Montag, 15. Oktober 2012

Oktober, 14

"Immerhin ein Kitaplatz.", rufe ich der I.2 zu, die hinter ihrer Tochter her zur Rutsche läuft. "Super.", antwortet mir die I.2 ein bisschen atemlos. Dass die Kita nicht nebenan, sondern zwischen so Plattenbauten keine zehn Fahrradminuten entfernt in Mitte steht, findet die I.2 nicht so schlimm.

Der J. dagegen ist ziemlich skeptisch. Der J. hat Vorurteile gegen Plattenbauten und alle, die in Plattenbauten wohnen, und sieht seinen einjährigen Sohn wohl schon umgeben von lauter rassistischen Kleinkindern mit kurzgeschorenen Haaren, deren erster Zwei-Wortsatz vermutlich "Ausländer raus" lautet. Aussagesätze beschließen die vom J. in der Kita vermuteten Kinder alle am Ende mit "wa", wie es unter sehr rustikalen Berlinern üblich ist. Wenn die Kinder nicht in der Kita sind, sehen sie fern.

Ich dagegen hoffe auf den Verdrängungseffekt netter, zugezogener Prenzlberger. Die Kita, behaupte ich, wird ganz bestimmt von Kindern aus unserer Nachbarschaft frequentiert. Im Plattenbau in Mitte wohnen doch vermutlich nur noch Rentner.

Im Übrigen - das sage ich auch dem J. - haben wir kaum eine Alternative. Die niedlichen Kleinkitas in der Nachbarschaft wollen ja alle, dass man Elternarbeit leistet, was bei uns nicht hinhaut, weil wir arbeiten, wenn andere mit Kleinkindern tanzen. Außerdem brauche ich eine Kita, die nicht so ewig lange im Sommer schließt. Ich frage mich immer, wie es eigentlich andere Eltern machen, aber wenn ich nachfrage, sind wir offenbar fast das einzige Paar, das aus zwei voll berufstätigen Personen besteht, die auch mal Abendtermine haben und mehr als 40 Stunden arbeiten gehen.

"Wir versuchen's parallel noch bei den anderen Kitas.", berichte der I.2, deren Tochter inzwischen die Wackelbrücke gegen andere Kinder verteidigt, und ziehe die Nase ein bisschen kraus. Ich habe mich ziemlich gefreut, als die Kitaleiterin letzte Woche anrief. Inzwischen hat mich der J. mit seinen Bedenken doch ein wenig angesteckt. Angestrengt überlege ich, wie man die Art und Güte der Miteltern und ihrer Kinder am Mittwoch abfragt, wenn wir mit der Kitaleiterin sprechen, und beschließe, die anderen Kinder ganz genau in Augenschein zu nehmen. Vielleicht sieht man ja was. Oder die Kinder sagen Sätze wie "Hammer, wa!" oder tragen Runen auf dem T-Shirt.

(Abends dann mit der J. lange gut gegessen und geplaudert. Zu wenig geschlafen. Schöner Tag, schöner Abend.)



Benutzer-Status

Du bist nicht angemeldet.

Neuzugänge

nicht schenken
Eine Gießkanne in Hundeform, ehrlich, das ist halt...
[Josef Mühlbacher - 6. Nov., 11:02 Uhr]
Umzug
So ganz zum Schluss noch einmal in der alten Wohnung auf den Dielen sitzen....
[Modeste - 6. Apr., 15:40 Uhr]
wieder einmal
ein fall von größter übereinstimmung zwischen sehen...
[erphschwester - 2. Apr., 14:33 Uhr]
Leute an Nachbartischen...
Leute an Nachbartischen hatten das erste Gericht von...
[Modeste - 1. Apr., 22:44 Uhr]
Allen Gewalten zum Trotz...
Andere Leute wären essen gegangen. Oder hätten im Ofen eine Lammkeule geschmort....
[Modeste - 1. Apr., 22:41 Uhr]
Über diesen Tip freue...
Über diesen Tip freue ich mich sehr. Als Weggezogene...
[montez - 1. Apr., 16:42 Uhr]
Osmans Töchter
Die Berliner Türken gehören zu Westberlin wie das Strandbad Wannsee oder Harald...
[Modeste - 30. Mär., 17:16 Uhr]
Ich wäre an sich nicht...
Ich wäre an sich nicht uninteressiert, nehme aber an,...
[Modeste - 30. Mär., 15:25 Uhr]

Komplimente und Geschenke

Last year's Modeste

Über Bücher

Suche

 

Status

Online seit 7282 Tagen

Letzte Aktualisierung:
15. Jul. 2021, 2:03 Uhr

kostenloser Counter

Bewegte Bilder
Essais
Familienalbum
Kleine Freuden
Liebe Freunde
Nora
Schnipsel
Tagebuchbloggen
Über Bücher
Über Essen
Über Liebe
Über Maschinen
Über Nichts
Über öffentliche Angelegenheiten
Über Träume
Über Übergewicht
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren