Rede an die alten Männer

Gewiss, Sie können noch. Sie können noch Motorrad fahren. Sie können aus Ihrem Porsche steigen, nicht viel langsamer als vor zwanzig Jahren. Sie können - davon sind Sie überzeugt - beruflich ziemlich viel sogar besser als ein Dreißigjähriger, und dass, was Sie nicht können, erwartet auch keiner von jemandem in Ihrer beruflichen Position.

Die Frauen gefallen Ihnen nach wie vor. Sie sind gut im Spiel, glauben Sie, schließlich verdienen Sie heute besser als jemals in Ihrem Leben, und die Hemmungen von vor dreißig Jahren haben Sie irgendwann am Wegesrand liegen gelassen. Fragen kostet nichts, und Sie wissen, wie man fragt, um im Notfall ohne Gesichtsverlust den Rückzug anzutreten. Die Politik aller Lebensbereiche dagegen langweilt Sie ein bisschen. Sie wissen, wie der Betrieb funktioniert, in dem Sie stecken. Sie wissen, wie jeder sich speziell für das Zentrum der Welt hält, und Sie wissen auch, wie man andere glauben macht, das Zentrum der Welt zu sein. Sie haben bluffen gelernt in den vielen Jahren.

Auf dem Wellenkamm Ihrer Jahre glauben Sie sich damit nach wie vor. Dass Alter Ansichtssache sei, behaupten Sie gegenüber sich und allen anderen, und meistens traut sich niemand, Ihnen zu widersprechen. Indes sei Ihnen versichert: Sie liegen falsch.

Natürlich: Ein alter Mann darf vieles. Ein alter Mann darf Zigarren rauchen und viel, viel Geld ausgeben für gutes Essen. Ein Mann von dreißig, gar ein Junge von zwanzig Jahren wirkt stets ein wenig naseweis und blasiert, kennt er sich mit Wein aus, und diniert er im Vau mit seiner Freundin, so sieht das oft nicht gut aus, ein wenig sehr nach goldener Jugend und Nutzlosigkeit. Ein junger Mann sollte deswegen sorgfältig wählen, wo er isst, stets etwas günstiger, als er es sich eigentlich leisten kann, aber ein alter Mann soll zu leben verstehen, denn es gibt kein gutes Bild, wenn ein alter Mann zu lässig lebt. Ein junger Mann mit einer Bierdose sieht oft nicht einmal schlecht aus, und ein Essen aus dem Pizzakarton gehört zu den verzeihlichen Fehlern der Jugend. Ein alter Mann mit einer Tiefkühllasagne dagegen ist schlechthin erbärmlich.

Das könne sich aber nicht jeder leisten, sagen Sie? Nun, ein alter Mann – und das ist keine populäre Ansicht – hat Geld zu haben, wenn er leben will. Ein junger Mann kann an fremden Buffets schnorren, auf Empfängen herumlungern, auf denen er nichts zu suchen hat, und sich immerzu einladen lassen. Ein alter Mann hat Erfolg gehabt zu haben, und wenn er kein Geld hat, ist das ein erheblicher Schönheitsfehler. Armut hört irgendwann ab 35 auf, pittoresk auszusehen, und es bedarf einiger Anstrengung, um als alter Mann ohne Geld ein gutes Bild abzugeben. Es ist möglich, gewiss, aber einfach ist es nicht, sondern viel, viel schwieriger zu tragen als die kokette Geldverlegenheit eines Zwanzigjährigen.

Keinesfalls aber sollte Sie dies empören. Empörung ist ganz generell eine gefährliche Sache für einen alten Mann, denn Zorn über die bestehenden Verhältnisse, umstürzlerische Reden oder gar Taten sehen leicht ein bisschen lächerlich aus, wenn man Teil dieser herrschenden Verhältnisse ist, und das auch schon ziemlich lange. Ist man es aber nicht, tut man besser daran zu schweigen, denn unfreiwillige Erfolglosigkeit ist im Alter, wenn sich hieran nichts mehr ändern lassen wird, schon fast eine tragische Sache. Haben Sie dagegen den Erfolg nie gesucht, nun gut, dann können Sie aus sicherer Distanz über die Betriebsamkeit Jüngerer spötteln, aber seien Sie vorsichtig: Man wird bemerken, wie es mit der Freiwilligkeit Ihres Lebenslaufs steht.

