Sonntag, 18. Januar 2009

Der Gefangenentransport von Bad Doberan

Wir alle, oh verehrte Leserinnen und Leser, kennen das Internet als einen Ort der Aufklärung, denn im Schatten der elektronischen Säulen unserer digitalen Welt bleibt den Wandelnden keine Wahrheit lange verborgen, und so will auch ich als eine bescheidene Dienerin im Garten dieses Herrn mitwirken an dem stetigen virtuellen Diskurs, welcher sich mit der Deutung dieser Wahrheit beschäftigt, derweil es in den Augen aller Verständigen auf der Hand liegt, dass gestern abend um acht keineswegs ein Meteorit in der Nähe von Bad Doberan eingeschlagen sein kann, sondern vielmehr außerirdische Mächte am Werk gewesen sein müssen.

Nun gibt es wenig Ursache, an die Ammenmärchen zu glauben, die über extraterrestrisches Leben seit Jahrzehnten verbreitet werden. Was, fragt sich der kritische Geist, sollen Außerirdische mit irgendwelchen halbverrückten Leuten anfangen, die sich von jenen entführt und dann wieder – abzüglich irgendwelcher Organe – ausgesetzt fühlen? Würde nicht ein vernünftiger Außerirdischer sein Opfer einfach zur Gänze mitnehmen, falls es später noch etwas zu erforschen gibt? Wieso zudem sich der Gefahr indiskreter Plaudereien der Entkommenen aussetzen, wenn man die einmal Eingefangenen ebenso gut einfach wegschmeißen kann? Es verschwinden schließlich ständig Leute, da macht einer mehr oder weniger auch nichts mehr aus. Eine Forschungsvisite außerirdischer Mächte gestern abend in Mecklenburg ist aus diesen Gründen mit großer Sicherheit auszuschließen.

Dies aber wirft die Frage auf, was die Außerirdischen dann gestern abend in diesem gottverlassenen Winkel der Republik wollten. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen versichern: In der ganzen Ecke ist nichts außer einem allerdings sehr angenehmen Hotel, und dort kann man als Außerirdischer schlecht auftauchen ohne Aufsehen zu erregen. Sie sehen also, meine Damen und Herren: So kommen wir nicht weiter. Anknüpfungspunkt unserer weiteren Überlegungen kann daher nicht die Motivationslage der uns diesbezüglich ja eher fremden Außerirdischen sein. Fragen müssen wir uns, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit mit außerirdischen Existenzen vertrauten Person oder Personenmehrheit ein Interesse haben könnte, in diesen Tagen seine Geschäftspartner auf der Erde zu sehen. Wer, so fragen wir uns also, hat große Erfahrungen in der Raumfahrt und derzeit möglicherweise Zeitdruck bei der Erledigung anstehender Geschäfte? Wer muss möglicherweise noch etwas wegräumen, irgendwohin verbringen, wo niemand anders es findet und es so rückstandslos von der Erdoberfläche verschwunden ist, wie etwas überhaupt verschwinden kann? - Wir alle, geschätzte Leserinnen und Leser, denken angesichts dieser Fragen an niemand anderen als den amerikanischen Präsidenten George W. Bush, der es zur Zeit eilig haben dürfte, zu beseitigen, was auf keinem Fall seinem Nachfolger in die Hände fallen soll.

Nun wird selbst der scheidende Präsident kaum im Weltraum anrufen, nur um ein paar Akten wegzuschaffen. Vielmehr ist anzunehmen, dass nur für wirklich sehr relevante Dinge oder Personen der wahrscheinlich erhebliche Aufwand ihrer Verbringung in den Weltraum sich lohnt. Was aber kann der amerikanische Präsident derzeit seinem Nachfolger unter den Händen weg in den Weltraum schaffen wollen? Doch nur etwas, von deren Gefährlichkeit der Präsident überzeugt ist, und das Obama gleichwohl freisetzen will. Gegenstände kommen hierbei kaum in Betracht, denn diese könnte man ja einfach vernichten. Es muss also um Personen gehen – und niemand anders als die Gefangenen von Guantanamo fällt uns ein, wenn es um Personen geht, über deren weiteres Schicksal Bush und Obama bekanntlich erheblich unterschiedlicher Ansicht sind. Die Insassen aus Guantanamo sind, kombinieren wir, also seit gestern abend weg.

Aber wieso ausgerechnet, fragt sich die kritische Öffentlichkeit, Bad Doberan? Dieses Nest, das die Welt nur als den Bahnhof kennt, von dem aus man das Kempinski in Heiligendamm erreicht? Wo nichts ist außer der Ostsee und viel Landschaft? - Nun, mag man sich denken: Schließlich schuldet die Kanzlerin unseren transantlantischen Partnern bestimmt noch einen Gefallen. Ist das vielleicht vom Nato-Vertrag mitumfasst? Und die Gegend da oben bei Heiligendamm kennt George W. Bush von dem G 8-Gipfel von vor ein paar Jahren bestimmt als menschenleer und ganz schön abgelegen.

(q.e.d.)



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