelt werden, sagt der Tierarzt. Freitag werde ich eingewiesen in die Kunst des Spritzen-Gebens bei Katzen, und zufrieden, scheint mir, sitzt die Katze auf einem karierten, dicken Kissen neben meinem Bett und schaut wohlgefällig in die Gegend, als halte sie den Aufwand für die Haltung einer Katze für ganz genau richtig und wohlgetan, wenn nicht sogar für völlig selbstverständlich.