Was es ist
Nein, sage ich, der Sommer ist es nicht. Nicht die Hitze am Abend, die auf dem Asphalt liegt wie eine Decke aus feuchter, ungesponnener Wolle. Auch nicht, dass es diesen Sommer schon wieder nichts geworden ist mit der Ostsee, und vielleicht nicht einmal die Sehnsucht nach Früchten, nach riesengroßen Litschis, dem klebrigen Saft von Mangos, eine eiskalte Melone, nein, nichts von alledem.
Auch die Nächte sind es nicht, der Rausch, sich durch die Dunkelheit tragen zu lassen, weitergeweht von einer Bar zur nächsten, tanzen, bis die Musik nicht mehr aufhört, auch wenn man schon längst im Taxi sitzt, betäubt von Nacht und Himmel. Auch keine Stimme ist es, keine Haut, kein fremder Geruch, keine Haare zwischen meinen Fingern, und nicht die ungewisse Vorfreude, wenn in meiner Tasche, unsichtbar noch die Nummer, das Telephon beginnt zu klingeln.
Paris ist es nicht. Stille ist es nicht, denn Stille halte ich nicht aus. Stille drückt mich am Rand des Nichts zusammen und quetscht mir das Blut aus den Poren, weil sie größer wird mit jedem Moment und presst mich gegen die Wand der Welt. - Wind ist es nicht, nicht der Geruch von Salz, nicht das Meer, nicht Bäume, Waldboden, nichts von alledem.
Aber des Nachts, wenn ich erwache, und stehe ein paar Minuten mit meiner Zigarette am Fenster: Nachts zieht es mich hinaus, etwas ruft nach mir, und ich hebe fast die Hand, um zu winken, dass es mich sieht. Etwas steht auf, nach mir zu schicken, damit es wieder wird, wie es war. Etwas lockt und singt, ein Schiff legt ab, aber wohin es geht, dass weiß ich nicht mehr, noch ob es gut wäre da, oder auch nur etwas besser.