Ein Liger für den Garten

Sehr gern, wenn es sich einrichten ließe, hätte ich auch einen Liger. In dieser Wohnung allerdings könnte ich keinen Liger halten, denn der Bewegungsdrang des Ligers überstiege meiner Wohnung Möglichkeiten, und allein ein ausreichend großzügiges Katzenklo, welches unerlässlich ist für die Haltung von Feliden, sprengte das vorhandene Raumangebot ganz und gar.

Sicherlich wäre ein Garten schön für den Liger. Gartenarbeit würde sich, nehme ich an, erübrigen, besäße ich das Tier. Einen Sandkasten würde ich aufstellen, vielleicht einen Teich graben lassen, und ein bisschen Rasen läge aus. Darauf würde der Liger sich wälzen und läge in der Sonne, vormittags etwa, oder schliefe unter den Büschen.

Unsicher bin ich mir, ob Liger klettern. Vielleicht, falls ja, läge er des Nachts auf den Ästen der Bäume und würde in die Nachtluft brüllen, wenn Liger brüllen, aber auch das weiß ich nicht genau. Bestimmt mag der Liger den Mond.

Da ich nicht viel zu Hause bin, würde ich einen zweiten Liger kaufen, damit der erste Liger sich nicht einsam fühlt. Der zweite Liger sollte eine Ligerin sein und zu zweit würden die Liger spielen, sich jagen, sich mit Tatzen hauen, wenn ihnen langweilig ist, und wenn sie schliefen, kuschelten sie sich eng zusammen, denn hier ist es kälter, stelle ich mir vor, als es Liger mögen.

Zu essen bekämen die Liger frisches Fleisch. Vielleicht würde ich bei einem Bauern Kühe abonnieren, jeden zweiten Tag eine Kuh, die lebendig gebracht würde, damit die Liger nicht erschlaffen, und von der Terrasse aus würde ich den Ligern beim Jagen zusehen. Wenn die Liger satt wären, müsste jemand kommen und die Reste der Kühe aufsammeln, denn die stelle ich mir übelriechend vor.

Grausam und blutrünstig wären die Liger zu Kühen. Sanft und anschmiegsam aber wären die Liger zu mir. Neben mir würden sie liegen und schnurren, wenn ich lese, und sich auf den Rücken legen und die Brust kraulen lassen. Die Liger würden kommen, wenn ich rufe, und wenn ich traurig wäre, würden sie mich trösten.

Theodor würde der eine Liger heißen. Und Maria der andere.

MerleMeer - 25. Aug. 2008, 9:02 Uhr

Der Eintrag korrespondiert mit meiner Stimmung gerade. Ein Hauch Traum, ein Hauch Vergeblichkeit und Irrationalität ist auch dabei (so ist es bei mir, so muss der Eintrag nicht bei Ihnen sein).
Merci!
Mit meinen eigenen Worten könnte ich dergleichen nicht ausdrücken.
Modeste - 25. Aug. 2008, 23:03 Uhr

Ja, das Traumhafte an der Vorstellung hat mir gefallen. Die riesengroßen Tiere, träge gähnend zwischen Rosen und Oleander. Bilder von Max Ernst.

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