Sonntag, 20. Februar 2005

Gestrickt

„Wartet Ihr noch auf jemanden?“, fragt ein Mann und fährt sich mit der Hand durch die sorgfältig verstrubbelten Haare. Meine Freundin deutet einladend auf den leeren Hocker auf der anderen Seite des Tisches, der Mann setzt sich und schaut von Zeit zur Zeit zur Tür. Irgendwann setzt sich ein anderer Kerl zu ihm, ebenso strubbelig, auch in schwarz, von dem ersten anhand der schwarzen Brille aber gut zu unterscheiden.

Der Verspätete scheint etwas unternehmungslustiger zu sein als sein brillenloser Kumpel. Aus einem an ausladenden Gesten reichen Gespräch heraus dreht er sich zu uns an der Wandseite des Tisches um und spricht Worte, von denen aufgrund des Lärmpegels auf unserer Tischseite nicht einmal ein fragmentarischer Rest ankommt. Ich lächele, zucke die Schultern und brülle meiner Freundin weitere Einzelheiten einer langen Geschichte zu.

Der Brillenträger deutet lachend auf seine Ohren und beginnt in seiner Tasche zu wühlen. Seit Jahren rätsele ich, was Männer in diesen riesigen Freitag-Taschen eigentlich mit sich durch die Nacht schleppen, und wieso es dieses Transportbedürfnis noch vor wenigen Jahren offensichtlich nicht gab, als ein Mann alle seine Utensilien in Jacken- und Hosentaschen verstauen konnte und sollte.

Eine repräsentative Antwort auf diese Frage vermag der Brillenträger offensichtlich auch nicht zu vermitteln. Aus seiner Tasche zieht er irgendwas Wollenes, vage viereckiges und hält es uns mit einer etwas verunglückt eleganten Geste unter die Nasen. Ich habe keine Ahnung, was das Strickwerk bedeuten könnte und fürchte zum Opfer einer eklektischen Miniaturausstellung zu werden. Erfahren im Umgang mit den hoffnungslosen Kunstjüngern von Mitte nehme ich das Ding einen Moment in die Hand, prüfe mit zwei Fingern die Textur, lächele den Mann an und reiche es nickend wieder über den Tisch. Dann wende ich mich mit ernster Miene wieder meiner Freundin zu.

Der Brillenträger ist hartnäckig und wühlt weiter in der Tasche. Als er gefunden zu haben scheint, was er sucht, zieht er ein nun ausgefülltes Strickviereck nach oben. In dem mit einem psychedelischen Muster versehenen Stricküberzug steckt ein I-Pod. Ich bedeute dem Mann kopfnickend meine Zustimmung. Großartig, nicke ich, darauf hat die Welt gewartet. Verbale Zustimmung dagegen könnte ich nicht einmal dann ausdrücken, wenn ich wollte, denn es ist, wenn dies überhaupt noch möglich war, noch lauter geworden.

Dem Brillenträger scheint das Maß meiner Begeisterung auszureichen, und um den konzeptuellen Hintergrund des Projekts „Stricküberzug“ zu erklären, quetscht er sich neben mich auf die Bank. Der Stricküberzug, erfahre ich, sei das Werk einer befreundeten Künstlerin. Die Stricküberzüge seien extrem individuell, sie würden durch das ausgewählte Material und den Kontext ihrer Verwendung eine Qualität erreichen, die im Rahmen von Gebrauchskunst selten sei. Die Künstlerin, schreit uns der Brillenmann in die Ohren, habe das Konzept ganz unbefangen entwickelt. Erst er habe erkannt, dass hier Chancen der Vermarktung existieren, von denen wir nicht glauben dürfen, dass sie dem Kunstwerk an sich seinen Kunstcharakter nähmen. Überhaupt sei er der Ansicht, Kunst und Kommerz bildeten keinen Gegensatz! Von der Radikalität seiner Äußerung berauscht, schaut uns der Brillenmann triumphierend in die Augen. „Wir müssen jetzt mal,“ sagt meine Freundin, und schaut auf die Uhr. „Was geht denn noch heut´ nacht in Mitte?“, fragt der Brillenträger. Meine Freundin behauptet eine Privatparty und wir greifen nach unseren Jacken.

