Lob der Torheit (ernst gemeint)
Meine liebe J., die ja nun schon ein paar Tage länger allein durch die große Stadt streift als ich, scheint resigniert zu haben. Die Männer, sagt J, während sie ein paar altrosa Ballerinas in der Hand herumdreht und die Sohle biegt, könnten von ihr aus alle Zeit der Welt mit 22 Jahre alten blondierten Rechtsanwalts- und Notarsgehilfinnen verbringen, oder winzige fernöstliche Musikstudentinnen ausführen. Das ließe sie nun alles kalt. Sie käme gut allein durchs Leben, sagt die J., und geht mit einem braunen Paar Schnürschuhe zur Kasse.
Dass die J. gut allein durchs Leben kommt, steht außer Frage, und so stimme ich leicht zerstreut zu. Was mich angeht, entwickele ich auf dem Weg nach Hause, den Weinbergsweg hoch, doch gewisse Bedenken, die ich der neben mir einherstapfenden J. mitteile. Keineswegs verhält es sich so, dass die Gegenwart eines Mannes in meinem Leben, von seltenen und eher spezifischen Gelegenheiten abgesehen, zumindest in praktischer Hinsicht wirklich fehlt. Indes....ob aufgrund von Veranlagung oder Erziehung: Irgend etwas ist da schief gelaufen.
„Frau Modeste, versuchen sie doch noch einmal, ihre Einnahmen 2004 lückenlos...“, quäkt die letzte Woche nach zunehmender und schließlich verzweifelter Numerophobie engagierte Steuerberaterin aus der kleinen, schwarzen Dose neben dem Telephon, als ich die Wohnung betrete. Dreck, denke ich. Könnte ich meine Einnahmen und Ausgaben 2004 auch nur annähernd vollständig nachvollziehen, hätte ich die weiße Schachtel, in der der papierene Niederschlag meiner weltlichen Angelegenheiten aufbewahrt wird, nicht der Steuerberaterin auf den Schreibtisch gefeuert. „NACHRICHT GELÖSCHT“, tönt es auf meinen nervösen Knopfdruck daher aus der Dose, und bis nächste Woche habe ich erst einmal Ruhe.
Die kurzzeitig geplante Anmietung einer neuen Wohnung ist im Laufe der letzten Woche schon an der Tatsache gescheitert, dass ich von vier potentiellen Heimstätten zwei buchstäblich nicht gefunden habe. Zum Teil liegt dieses Versagen zwar an der lästigen Unart Berliner Makler und Vermieter, unrichtige Angaben zum Standort der Mietobjekte zu machen. Nicht zu verschweigen ist allerdings auch, dass gewisse Schwierigkeiten im Bereich der Orientierung in den letzten Jahren bereits erhebliche Kosten für Heimfahrten per Taxi generiert haben. In den beiden Fällen von letzter Woche bin ich allerdings einfach umgekehrt.
Die nach genauerer Betrachtung einzig verbliebene und um ein Haar angemietete Wohnung in einem mir bereits bekannten Teil des Prenzlauer Bergs konnte dagegen wegen schwerer Bedenken bezüglich der Verlegung von ungefähr 6 m² Laminat nicht angemietet werden, da die Dielen in der Wohnung die Küche aussparen. Mit Linoleum kann ich nicht zusammenwohnen und Laminat kann ich nicht verlegen. Selbst wenn einer käme, und mir das Laminat verlegen würde, so würde vielleicht die Tür nicht zugehen, hat man mir gesagt, und das wäre bei einer Küchentür doch schlecht. Ich bleibe also, wo ich bin.
Ich kann nicht richtig Auto fahren. Ich habe schon einmal ein Versäumnisurteil kassiert, weil ich den Gerichtssaal im Berliner Landgericht nicht gefunden habe. Und ich bin außerstande, Flüge im Internet zu buchen. Ich bin deswegen der letzte Mensch, der zu diesem Zweck Reisebüros aufsucht. Bei der Vorstellung, eine Lampe aufzuhängen, bricht mir der kalte Schweiß aus, da ein solcher Versuch vermutlich mein sofortiges Ableben unter starkter Geräuschentwicklung und infernalischem Gestank bedeuten dürfte. Und so fort.
„Meinst du nicht, dass du das hinbekämst, wenn du es einfach mal versuchst?“, fragt die J. beim after-shopping-tee Ich schüttele den Kopf, ebenso vergeblicher wie zahlreicher Versuche eingedenk. „Meinst du, dass sich irgendein Mann mit einer radikal unpraktischen Person belasten will?“, J. scheint skeptisch. „Ich kann doch auch ´ne ganze Menge.“, sage ich und versuche mich meiner praktischen Fähigkeiten zu erinnern.
