Mittwoch, 27. Oktober 2010

Journal :: 26.10.2010

Neukölln also. Nicht der Wedding, der seit Jahren immer wieder hochgeschrieben wird, obwohl da keiner hinzieht. Das Problem an Neukölln: Es ist so weit weg wie nur irgend möglich. Zumindest, wenn man im Prenzlberg wohnt, fährt man am Alex vorbei, die Holzmarktstraße entlang und dann immer geradeaus. Moritzplatz. Prinzenstraße. Am Landwehrkanal links, an der Ankerklause vorbei und irgendwann ist man dann da.

Weil ich nie pünktlich bin, hat Frau Engl mich diesmal nicht in ein Lokal bestellt, sondern zu sich nach Hause. Erst als ich da bin, geht es los. Mariamulata heißt der Laden. Gemütlich ist es hier, wo erkennbar vor einiger Zeit noch ein Imbiss war, stehen jetzt Tische, warme Beleuchtung, eine Theke, es gibt spanischen und portugiesischen Wein und Tapas. Eine Tagessuppe gibt es auch, die lohnt sich aber nicht. Die Tapas sind ziemlich gut.

Wir bestellen, was das Zeug hält. Erst als ich gar nichts mehr essen kann, hören wir mit dem Bestellen auf. Vom netten Kellner bekommen wir noch einen Grappa aufs Haus. Schöne Augen hat er. Maximal 30 dürfte er sein, wie jeder in Neukölln, und kann so gut wie kein deutsch.

Bei Frau Engl bekomme ich noch einen Tee. Spät ist es geworden, als ich wieder heimfahre, durch den kalten, klaren Herbst. Auf dem Weg nach Hause wird es dunkel und still, und dort, wo fast schon am Park die Fenster schwarz sind und die Straßen leer, schließe ich mein Rad an. Ich bin zu Hause.

Journal :: 25.10.2010

Gegen drei Uhr nachts wache ich schlagartig auf. Auf meinem Brustkorb sitzt mein Kater und grinst wie die Cheshire Cat persönlich, nur dass in diesem Fall nicht nur das Grinsen anwesend ist, sondern auch die Katze selbst, und die Katze ist schwer. Ich kaufe doch wieder Diätfutter, ächze ich und schubse den Kater vom Bett.

Zwei Stunden später bin ich wieder wach. Mag sein, es ist der Vollmond. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein wüster Traum, in dem ein loser Bekannter vorkommt, der sich vor mir auszieht, erst den Mantel, dann den Anzug (ich habe ihn kaum jemals im Anzug gesehen), schließlich die Wäsche (American Apparel, rot) und am Ende die Haut. Rot, blutig und abgezogen strahlt er mich an, nicht ganz so grinsend wie der Kater, aber sichtlich vergnügt. Als er nach mir langt, weiche ich zurück. Er setzt nach. Heftiges Herzklopfen. Ich flüchte angstvoll und angewidert aus dem Traum in die Dunkelheit meines Schlafzimmers. Leicht benommen in meinem Bett sitzend erinnere ich mich an die ziemlich gute Musik im Traum, etwas basslastig, aber wirklich gut, und auf dem neuen Katzenbett sitzt der Kater, hellwach auch er. Er grinst nach wie vor, als sei er mir einen entscheidenden Schritt voraus.

Als ich wieder erwache ist es halb neun. Der Kater steht an der Bettkante, die Vorderpfoten auf dem Rahmen. Er blinzelt. Auch er scheint müde zu sein. Gegrinst, so viel steht fest, wird hier nur nachts.



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