Als ich hinter meiner Freundin an den beiden Männern vorbei zum Ausgang gehe, hält mich der Brillenträger kurz am Ärmel fest und hält mir aufmunternd eine Art Visitenkarte entgegen, auf der links neben den Namen ein I-Pod Stricküberzug prangt.

Freitag, 18. Februar 2005

Unbefriedigte Nachfrage

"Nun, Herzchen, das sind ja ganz neue Töne.“, T. steht konsterniert im Türrahmen. Ich beteuere, heute abend das Haus nicht einmal mehr dann für eine Party zu verlassen, wenn Gottvater persönlich angekündigt wäre. T. schimpft noch ein bißchen über die ausgeschalteten Telephone, dann schließt sich die Tür, und ich stehe ergebnislos vor dem Bücherregal. Der von amazon angeforderte Nachschub ist noch nicht da, nichts schreit heute abend nach Wiederlesen, und so beschließe ich, einen Film sehen zu wollen und stelle mir das Notebook vors Bett.

DVD´s habe ich sozusagen keine, fällt mir als ernsthaftes Hindernis meiner Pläne ein. Der DVD-Besitzer meines Vertrauens, der T., befindet sich an einem mir unbekannten Ort, jedenfalls aber keinesfalls daheim, und dies dürfte auch für die anderen Menschen gelten, die entweder DVD´s besitzen, oder zumindest eine Ausleihkarte einer Videothek ihr eigen nennen. Kurz überlege ich, selber eine Videothek aufzusuchen, zur Torstraße zur fahren, und dort Mitglied zu werden, aber bevor ich heute das Haus noch einmal verlasse, surfe ich eher bis zum Abwinken durchs Netz, um dann zu Bett zu gehen.

Zu essen ist auch nichts mehr im Haus, und die Flyer der Bringdienste sind alle umweglos in der Kiste gelandet, die derartigen Müll unter den Briefkästen aufnimmt. Also fahre ich den Rechner wieder hoch, tippe in das Google-Feld „Bringdienst Berlin indisches Essen und DVD“, aber kein Inder will mir Rahmkäse mit Spinat bringen und den noch ungesehenen letzten Almodóvar dazu. Auch die Pizzadienste der Stadt zeigen sich widerspenstig.

Eine Stunde später würde ich fast alles essen und rufe den erstbesten Pizzaservice an.

„Wieso führen Sie eigentlich keine DVD´s?“, frage ich den Mann an der anderen Seite der Leitung. „Wieso repariere ich keine Wasserrohrbrüche?“, fragt der Pizzakerl und weist die restliche Bestellung wegen Geringfügigkeit zurück.

Nun denn. Spaghetti mit Olivenöl und Chilipfeffer. Und hätte ich heute etwas mehr Energie, ein Quentchen mehr als die komplette Antriebslosigkeit, die nicht einmal mehr zum Badewannenbefüllen reicht – ich stände auf meinem Balkon, der Wind rauschte durch mein Haar, und ich würde brüllen:

„Nie wirst Du, Berlin, auf einen grünen Zweig kommen. Nichts zu essen und keinen Film. Hier steht die zahlungswillige Nachfrage, Herr Wowereit, stopft sich diese lappigen Nudeln in den Schlund, und bereichert T-Online in Darmstadt.“

Kunst und Frohsinn

Subjektiv stehe ich jeden Morgen kurz vorm Magendurchbruch. Objektiv scheint indes keine solche Gefahr zu drohen, und so schicke ich meinen Begleiter auf den weiten Weg um ein weiteres Glas Wein. Es ist in diesem an sich intimen und angenehmen Laden lauter und voller als an irgendeinem anderen Abend: Eine Frau in einer Art Vintage-Dirndl läuft mit einem Kuchen auf dem Kopf durch den Raum, Leute singen und das Lachen einiger Frauen, die gläserschwenkend zwischen den Tischen stehen, wird immer durchdringender und schriller.