Überhaupt sollten Sie den scharfen Blick Ihrer Umgebung nicht unterschätzen. Wo sich ein junger Mann auf eine freundlich-augenzwinkernde Nachsicht verlassen darf, was auch immer er treibt, wird man Ihnen auch dann auf Ihr Sollkonto buchen, wenn Sie glauben, dass es keiner merkt. Man sagt Ihnen nicht viel über Ihre Wirkung, etwa auf Ihrem Motorrad oder in Ihrem Wagen, aber seien Sie versichert: Man sieht. Man sieht eine ganze Menge, und dass niemand etwas zu Ihnen sagt, liegt ein bisschen an Respekt vor Ihrer Lebensleistung und in erheblichem Maße daran, dass jeder annimmt, Sie anzusprechen habe ohnehin keinen Zweck. Und: Ja, das gilt auch für die Frauen. Denn machen Sie sich nichts vor: Keineswegs ist Alter kein Hindernis. Natürlich gibt es vereinzelte Frauen, die Alter anzieht, aber das sind seltene Fälle. Die meisten Frauen der Altersstufen, denen Sie sich noch gewachsen fühlen, finden Annährungen dreißig Jahre älterer Männer bisweilen befremdlich, manchmal geradezu abstoßend, und dass Sie nicht mehr angewiderte Blicke ernten, wenn Sie fragen, wie es denn aussehe, liegt im Wesentlichen an der Harmoniebedürftigkeit der meisten Frauen und nicht daran, dass Sie gut gefallen.

Das sei ungerecht, sagen Sie, aber bedenken Sie doch: Frauen geht es schon seit zwanzig Jahren so, und ungefähr das, was Sie als Dreißigjähriger über die Kontaktversuche einer zwanzig Jahre älteren Dame gedacht hätten, wird Ihnen nun entgegengebracht, es sei denn, Sie sind sehr reich oder berühmt, und auch dann sollten Sie sich nicht vormachen, attraktiver zu sein als Sie sind. Überlegen Sie also gut, was Sie sich und Ihrem Gegenüber zumuten.

Was Ihnen dann noch bleibt, wollen Sie wissen? Sie werden es nicht gern hören, aber: Gutes Essen und herbstliche Gespräche vielleicht. Spaziergänge im raschelnden Laub. Die Literatur, Musik (aber hüten Sie sich vor elektrischen Gitarren), und wenn Sie die Frauen nicht lassen können, bewundern Sie auf Abstand. Seien Sie demütig: Wenn Sie wider Erwarten gefallen, seien Sie dankbar. Genießen Sie die letzten vollen, goldenen Tage Ihres Lebens und nehmen Sie Ihren Abschied ohne Bitterkeit. Er lässt sich so oder so nicht vermeiden.

june - 2. Feb. 2009, 10:54 Uhr

wow, verehrteste

harte worte, aber gut geschrieben.
Modeste - 3. Feb. 2009, 1:05 Uhr

Für diejenigen, die es sich hinter die Ohren schreiben sollten, können die Worte vermutlich kaum hart genug ausfallen. Wie auch immer: Sie werden es nicht lesen. Und wenn sie es doch lesen sollten - denn verschlungen sind die Wege des Netzes - werden sie es nicht beherzigen.
kid37 - 2. Feb. 2009, 10:58 Uhr

Wunderbar! Ich werde es mir in einem goldenen Rahmen über mein schmales Eisenbett hängen.
Modeste - 3. Feb. 2009, 1:07 Uhr

Sie, Herr Kid, haben da vermutlich nichts zu fürchten. Die Angesprochenen dagegen kommen hier ohnehin nicht vorbei. Ich könnte Bücher schreiben über diese Gattung. Und zwar mit schierer Galle.
arboretum - 3. Feb. 2009, 14:44 Uhr

Ich würde diese Bücher mit Wonne lektorieren, mir fällt zu diesem Thema auch eine Menge wenig Freundliches ein.

Und es nützt auch nicht einmal etwas, selbst älter zu werden - es sind dann halt nur die noch älteren Herren, die dann meinen, noch unwiderstehlich zu sein und viel zu jung für gleichaltrige Frauen.
QuiBono - 2. Feb. 2009, 17:40 Uhr

Ja, Sie können es.

Ich staune immer wieder. Die Vorstellungen und Kischees, auf die die Gesellschaft sich mehrheitlich geeinigt hat, man könnte sie wohl kaum besser zusammenfassen. Aber da es sich nicht um Satire, sondern um eine Rede handelt, muss ich wohl annehmen, dass Sie diesen Klischees zustimmen und dass Sie die geschilderten Wertvorstellungen gut und richtig finden. So entsteht der störende Eindruck von Häme und Schadenfreude, der das Ergebnis entwertet. Man spürt die Absicht, und man ist verstimmt.

