Mittwoch, 8. Februar 2006

Schwesterchen fährt in Urlaub

„Also zu meinem Geburtstag“, hebt Schwesterchen an, „bin ich ja gar nicht da. Wenn du mich besuchen willst, dann kommst du besser früher. Oder später. An meinem Geburtstag bin ich aber nicht da, aber du wärst ja sowieso nicht gekommen. Du kommst ja nie vorbei, und ich sage noch, komm mal vorbei – aber du kommst ja nicht. Wäre aber toll, wenn du vorbeikommst, aber nicht zu meinem Geburtstag. Wir fahren nämlich in Urlaub, nach Sri Lanka. Da war ich noch nie, also auf Sri Lanka, und der T.² auch nicht, und wir freuen uns total. Da hat er mich nämlich eingeladen, als Geburtstagsgeschenk, alles dabei – eine Woche fahren wir so durch die Gegend, Wagen mit Fahrer, weil wir uns ja nicht so auskennen da vor Ort. Der T.². der würde das bestimmt alles finden, der verfährt sich nämlich eigentlich nie, aber Fahrer ist natürlich besser, da ist es bestimmt nicht so gut ausgeschildert, kann man ja auch nicht verlangen.

Finde ich sowieso total bescheuert, diese Leute, die irgendwohin fahren, und dann wollen sie, dass das alles so ist wie hier. Ist es aber nicht, das finde ich aber gerade gut so. Dann weiß man wenigstens, dass man woanders ist. Und mit Fahrer sowieso kein Problem. Der weiß denn ja, wo alles ist und fährt einen hin. Eben. Und dann eine Woche am Meer, Hotelanlage, echter Luxus, aber alles total umweltverträglich, schafft ja auch Arbeitsplätze, so Tourismus, also da habe ich gar kein Problem. Gibt ja auch so Leute, die lehnen das ab, da halte ich aber gar nichts von, sollen die sich mal fragen, was so ein Rucksacktourist im Land lässt, das bringt die Leute ja nicht weiter. Der T.² gibt richtig Geld aus, da leben die ja von. Also die Leute vor Ort. Nicht so wie diese Travellertypen, obwohl ich das auch ziemlich gut finde. So auf eigene Faust. Würde ich auch machen, aber der T.² ist da nicht so für. Finde ich super, dass du das machst, richtig abenteuerlich finde ich das, aber ich will schon wissen, wo ich abends schlafe. Und der T.² auch. Eigentlich noch mehr als ich, aber der arbeitet so viel, da kann man das auch verstehen. Weiß ich aber, dass du das spießig findest. Finde ich aber nicht.

Wo fährst du denn hin? – Sizilien hat mir ja nicht so - aber das lag am Hotel. Vietnam finde ich ja auch ganz super, da haben wir auch überlegt, aber dann hat der T.² hinter meinem Rücken einfach beim Reisebüro angerufen und einfach alles gebucht. Als Geschenk für mich. Ist wahnsinnig großzügig, was? So ist der aber. Nicht so wie der Freund von meiner Freundin K., der verdient supergut, aber zu Weihnachten, oder wenn sie mal Geburtstag hat, dann geht er hin und kauft ihr ein Buch. Oder eine CD, total geizig ist der. Wenn einer nichts hat, dann ist das eben so, aber wenn einer gut verdient, dann kann er auch, finde ich. Den sollte sie sowieso – aber das tut sie nicht. Die K. sieht aber auch nicht so gut aus. Muss man einfach ganz klar sehen, die K. ist eine wahnsinnig liebe Person, aber Männer sind da ja so - Frauen sind aber auch nicht besser. Meistens jedenfalls. Die K. aber schon, nur ihr Freund ist eine Flasche. Du glaubst gar nicht, was der ihr zu Weihnachten geschenkt hat, das war so unglaublich, das habe ich sofort wieder vergessen, aber selber kauft er sich Socken für 50 €, da schwört er nämlich drauf. – Kennst du die K. überhaupt? Nein? Gar nicht? Süße, du musst unbedingt mal herkommen, dann lernst du auch die K. mal kennen, und sie dich auch, der habe ich nämlich schon ganz viel über dich erzählt.

Überhaupt müssen wir uns mal wieder richtig unterhalten. Jetzt musst du schon wieder los? Ich bin inzwischen ja auch mal ganz gern zu Hause, aber zu zweit ist das ja sowieso alles was anderes. Also allein würde ich auch immer ausgehen. Hat ja auch was, immer unterwegs. Wo gehst du denn hin? Kenne ich nicht, nicht mal vom Namen her. Ist es gut da? Ist bestimmt gut, so wie sich das anhört. - Also, lass uns demnächst mal wieder ausführlich sprechen. Und Grüße vom T.², der findet dich nämlich auch super. „Deine Schwester sieht doch eigentlich auch richtig gut aus“, hat der erst gestern gesagt. Heute ist er aber nicht da.

Dann dir noch einen schönen Abend. Und bis bald. Schön, mal wieder von dir zu hören.“

Schwesterchen legt auf.



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