Als weiter hinten im Raum eine Tischecke frei wird, versuche ich den Durchmarsch. An der ersten Ecke werde ich festgehalten. „Hey,“, begrüßt mich eine lockige Fremde, „Bist du Schauspielerin?“ Ich schüttele mittelmäßig irritiert den Kopf. Die Frage ist nachts während der Berlinale zwar nicht so abwegig, wie dies an anderen Orten oder zu anderen Zeiten anmuten mag. Allerdings ist die Vermutung individuell schon eher fernliegend, und so frage ich die Fremde nach der Ursache der Frage.

Die Frau, so stellt sich heraus, ist Regisseurin und plant einen Kurzfilm, der am kommenden Wochenende gedreht werden soll. Die Finanzierung steht, ein Kameramann ist aufgetrieben und das Drehbuch fertig, da verschwindet die mir optisch nicht unähnliche Schauspielerin und ward nicht mehr gesehen.

Das Drehbuch umfasst exakt zwei nicht ganz volle Seiten und könnte in seiner ganzen gespreizten Banalität von Judith Hermann stammen, so etwas mit melancholischem, einsamen Mädchen in Berlin, einem Kerl, emotionalen Ausbrüchen, Entfremdung trotz Gemeinsamkeit. „Das klingt ja total interessant!“, sage ich deswegen, und dass ich leider gar nicht schauspielern kann. „Macht nichts!“, sagt die Frau, und zieht mich um den Tisch. Auf einer Kiste sitzend probe ich den emotionalen Ausbruch. In der vollbesetzten Bar fällt mein Ausbruch gerade einmal nicht für fünf Pfennig auf, da außer meiner gespielten Szene noch mindestens zehn weitere Gefühlsausbrüche parallel stattfinden. „Fassungsloser!“, sagt die Frau. Auf der anderen Seite des Tisches grinst mein Begleiter und kippt weiteren Wein in mein Glas.

„Du machst das gut.“, sagt die Fremde dann, und fragt, ob ich mitmachen würde. „Klar,“ sage ich, und versuche mich zu erinnern, ob, wieviele und welche Termine ich am Wochenende verschieben müsste, und ob es sehr peinlich sein wird.

Die emotionale Siedestufe in der Bar erreicht unterdessen geradezu vulkanische Höhepunkte, die gläserschwenkenden Frauen quietschen und kreischen, und wir fliehen ins 103, wo fast alle guten Nächte enden.

Donnerstag, 17. Februar 2005

Ich, die Hypochonderin

„Etwas wirklich Ernsthaftes haben Sie also nicht?“, die Ärztin schaut mich streng an. Ich rutsche ihr gegenüber auf der Plastiksitzfläche des Stuhles ein wenig umher. Angesichts der Massen schniefender, Tröpfcheninfektionen versprühender Patienten im Wartezimmer hatte mich diese Idee zwar auch schon beschlichen. Indes – wäre nichts, wäre ich nicht hier, und so packe ich den Stier bei den Hörnern.

„Sehen Sie,“, sage ich der ungefähr sechzigjährigen Ärztin, „es ist jetzt nicht so akut. Halt etwas Herzklopfen, Händezittern in den Morgenstunden, ein gelegentlich nervöser Magen und hin und wieder Schlafstörungen. Das hält nun schon einige Wochen an, beeinträchtigt mein Wohlbefinden in gewisser Weise schon, und da dachte ich...“ – Die Ärztin schaut noch strenger.

„Nehmen Sie Drogen?“, ich schüttele den Kopf. Alkohol? – Mäßig. Dafür rauche ich. Die Ärztin schnaubt. Wann ich zu Bett gehe? Was ich beruflich tue? Habe ich Kinder?

Die Darlegung meiner persönlichen Verhältnisse scheint die Ärztin nicht zufriedenzustellen. Etwas unbehaglich rutsche ich hin und her. Die Ärztin hält ein flammendes Plädoyer für einen geregelten Tagesablauf, regelmäßige und maßvolle Mahlzeiten im Abstand von jeweils wenigen Stunden, nächtliches Schlafen und Nikotinabstinenz. Hinter ihr im Spanplattenregal stehen die Miniaturen der Wirbelsäule früherer Opfer als Trophäen und Warnung nebeneinander.

„Die Schwester wird jetzt ein EKG mit Ihnen machen.“, bescheidet mich die Ärztin.