Zur Zeit fühle ich noch mehr mit dem Zwanzigjährigen, der beim Weinhändler nicht ernstgenommen wird, als mit dem Sechzigjährigen, dem man die Freude an seinem Motorrad nicht gönnt. Beide sollten zu ihren Wünschen stehen und sich nicht um die Reden der Gesellschaft scheren, und seien sie noch so hübsch formuliert.
Modeste - 3. Feb. 2009, 1:10 Uhr

Nun, ich bin nicht die Gesellschaft, sondern lediglich die Frau Modeste, welche die Ansicht vertritt, dass menschliche Wünsche nur dann ausgelebt werden sollten, wenn sie angemessen sind und Dritte nicht negativ berühren.
musenhold - 3. Feb. 2009, 2:30 Uhr

je- dass menschliche Wünsche nur dann ausgelebt werden sollten, wenn sie angemessen sind, nun also das liest sich - in meiner kleinen Welt - als eine so merkwürdige, dröge und freudlose Ansicht, als eine Hemmung, die ich niemandem den ich kenne an den Hals wünschen würde, ein weltbild, vor dessen weiterer verbreitung ich mich nur fürchten kann, dass ich beschloss, entgegen meiner Gewohnheit, nicht dort zu kommentieren wo es mir gefällt: nun werde ich Ihnen ebendies gerade einmal aufschreiben, auf dass auch Sie nun die Gelegenheit haben, über ein dem Ihren entgegengesetztes Weltbild einer fremden Person zu staunen. ich persönlich mache das recht gerne. die liebsten grüße
Modeste - 3. Feb. 2009, 9:05 Uhr

Ich glaube tatsächlich nicht, dass das Begehren das Begehrte heiligt. Konsens ist dies sicher bei Wünschen, die Dritten schaden. Dass man das Gewünschte unter diesen Umständen nicht darf, versteht sich von selbst. Wenn das Gewünschte aber nur lästig ist, lächerlich oder geschmacklos, dann wird man dies nicht verbieten können. Missbilligen, finde ich, sollte man das Unangemessene gleichwohl, ansonsten verliert man jeden Maßstab für den wünschenswerten Zustand der Welt.
QuiBono - 3. Feb. 2009, 15:28 Uhr

Ich glaube nicht, dass Ihre Welt, verehrte Frau Modeste, durch das Vorhandensein blutjunger Zigarrenraucher und steinalter Rockgitarristen irgendwelchen Schaden nehmen wird. Ich glaube hingegen sehr wohl, dass Ihr Horizont mit den Jahren immer enger werden wird, wenn Sie alles missbilligen, was Ihnen in Ihrer Welt nicht wünschenswert erscheint, und das wäre doch gerade in Ihrem Fall besonders schade. Ich meine, wo Talent ist, da sollte es auch Größe geben.
arboretum - 3. Feb. 2009, 19:55 Uhr

Herr(?) Quibono, Sie sind vermutlich nie im Alter von 14 Jahren von 35-Jährigen angemacht worden, mussten sich mit Anfang 20 auch nicht den Avancen von 40-Jährigen erwehren und waren ab Anfang 30 nie dem oben beschriebenen Betragen von Über-50-Jährigen ausgesetzt. Sonst wüssten Sie nämlich, dass das einfach peinlich ist und nervt.
QuiBono - 4. Feb. 2009, 20:14 Uhr

Um für Abhilfe zu sorgen, sollte man also für ganze Bevölkerungsgruppen die Nutzung von elektrisch verstärkten Gitarren und motorisierten Zweiradfahrzeugen durch konsequente Missbilligung unterbinden. Anderen wiederum ist der Genuss von Zigarren und Rotwein der gehobenen Preiskategorie zu verwehren. Dann wäre der wünschenswerte Zustand der Welt wiederhergestellt. Eine kühne Argumentation, in der Tat.

