Mittwoch, 28. September 2005

Im Wasser zu singen

Die Blumenfrau wickelt die roten Schwertlilien dreimal in Papier, damit sie nicht durchweichen auf dem Weg nach Hause. „Ist schon gut,“, sage ich, dass ich es nicht weit habe, und es den Blumen doch nicht schaden wird, ein bißchen nass zu werden. „Ihnen geht´s gut!“, sagt die Frau mit der grünen Schürze, und hört sich ein klein wenig missbilligend an, ganz so, als sei es an höherer Stelle nicht gern gesehen, an diesem Herbsttag in Grau lachend die Kastanienallee herunterzulaufen, die Regentropfen mit der Zunge von den Lippen zu lecken, und auf den zehn Minuten Weg vom Gemüsehändler bis zum Bäcker alle vier Feigen aufzuessen, die so überreif sind, zuckerig süß, verlustig schon der säuerlichen Feigenfrische, und so saftig, dass sich der Feigensaft mit dem Regen in meinen Mundwinkeln mischt.

„Wieder unter den Lebenden?“, lacht die B. in den Hörer, und fragt nach Britten in der Komischen Oper, ein Glas Wein will die C. am späteren Abend trinken, einen Tee am Nachmittag der J., und ich sage alles, alles zu in Kompensation der allzu arbeitsreichen letzten Woche, süße mir den Lapsang Souchong mit drei Löffeln Zucker, und winke den Kindern im Hinterhof zu, die pudelnaß im Kastanienlaub rascheln. „Na duuu?“, grüßt mich ein kleines Mädchen zurück, und ich frottiere mir erst die Haare, um dann doch in die Dusche zu steigen, heißes Wasser über Rücken und Nacken. Ein neues Duschgel brauche ich demnächst einmal, denke ich, das nicht nach Sommer riecht, nicht nach Zitronen, Meer und grünem Gras, und stelle mir warme Zedern vor, vielleicht Orange, vielleicht Rosen.

Durch die offenen Badezimmertür, durchs Rauschen des Wassers singt Eberhard Waechter 1959 großartig, strotzend unter Giulini, und ich singe mindestens genauso laut, aber fürchterlich falsch mit:

Finch'han dal vino
Calda la testa
Una gran festa
Fa preparar...


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