Nach dem EKG sitze ich stundenlang im Wartezimmer auf einer ungeschlachten Couch und blättere in den ausliegenden Zeitschriften. Mein mitgebrachtes Buch habe ich lange durch, draußen dunkelt es, und nach und nach leert sich das Wartezimmer, bis schließlich auch ich erneut in die Ordination gerufen werde.

„Frau Modeste,“ verkündet mir die Medizinerin, „Ihr EKG ist völlig in Ordnung. Sie haben nichts. Suchen Sie sich eine vernünftige Beschäftigung und schlafen Sie regelmäßig.“ Die Ärztin streckt mir die Hand über ihren Schreibtisch hinweg entgegen und verabschiedet mich. "Machen Sie die Tür hinter sich zu.", ruft mir die Ärztin auf dem langen Weg zur Tür noch hinterher.

Längst abgemessen

Meine Freundin erzählt von ihrem langsam in den Wahnsinn abgleitenden Bruder und tut mir leid dabei mit ihrem Schwanken zwischen Ekel und Mitleid und der feinen Prise von Selbstvorwürfen, die wohl immer dabei ist, wenn denen, die wir lieben, etwas geschieht. Hinter den großen Fenstern ist es kalt und dunkel, und das gedimmte Licht über der Bar wirft weiche Schatten, in denen die Gesichter verschwinden.

Wir sind alle tot, denke ich. Am Nachbartisch greift ein Mann seiner Begleiterin an die Wange, als wolle er sich vergewissern, dass da Fleisch ist unter seiner Hand. Die Kruste der Crème Brûlée bricht noch, noch kommt der Kellner, wenn ich winke und im Spiegel über dem viereckigen Waschbecken lacht noch eine Frau, die einmal mehr ihren Friseur wechseln sollte.

„Bist du auch wieder einmal daheim,“ begrüßt mich mein Vater, als ich noch in meiner Jacke das Telephon abnehme. Er ist heiterster Stimmung, plaudert und lästert, liest mir Rätselgedichte vor, und lässt mich ein Geschenk erraten, das er mir von einer kurzen Reise mitgebracht hat.

Kurz denke ich an jenes ausnahmslos geltende Tabu, eine Stimmung zu durchbrechen, aber dann frage ich ihn doch nach dem Tod. Und ob Berlin schon die Unterwelt sei, der Totenfluß irgendwann gleichgültig über eine Autobahnbrücke überschritten. „Ach, geh,“, lacht mein Vater, und malt mir in braunen und pastellenen Kreiden jenen Moment aus, ein Absinken in leuchtenden Schlamm, Schmerz und Verwandlung. Dann kündigt er ein Paket in den nächsten Tagen an und wünscht gute Nacht.

Als ich im Bett liege, klingelt es, aber ich mache nicht auf. Im Dunkeln stehe ich am Wohnzimmerfenster und sehe einen Wagen auf der anderen Straßenseite lange stehen und schließlich davon fahren.

Mittwoch, 16. Februar 2005

Vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos

„Nicht sehr charmant, meine Liebe.“, sagt mir die C., und so muss ich den gestrigen Eintrag wohl berichtigen: C. hat durchaus abgenommen. Der Gewichtsverlust beträgt bisher 750 Gramm. Anschließend verabrede ich mich mit der C. auf 21.00 Uhr und arbeite weiter.

Über Mittag spaziere ich die Kastanienallee entlang. „Ihr Handy klingelt.“, ruft mir ein Mädchen beim Vorbeigehen zu. Ich sehe die Nummer und drücke den Anruf weg. Ein paar Minuten später klingelt es erneut, dann kommt eine SMS, und als ich vor meiner Haustür stehe, steht ein Wagen auf der anderen Straßenseite, den ich kenne.

Der Mann, dem der Wagen gehört, war einmal Richter irgendwo in der Provinz. Verheiratet, gelangweilt, und bereit, sich in jede Frau zu verlieben, die sich länger als ein paar Minuten in ein Gespräch verwickeln ließ. Er war klug, hatte kaum etwas erlebt und viel zu viel gelesen, um keinen Roman erleben zu wollen. Als es kompliziert wurde und seine Frau kurzzeitig auszog, bestellte ich ein paar Kartons, mietete einen Umzugswagen und floh per Vito in eine andere Stadt. Er verließ den Richterdienst, wurde ein wohl erfolgreicher Anwalt am Main und nach ein paar Jahren vergingen Monate, ohne dass ich an ihn dachte.

