Die Anderen
Im Zug heim von der Ostsee nach Berlin den anderen Frauen in die Gesichter zu schauen. Sich die knallroten, schlecht geschnittenen Haare wezugdenken, die in Brandenburg aus irgendwelchen Gründen sehr, sehr beliebt sind. Die Anoraks, formlos und bunt. Zu überlegen, wie alt die Frauen wohl sein mögen, von wo sie kommen, und wo es hingehen soll. Ob es ihnen gut geht. Ob sie alles haben, was eine Frau braucht.
Die meisten Frauen aber sehen schlecht aus. Ein bißchen bis ziemlich zu dick. Bleich, rotgeädert, aufgesprungen und teigig. Viele der Frauen wirken ein wenig stumpf und tragen ihre Körper durch die Welt, als sei er ihnen gleichgültig. Weich, gecremt und rasiert, massiert und gestreichelt wirken die Wenigsten, und die Mundwinkel zeigen so direkt zum Boden, als führten alle Wege der Welt vor die Hunde.
Ob es den anderen Frauen manchmal leidtut um ihr einziges Leben und deren Verlauf, frage ich mich und schaue zwischen den dösenden Körpern hindurch durch das Fenster ins Schwarze. Ob sie an irgendetwas hängen, ein Kind vielleicht, eine Katze, ein Mann? Wovon sie geträumt haben, als sie noch am Leben waren, warum nichts draus geworden ist, und weshalb sie ihr Leben nicht liegenlassen, um irgendwo anders jemand anders zu sein.