Wie wäre es, wenn die betroffenen Damen anstatt dessen lernen würden, sich gegen unerwünschte Flirtversuche zu behaupten. Sie haben in der Situation doch alle Trümpfe in der Hand und könnten dem armen Lustmolch nach Belieben eine Lehre erteilen. Dann können die anderen, ganz gleich ob jung oder alt, unbehelligt zu Rotwein und Rockmusik zurückkehren und ich bin sicher, es wird auch Frau Modeste nicht kränken.
arboretum - 4. Feb. 2009, 20:19 Uhr

Da Sie sich so hartnäckig weigern, zu kapieren, worum es hier geht, und sich immer nur an bestimmten Punkten aufhängen, ist fast zu vermuten, dass Sie ebenfalls zu der oben beschriebenen Sorte Mann gehören.
QuiBono - 4. Feb. 2009, 20:31 Uhr

Schade, dass Sie dieses amüsante kleine Scharmützel so bitter ernst nehmen, verehrte Frau Arboretum. Mir geht es um die Dinge, die ich oben angesprochen habe und die Freude am guten Wort, die Sie offenbar nicht teilen können.
arboretum - 5. Feb. 2009, 12:03 Uhr

Freude am guten Wort habe ich durchaus, auf solch belehrende wie Ihre, reagiere ich hingegen mitunter leicht gereizt. Ich weiß mich darin aber nicht allein und habe, nebenbei bemerkt, auch nicht den Eindruck, dass Sie damit andere zu amüsieren vermochten.
QuiBono - 6. Feb. 2009, 19:05 Uhr

Verzeihen Sie, aber das ist nicht mein Anliegen. Ich finde einfach den bunten Strauß von Verhaltensregeln, der hier "den alten Männern" überreicht wird, einschließlich der Aufforderung, sich endlich aus dem Leben zu verabschieden, unfreiwillig komisch. Für Sie mag das ein Nebenaspekt sein. Mich hat dieser Punkt an Modestes Rede am meisten interessiert, denn er enthält eine Verallgemeinerung, die Missverständnisse provoziert und die sich sehr gut auf die Spitze treiben lässt.

Inzwischen hat der bräsige, paternalistische Typus, der hier eigentlich gemeint ist, durch die zahlreichen Kommentare Gestalt gewonnen. Ich kann Ihnen versichern, dass er auch jungen Männern durch sein herablassendes Dominanzgebaren auf die Nerven geht. An Verständnis für den Ärger, der den Anlass für dieses schöne Spektakel bildet, fehlt es mir also nicht.
la-mamma - 2. Feb. 2009, 17:49 Uhr

;-)

mich tröstet, dass es auch andere gibt. aber vor allem mit den ein wenig irritierenden annäherungversuchen und dem taktvollen umgang damit haben sie den nagel auf den kopf getroffen ...
Modeste - 3. Feb. 2009, 1:10 Uhr

Ja, die anderen gibt es natürlich auch. Zum Glück. Man muss so nicht altern.
che2001 - 6. Feb. 2009, 19:14 Uhr

Freude am guten Wort kann man der Frau Arboretum nun aber wirklich nicht absprechen.
somlu - 2. Feb. 2009, 18:11 Uhr

Nun, es blieben auch Frauen in der eigenen Alterklasse...nur so ein Gedanke
Modeste - 3. Feb. 2009, 1:11 Uhr

Die aber sind gleichaltrigen Männern ab circa 40 meist viel zu alt.
che2001 - 6. Feb. 2009, 19:15 Uhr

Ein Gedanke, der vielleicht weiter ausformuliert werden könnte?
kaltmamsell - 2. Feb. 2009, 21:15 Uhr

Ganz ausgezeichnet, meine Verehrung.
Zu jedem Aspekt hatte ich konkrete Herren vor Augen - im Guten wie im Schlechten.
(Der Mitbewohner, dem ich die Rede textartangemessen vorlas, freute sich. Und dann wies er darauf hin, dass sie eigentlich Verse verdient hätte, die Rede.)
Modeste - 3. Feb. 2009, 1:12 Uhr

Danke. Die Exemplare, die kennen wir wohl alle. Zur Genüge, möchte ich sagen.
rpk - 3. Feb. 2009, 9:39 Uhr

ich haette schon mal gerne gewusst....