Auf dem Bürgersteig wirft mir nun ein fremder Mann Informationen zu wie Bälle. Er ist also wieder verheiratet, hat ein Kind. An den Schläfen spannt seine Haut inzwischen, und die Haare werden grau. Dann schließe ich die Tür auf und er fährt zu seinem Termin.

„Sehen wir uns heute abend, auf eine Blaue Stunde?“, fragt er schon in der Tür. „Ich bin verabredet.“, sage ich. Und dass ich mich melde, wenn die Verabredung ausfällt.

Die C. ist zuverlässig.

Dienstag, 15. Februar 2005

Die Auflösung der Bulgurpfanne

Leider, leider verschlechtert sich die Ernährungslage im Haushalt meiner lieben Freundin C. derart deutlich und rapide, dass ich die Wohnung in der Sredzkistraße inzwischen nur noch sehr satt aufsuchen kann. Trauriger Scheitelpunkt dieses kulinarischen Niedergangs stellte die Gemüse-Bulgurpfanne von letzter Woche dar, nach deren teilweisem Verzehr ich mich mitten in der Nacht gezwungen sah, daheim noch einmal den Herd anzuschmeißen.

Über die Ursache dieses dramatischen Absinkens habe wohl nicht nur ich ergebnislos gerätselt. Nachdem sich auch T.´s Annahme, das Land Brandenburg habe in dramatischer Weise die Richtergehälter gekürzt, als unzutreffend erwies, schien einiges für die Annahme zu sprechen, C. habe durch eine Infektion den Geschmackssinn eingebüßt.

All unser Mutmaßen, oh liebe Freunde, hat sich aber als völlig unzutreffend herausgestellt. Meilenweit von der Wahrheit im Dunkeln stochernd gestehe ich nach einem längeren Gespräch mit C. den Bankrott meiner Menschenkenntnis:

C. macht eine heimliche Diät.

Unter gewöhnlichen Umständen hätte das nähere menschliche Umfeld der C. vermutlich nie im Leben von diesem Vorhaben erfahren. Indes ging es der C. nicht darum, den M., den T. oder mich von des Pudels Kern abzulenken. Opfer der Täuschung ist vielmehr der Lebensgefährte der C., der von einer Gewichtsabnahme nichts hören will. Hört der Lebensgefährte „Diät“, so steigen vor seinem inneren Auge Bilder von anorektischen Amazonen auf, die mit knochigen Fingern Salatblätter zerreißen.

Lange überstieg der Unwille des Gefährten die Abnahmewilligkeit der C. Passte eine Jeans nicht mehr, kaufte die C. eine neue. Hielt ein Bekleidungsunternehmen keine Kleidung mehr in C.´s Größe bereit, so kaufte sie woanders, und so gingen die Jahre ins Land.

Bei Größe 42 wurde es der C. mulmig. Vorsichtig sprach sie den Lebensgefährten an. Der Lebensgefährte strich der C. zärtlich über die Oberschenkel, fasste sie um die Taille und bestritt jede Notwendigkeit.

Als auch Größe 42 eng zu werden drohte, ergriff C. eine wilde Entschlossenheit. Sie sagte dem Gefährten gar nichts. An einem Samstagnachmittag bei Dussmann schlich sie sich einige Minuten von der Seite des stöbernden Gefährten und kaufte in aller Hast ein Buch, welchem die gewichtsreduzierenden Leserin Rezepte entnehmen kann, welche angeblich gleichermaßen wohlschmeckend wie nährwertarm sein sollen. Noch am selben Abend begann die C. mit der Zubereitung.

Damit der Gefährte nicht abnimmt, kocht die C. stets die doppelte Menge und lädt dem Gefährten größere Mengen auf den Teller. Bisher hat er laut C. noch nichts bemerkt.

„Das kann ich mir kaum vorstellen.“, sage ich der C. und denke an das Bulgurzeug. „Dem ist doch eh gleich, was auf dem Teller liegt.“, gibt mir die C. fröhlich zurück.

Abgenommen hat sie übrigens noch nichts.


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