Wir haben nichts genossen
Bei Dussmann in der Friedrichstraße auf einmal immer kleiner werden wie der Elephant in einer Short Story von Haruki Murakami. Nur schneller. 1,67 -- 165 -- 1,63 und immer so weiter. Nach einigen Sekunden schon nur noch ganz knapp über den Tisch schauen können, auf dem die Neuerscheinungen liegen. Links Clemens Meyer, rechts Juli Zeh.
Sich beherrschen zu müssen, um keine Angst zu bekommen vor den anderen Leuten, denn immer mehr Menschen drängen sich um die Tische, stoßen sich gegenseitig an, schieben sich die Rolltreppe nach oben und schreien sich gegenseitig abgehackte, knappe Sätze in die Ohren, die wie Kommandos klingen. Hoch zu den Ratgebern. Nur noch kurz zur Kunst. Ab nach unten.
Der Versuchung nachgeben, ein paar Minuten auf der Toilette die Augen zu schließen. Unsichtbare Hände trommeln gegen die Tür. Sich beruhigende Worte vorsagen. Abend etwa. Sonne, Brunnen und Licht. Sich zu erinnern versuchen, was man hier eigentlich will. Suchen, finden und ganz schnell bezahlen.
Vor der Tür weglaufen vor dem Stand mit den Billig-CDs. In die nächste Seitenstraße und kurz stehen bleiben. Atmen. Die Hände zusammenpressen, den eigenen Pulsschlag zählen, wie er sich langsam beruhigt und wieder größer werden, wachsen, lächeln und nach Hause gehen
Immer nach Hause.