...wie alt denn in zahlen dieser alte mann ist. ...und natuerlich, wer er ist...denn von der rede ausgehend handelt es sich um einen speziellen alten mann, einen, der porsche faehrt und teure restaurants aufsucht. nun gibt es eine reihe alte maenner, auf die ihre beschreibung zutrifft. gekaufte prinzen und gekaufte doktoren und wiener bauloewen wittere ich hinter ihrer beschreibung.
aber seien sie versichert, dass ist nicht DER alte mann. der alte mann muss seine kohle zusammenhalten und faehrt nen opel oder golf , bestenfalls nen mercedes. der alte mann ist nicht ganz gesund und hat ne reihe wehwehchen. zumeist ist der alte mann auch noch verheiratet und pflegt lieber den umgang mit seinen enkeln als sich um die ladies zu kuemmern. der alte mann bewegt sich in sphaeren, die ihm keine angriffsflaeche bieten.
....und doch moechte ich nicht abstreiten, dass der alte mann von einer huebschen begeistert sein kann. ...angesichts seines prostata-schadens allerdings hat er sich mit der bewunderung abgefunden. .....und er wuerde sich im ernstfall nicht die bloesse des versagens geben wollen.
der alte mann wird als erster entlassen und in den ruhestand versetzt...falls der alte mann ueberhaupt noch arbeitet, denn er ist ja alt.
nun, ich bin sicher ein alter mann und ihre rede zieht gnadenlos an mir vorbei. ...an den meisten alten maennern !
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:08 Uhr

Natürlich ist das ein Typus, den mehr Eigenschaften kennzeichnen als nur sein Alter, etwa Selbstgefälligkeit, ein unkritischer Umgang mit sich selbst und eine gewisse Rücksichtslosigkeit auf die Empfindungen anderer.
beerich - 3. Feb. 2009, 11:35 Uhr

rede an die alten männer

habe mit stillem vergnügen und manchem wiedererkennungseffekt bei mir selbst und anderen diese rede und die kommentare gelesen. ja es gibt solche unangenehmen vertreter, aber aus sicht eines alten mannes, es gibt auch junge menschen für die ist offensichtlich älter als 21 schon eine persönliche beleidigung, darum vielleicht ein gewisses maß an humor und selbstironie macht das zusammenleben leichter
Schwarzmaler - 3. Feb. 2009, 12:37 Uhr

Frau Modeste, ich liege im Staub zu Ihren Füssen. Großartiger Text. Und großartig beobachtet.
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:07 Uhr

Herr Beerich, natürlich, es gibt haufenweise dumme junge Menschen. Der Nachteil an ihren bejahrten Vertretern ist sicherlich, dass es ihnen oft ihre berufliche und gesellschaftliche Position ermöglicht, ihre Dummheit und Vulgarität auf sehr unangenehme Weise auszuleben.

Und Herr (?) Schwarzmaler: Vielen Dank.
40something - 3. Feb. 2009, 18:59 Uhr

Was fände ich diesen Text großartig, wenn ich, verehrte Frau Modeste, nicht irgendwo doch ganz insgeheim ein klitzekleines bisschen befürchten müsste, dass Sie in nicht allzuferner Zeit auch mich meinen könnten. Obwohl ich nicht Motorrad fahre und ungern in Läden wie dem Vau diniere. Immerhin habe ich mir vorgenommen, dass die Damen, auf die ich ein Begehren richten könnte, ein gewisses Alter - und zwar deutlich unter der von Ihnen angesprochenen Differenz - nicht unterschreiten sollten. Ich hoffe, die schlimmsten Auswüchse dessen, was Sie hier geißeln, so zumindest einschränken zu können... (Im übrigen: ein klein wenig ungerecht sind Sie schon. Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich als Zwanzigjähriger den Kontaktversuchen einer zwanzig Jahre älteren Dame durchaus positiv gegenüberstand. Umgekehrt wäre ich dann wohl ein dirty old man...)
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:11 Uhr

Nein, der Typus, den ich meine, ist ein anderer, und seine hervorstechendste Eigenschaft sicher nicht die Neigung zu jüngeren Frauen, sondern die Selbstgefälligkeit, die sich zum einen nicht vorstellen kann, dass jüngere Frauen anderer Ansicht sind, und der es zum anderen auch gleichgültig wäre, käme derlei in diesem Weltbild vor.
virtualmono - 4. Feb. 2009, 1:22 Uhr

Manchmal...

... bin ich aber direkt froh, rein zahlenmäßig durchaus schon als "alter Sack" durchzugehen, denn die Gefahr, daß ich mir mit den Motorrädern völlig hirnlos die Rübe einfahre ist ebenso längst Geschichte wie selbiges mit der vernünftigerweise bei 250 km/h abgeriegelten Limousine zu versuchen, denn daß man so schnell fahren kann heißt ja noch lange nicht, daß man es auch bei jedem Wetter muß. Ein Hoch auf die Weisheit des Alters.

