Freitag, 26. August 2005

Die A. geht sich amüsieren

Die A. leidet. „Wirklich, Modeste,“, tönt es aus dem Hörer, „ich kann ihm absolut nichts vorwerfen, aber ich kann ihn einfach nicht mehr sehen.“ „Oha.“, sage ich, und klicke ein paarmal den „Refresh“-Button, während die A. sich über ihren Gefährten und Ernährer beschwert. „Er ist ein Engel, wirklich, aber hast du dich schon einmal mit einem Mann so gelangweilt, dass du angefangen hast, zu gähnen, wenn du ihn nur siehst?“, fragt die A., und ich denke ein bißchen wehmütig an den J., mit ich mich keine Minute der gemeinsamen sieben Jahre gelangweilt habe, völlig egal, ob gerade rote Luftballons oder schwarze Gewitterwolken den gemeinsamen Luftraum durchquerten. „Dann trenn´ dich doch endlich.“, liegt es mir auf der Zunge, aber eingedenk der Tatsache, dass man diesen Ratschlag seiner Umgebung unter keinen Umständen erteilen sollte, halte ich den Mund, und höre mir A.´s Lamento geschlagene zwanzig Minuten weiter an.

„Weißt du,“, sagt die A., und knistert mit irgendeiner Substanz, die vermutlich bis gerade eben irgendeiner Süßigkeit als Verpackung diente, „im Grunde brauche ich mindestens zwei Männer.“ „Ganz schlechte Idee.“, entfährt es meinem Munde, und ich weise warnend hin auf die schlechten Erfahrungen hin, die die A. doch erst vor kurzer Zeit mit diesem Modell gemacht hatte. „Ach, der.“, antwortet die A. mit deutlich wegwerfender Geste, kaut ein bißchen auf der soeben ausgepackten Süßigkeit herum, und entwirft statt dessen die Vision einer absolut wasserdichten Planung des neu anzuschaffenden Zweitbegleiters: Sie werde sich ein Hobby anschaffen. Einen Tanzkurs vielleicht. Oder Zeichenstunden.

„Und da jemanden kennenlernen?“, frage ich ein wenig ratlos, der die A. als eine Person bekannt ist, die kaum vor die Tür zu gehen braucht, um von fremden Herren mit Telephonnummern beworfen zu werden. „Ach was!“, zischt die A.: Sie werde da natürlich überhaupt nicht hingehen. „Ach so?“, frage ich, und höre die A. einen ausgefeilten Plan von wöchentlicher Freizeit entwerfen, die sie für einen Abend die Woche von allen Erklärungen freistellen werde, und Raum schaffen werde für alle goldenen Freiheiten außerhalb des eigenen Haushaltes ohne eine einzige lästige Nachfrage.

„Und schon einen geeigneten Kandidaten?“, frage ich die A., und hege ebenso wenig Zweifel an der baldigen Umsetzung des Plans wie am Scheitern der Vision eines komplikationslosen Zweitmannes. - „Noch nicht!“, schmettert die A. fröhlich durch den Hörer. Die Aquise sei indes für Samstag nacht geplant. „Langer Abend, ausgehen, schöne Männer – Modeste, hast du da schon was vor?“

„Ja.“, sage ich, und höre die A. am anderen Ende der Leitung ausgelassen lachen. „Modeste, Spielverderberin.“, sagt die A., und: „Ich rufe dich Sonntag an."

Fortsetzung folgt.


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