Wer aber die sprichwörtliche Frau zum Pferdestehlen sucht, der ist hier ganz falsch. Ich setze daher fest auf die männliche Unvernunft.
Dass die J. gut allein durchs Leben kommt, steht außer Frage, und so stimme ich leicht zerstreut zu. Was mich angeht, entwickele ich auf dem Weg nach Hause, den Weinbergsweg hoch, doch gewisse Bedenken, die ich der neben mir einherstapfenden J. mitteile. Keineswegs verhält es sich so, dass die Gegenwart eines Mannes in meinem Leben, von seltenen und eher spezifischen Gelegenheiten abgesehen, zumindest in praktischer Hinsicht wirklich fehlt. Indes....ob aufgrund von Veranlagung oder Erziehung: Irgend etwas ist da schief gelaufen.
„Frau Modeste, versuchen sie doch noch einmal, ihre Einnahmen 2004 lückenlos...“, quäkt die letzte Woche nach zunehmender und schließlich verzweifelter Numerophobie engagierte Steuerberaterin aus der kleinen, schwarzen Dose neben dem Telephon, als ich die Wohnung betrete. Dreck, denke ich. Könnte ich meine Einnahmen und Ausgaben 2004 auch nur annähernd vollständig nachvollziehen, hätte ich die weiße Schachtel, in der der papierene Niederschlag meiner weltlichen Angelegenheiten aufbewahrt wird, nicht der Steuerberaterin auf den Schreibtisch gefeuert. „NACHRICHT GELÖSCHT“, tönt es auf meinen nervösen Knopfdruck daher aus der Dose, und bis nächste Woche habe ich erst einmal Ruhe.
Die kurzzeitig geplante Anmietung einer neuen Wohnung ist im Laufe der letzten Woche schon an der Tatsache gescheitert, dass ich von vier potentiellen Heimstätten zwei buchstäblich nicht gefunden habe. Zum Teil liegt dieses Versagen zwar an der lästigen Unart Berliner Makler und Vermieter, unrichtige Angaben zum Standort der Mietobjekte zu machen. Nicht zu verschweigen ist allerdings auch, dass gewisse Schwierigkeiten im Bereich der Orientierung in den letzten Jahren bereits erhebliche Kosten für Heimfahrten per Taxi generiert haben. In den beiden Fällen von letzter Woche bin ich allerdings einfach umgekehrt.
Die nach genauerer Betrachtung einzig verbliebene und um ein Haar angemietete Wohnung in einem mir bereits bekannten Teil des Prenzlauer Bergs konnte dagegen wegen schwerer Bedenken bezüglich der Verlegung von ungefähr 6 m² Laminat nicht angemietet werden, da die Dielen in der Wohnung die Küche aussparen. Mit Linoleum kann ich nicht zusammenwohnen und Laminat kann ich nicht verlegen. Selbst wenn einer käme, und mir das Laminat verlegen würde, so würde vielleicht die Tür nicht zugehen, hat man mir gesagt, und das wäre bei einer Küchentür doch schlecht. Ich bleibe also, wo ich bin.
Ich kann nicht richtig Auto fahren. Ich habe schon einmal ein Versäumnisurteil kassiert, weil ich den Gerichtssaal im Berliner Landgericht nicht gefunden habe. Und ich bin außerstande, Flüge im Internet zu buchen. Ich bin deswegen der letzte Mensch, der zu diesem Zweck Reisebüros aufsucht. Bei der Vorstellung, eine Lampe aufzuhängen, bricht mir der kalte Schweiß aus, da ein solcher Versuch vermutlich mein sofortiges Ableben unter starkter Geräuschentwicklung und infernalischem Gestank bedeuten dürfte. Und so fort.
„Meinst du nicht, dass du das hinbekämst, wenn du es einfach mal versuchst?“, fragt die J. beim after-shopping-tee Ich schüttele den Kopf, ebenso vergeblicher wie zahlreicher Versuche eingedenk. „Meinst du, dass sich irgendein Mann mit einer radikal unpraktischen Person belasten will?“, J. scheint skeptisch. „Ich kann doch auch ´ne ganze Menge.“, sage ich und versuche mich meiner praktischen Fähigkeiten zu erinnern.
Wer aber die sprichwörtliche Frau zum Pferdestehlen sucht, der ist hier ganz falsch. Ich setze daher fest auf die männliche Unvernunft.
von: Modeste Schublade: Datum: 19. Mär. 2005, 17:58 Uhr