Elektrische als auch akustische Instrumente mit 4, 6 oder gar 88 Saiten werde ich aber - entgegen Ihres sicherlich gut gemeinten Rates (aber gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut) auch weiterhin mit der ganzen Leidenschaft und Virtuosität bedienen, wie ich das seit frühester Kindheit zu tun pflege. Und von jungem Gemüse lasse ich auch weiterhin die Finger, denn schon meine Großmutter pflegte zu sagen "Hüte Dich vor den Weibern, denn die wollen alle nur das Eine". Und sie hatte natürlich wie immer Recht.
che2001 - 5. Feb. 2009, 15:06 Uhr

Hmm, ich werd´manchmal ja schon kiebig bei 15 Jahre jüngeren Frauen. Erstes Anzeichen, zu den alten Säcken zu gehören, und ist das erst bei 30 Jahren Altersabstand alarmierend? Wobei, ein Status als dirty old man wäre ja vielleicht auch nicht schlecht...
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:04 Uhr

Weisheit des Alters, Herr Virtualmono, wünschen wir uns wohl alle, und es gelingt mehr Menschen, als man denkt. Gegen Dummheit und Rücksichtslosigkeit ist natürlich in keinem Alter ein Kraut gewachsen, aber man verlangt - wie ich meine, zu recht - mehr Reife von einem Sechzigjährigen als von einem Zzanzigjährigen.
blackconti - 4. Feb. 2009, 21:40 Uhr

Gut geschrieben, aber auch gutgeschriebene Klischees verstimmen, wenn sie in so geballter Form serviert werden. Sie haben möglicherweise zu viele schlechte Filme gesehen, denn dort kommen solch peinliche Männer vor. Peinlich ist aber auch, solche Karikaturen zu verallgemeinern. „Rede an DIE alten Männer!“ und zum oberpeinlichen Schluss wird angeraten, sich in Würde auf’s Ableben vorzubereiten. Danke, Frau Modeste, aber Larmoyanz können Sie besser.
netbitch - 5. Feb. 2009, 22:50 Uhr

Che, Dein Habitus ist dafür zu "jung". Zum alten Sack gehört nicht nur ein Lebensalter, sondern eine paternalistische, selbstzufriedene und aufdringliche Art, mit jüngeren Frauen umzugehen. Die Modeste zielsicher aufgespießt und Arboretum wirkungsgenau beschrieben hat.
Modeste - 5. Feb. 2009, 23:59 Uhr

Ja, Frau Netbitch, das trifft es auf den Punkt. Der "alte Mann" ist ein Habitus, der mit den Lebensjahren nur insofern zu tun hat, dass er vermehrt ab einem gewissen Alter auftritt. Interessant übrigens, dass jede Frau diesen Typus kennt, und viele Männer entweder seine Existenz oder seine unangenehme Wirkung negieren.
che2001 - 5. Feb. 2009, 11:04 Uhr

Gab es hierfür denn einen konkreten Anlass? Mir würde dazu ja spontan der Film "Born to be wild" einfallen. Wobei 50er allerdings noch nicht wirklich alt sind...
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:00 Uhr

Ja, ein ziemlich konkreter Anlass, aber der Typus nervt mich schon ziemlich lange.
DesEsseintes - 5. Feb. 2009, 11:39 Uhr

Es ruhen in Frieden...

Was die Welt des Anständigen - also die reale Welt in ihrem wünschenswerten Zustand - betrifft, mögen Sie recht behalten, Frau Modeste.
Literarisch ist der Comme-il-faut aber nicht der Rede wert und erstaunlicherweise selber ein bißchen unanständig. All die Humbert Humberts und sonstigen begierigen Alten (Philipp Roth!) machen nämlich ganz schön was her. Ihnen gilt unsere Liebe und unsere Nachsicht. Moral ist keine Sache der Literatur.
Altersgemäßes Wohlverhalten lohnt sich genausowenig beschrieben zu werden wie wohlfeile Klischees.
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:01 Uhr

Literarisch haben Sie sicher recht, indes habe ich für die Hemingways und Philip Roth dieser Welt auch literarisch nicht allzu viel über.
punktum - 5. Feb. 2009, 23:05 Uhr

Si tacuisses ...

