Sonntag, 23. Januar 2011

Die absolute Therapie

Sehen Sie, man kann doch inzwischen medizinisch meistens etwas machen. Diese Frau, der sie letztlich in den USA durch den Kopf geschossen haben. Leute, die seit zehn Jahren mit HIV leben. Frühgeburten, die so klein sind, dass sie aussehen wie Aliens, oder Gianna Nannini, die auf ihre sehr alten Tage ein wirklich spätes Kind bekommt. Alles eine Frage von ärztlicher Handwerkskunst und einer guten Medikation. Nur eine banale Erkältung, so etwas Schnupfen, Halsschmerzen, ein fest sitzender, bellender Reizhusten: Da muss man einfach durch.

Auf keinen Fall darf man zum Arzt gehen. Im Wartezimmer warten nämlich nicht nur alle anderen Kranken des Bötzowviertels, sondern auch alle Keime aller Krankheiten, die man noch nicht hat. Im Gegenzug steckt man selbst alle anderen Wartenden an, aber davon hat man natürlich nicht so besonders viel. Am besten ist es, man wartet einfach ab. Aspirin Complex ist ganz gut gegen die Symptome. Ingwer und Zitrone ist auch nicht übel. Manche Leute setzen auf Hühnerbrühe, die schmeckt wenigstens gut.

Verschwindet die Erkältung nicht nach spätestens drei Tagen von selbst, wird es natürlich unschön. Man wird ungeduldig. Man will gesund sein, man will nicht husten, man will so unvorsichtig drauflosleben, wie es nur ohne Erkältung sinnvoll ist, und dann begeht man Fehler. Man föhnt morgens seine Haare nicht ganz trocken. Man hat den ewigen Tee satt und stürzt sich einen halben Liter Almdudler eiskalt in den Magen. Man tanzt und schwitzt und fährt dann mit dem Rad nach Hause. Dann ist man richtig krank, muss zum Arzt wegen der Krankschreibung und legt sich daheim für mindestens eine Woche ins Bett.

Hat man einen geschätzten Gefährten, kann man sich gegenseitig Ping-Pong-Anstecken. Das geht so sicher ein paar Wochen. Irgendwann sind dann alle beide genervt, weil der andere so laut schnarcht und so schlecht gelaunt ist und so laut hustet. Dann streitet man sich, läuft erhitzt und ohne Shawl aus dem Haus, kehrt zu spät zurück ... das war es dann wieder.

Schwitzend und fluchend dämmert man dann so vor sich hin. Es wäre nicht übel, malt man sich aus, wenn die Medizin endlich etwas erfände. In der Medizin, so stelle ich es mir vor, ist es ja ähnlich wie im Fußball. Es führt nicht immer zum Erfolg, wenn man ganz, ganz viel Geld ausgibt, aber meistens halt schon, und so wäre vielleicht die Erkältung bald ein Stück Medizingeschichte, wenn die Gesamtheit der zumindest ab und zu Erkälteten Europas zusammenlegen würde, so jeder € 10 vielleicht, schnell kämen Milliardensumme zusammen, bestimmt machen die Amerikaner auch mit, wenn man fragt, und dann würden alle Forscher, die ansonsten gerade nichts auf dem Tisch haben, das ganze Jahr 2011 nach der Supertablette graben. Weihnachten wird das neue Medikament vorgestellt und 2012 ist es weltumspannend in jeder Apotheke erhältlich.



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