Selten habe ich ein so blasiertes Geschwafel gelesen. Sie wissen nichts vom Alter und haben wenig Ahnung vom Leben. Woher nehmen Sie das Recht, einen Mann, der gern Tiefkühllasagne isst, erbärmlich zu nennen oder eine lässige Lebensweise zu verurteilen ? Für wen halten Sie sich ? Demut verlangen Sie, wenn ein alter Mensch "wider Erwarten" gefällt ? Wofür bitte sollte Alter ein Hindernis sein ? Für Flirt, Begehren, gar Liebe ? "Pfui und das in Deinem Alter, wie unästethisch". Was befähigt Sie zur Verwehrung später Lebensfreude ? Von wem lassen Sie sich vorschreiben, was Sie wann und wie leben und empfinden dürfen ? Gegen Belästigung kann sich jede/r wehren. Ein derart überhebliches Richtergehabe jedoch ist lächerlich.
Modeste - 6. Feb. 2009, 0:02 Uhr

Es geht nicht um Lebensfreude, sondern um Rücksichtslosigkeit. Und ja: Gegen Belästigung kann man sich wehren. Es wäre aber angenehmer, wenn die Belästiger das Belästigen schlicht lassen würden, denn auch die Abwehr ist anstrengend und verbunden mit sehr unangenehmen Empfindungen.
steppenhund - 6. Feb. 2009, 16:20 Uhr

@punctum

Ich nehme an, dass es ein anlassbezogener Ausbruch ist, der von der Formulierung ja ganz nett klingt. Deine Antwort hat mich aber auf etwas anderes gebracht: Du schreibst, sie habe vom Alter keine Ahnung. Das könnte dadurch belegt sein, dass ja nur von der Belästigung der jungen Frauen durch die alten Männer die Rede ist. Ich habe in der Jugend sowohl alten Männern als auch alten Frauen sehr interessiert zugehört. (Bei meiner Oma war da natürlich die Schokolade als Belohnung ein zusätzlicher Anreiz.) Aber als Dreißigjähriger hat es mich sehr interessiert, was 60-90-Jährige zu sagen hatten. Ich habe daraus die Information gezogen, wie sich Lebensansichten in den unterschiedlichen Stadien des Lebens verändern. Später habe ich das ja auch an mir feststellen können, obwohl ich mir in manchen Punkten hundertprozentig sicher war;) Ich denke, dass man sich einer fiktiven Erkenntnis nur annähern kann, wobei die Annäherung alternierend passieren kann.
Damals galt eine Frau mit 50 wirklich schon als alt. Heute ist das eher die Ausnahme. Allerdings gibt es Frauen mit 30, die bereits alt sind, weil sie in den Gedankenentwicklungen abgestorben sind. Originaltext: "Ich bin jetzt dreißig, ich will doch nichts mehr lernen!"
Modeste - 6. Feb. 2009, 17:23 Uhr

Sind Sie ernsthaft der Auffassung, die Thematisierung der - sicher unstreitigen - vielfachen Belästigungen durch ältere Männer, die sich zu Unrecht für unwiderstehlich halten, belege eine Unkenntnis des Alters, welche wiederum geistige Unbeweglichkeit kennzeichne? Falls ja, fehlen mir im Zuge dieser Gedankenführung mindestens zwei logische Zwischenschritte, indes mag dies auch an dem von Ihnen suggerierten geistigen Verfall liegen.
punctum - 7. Feb. 2009, 1:34 Uhr

Huch - jetzt lese ich das hier eher zufällig (und auf dem Weg ins Bett) und bin etwas verwirrt. Ich möchte nur anmerken, dass ich hier keinesfalls als "punktum" kommentiert habe. Das wäre auch gar nicht mein Stil. Und im übrigen halte ich den Text keineswegs für blasiertes Geschwafel. Das nur mal am Rande.
arboretum - 7. Feb. 2009, 15:15 Uhr

Ihr Namensvetter schreibt sich mit "k", Steppenhund hat das wohl übersehen.
steppenhund - 6. Feb. 2009, 1:23 Uhr

Was Ihnen dann noch bleibt, wollen Sie wissen? Sie werden es nicht gern hören, aber: Gutes Essen und herbstliche Gespräche vielleicht. Spaziergänge im raschelnden Laub. Die Literatur, Musik (aber hüten Sie sich vor elektrischen Gitarren), und wenn Sie die Frauen nicht lassen können, bewundern Sie auf Abstand. Seien Sie demütig: Wenn Sie wider Erwarten gefallen, seien Sie dankbar. Genießen Sie die letzten vollen, goldenen Tage Ihres Lebens und nehmen Sie Ihren Abschied ohne Bitterkeit. Er lässt sich so oder so nicht vermeiden.
Sollte Ihre Abhandlung nur den Zweck haben, gegen die Belästigungen zu wettern, ist das Ihr gutes Recht und das anderer Frauen, die sich belästigt fühlen.
Ihre Schlussfolgerung, was bleibt, scheint mir allerdings nicht sehr vollständig.
Ich könnte mich als alten, zahnlosen, armen und impotenten Sack bezeichnen. Das Alter ist eine nicht zu diskutierende Größe. Ich war ganz erstaunt, als ich kürzlich ein Schreiben bekam, dass ich ab Mai die Betriebsvorsorgepension beziehen würde. (Die fängt schon mit 58 an. Finde ich cool, habe mich nie darum gekümmert.) Die Zähne sind schon fast wieder vollständig. Über Armut lässt sich diskutieren. Mir bleiben netto 950 Euro. Aber selbstverständlich kann man argumentieren, dass ich statt Miete in eine Immobilie einzahle, die nach weiteren fünf Jahren mir gehören würde. (toi, toi, toi) Da bleibt dann nur die Frage, wie sich die Kinder die Erbschaft aufteilen werden. Die Impotenz ist eine situative und nicht mit jeder Frau gegeben.
Was ich aber wirklich auf der Habenseite verbuchen kann, ist eine Frau, mit der ich mich nach längerer Trennung sehr gut vertrage. Wir sehen froh dem Alter in einer gemeinsamen Zukunft entgegen. (Frau Columbo ist im Übrigen fünf Jahre älter als ich.) Kinder, die jobmäßig versorgt sind und einen glücklichen Eindruck machen. Vier Enkelkinder, eines lieber als das andere.
Ja, ich liebe gutes Essen und guten Wein. Noch mehr genieße ich heute Klavier zu spielen. Vermutlich spiele ich besser als je zuvor, weil ich konsequenter übe. Ich habe Kammermusikpartner von Weltqualität, mit denen das Musizieren ein Genuss ist.
Und ich habe meine Arbeit. Vor einer Woche erzählt mir ein Auftraggeber, dass ich nach drei Wochen Präsenz in seiner Firma zwei Leute in Einstellung und Produktivität ganz erstaunlich gefördert habe.
Das ist ein Erfolgserlebnis, von dem ich als alter Mann zehre.
Ich habe Ideen, für deren Prüfung und Realisierung ich vielleicht 20 Jahre brauchen kann. Man könnte es eine Vision nennen - und dafür brauche ich nicht einmal Geld. Das, was ich vor zehn Jahren einmal geleistet habe, könnte sich wiederholen.
Ich habe eine Arbeit und habe das Glück gehabt, 95% meiner Arbeit in meinem Leben mit Aufgaben verbracht zu haben, die mir Spass machen. Und es ist absehbar, dass ich mir diesen Zustand erhalten kann. Dafür brauche ich kein Geld. Dafür benötige ich Begeisterung und Hirn.
Es kommt dazu, dass ich ab dem 28. Lebensjahr immer das gerade bestehende Alter als das optimale empfunden habe. (Vorher wollte ich immer lieber älter sein.) Abgesehen vom Lesen könnte ich mich auf Schach oder Go verlegen, wenn mir einmal das Arbeiten zu mühsam wird.
Und die jungen Frauen?
Während der Trennung von meiner Frau lebte ich vier Jahre mit einer um sechzehn Jahre jüngeren Frau zusammen. Wir haben uns geliebt und sie ist eine Traumfrau: gescheit (vielleicht sogar gescheiter als ich), attraktiv, lustig, hat mich auf den Hund gebracht (seither liebe ich Hunde) und auch heute noch eine entfernte aber - man könnte sagen - gute Freundin. Nur der Altersunterschied war zu groß. Sie war in einem Alter, da war ich schon um die Welt gereist und erfolgreich gewesen. Es bestand fast so etwas wie eine Eifersucht auf mein früheres Leben.
Danach kannte ich eine Frau, knapp um die fünfzig, die hätte ich um keine jüngere tauschen wollen. Dass es da nicht geklappt hat, lag eher an einer Lebensinkompatibilität und den Wehen einer Fernbeziehung. Dass es jetzt mit meiner Frau klappt, ist eine Errungenschaft des Alters, die mich Schwächen, die ich früher als solche empfand, die ich auch heute noch als Schwächen sehe, als die Ergänzung und Stärken sehe, die mich am Boden und in der Realität gehalten haben.
Also wenn ich heute auf der Suche wäre, würde mich viel eher eine Frau wie Herbstfrau interessieren. Die lebt ein lebendiges Leben und strahlt bereits in den Texten Lebensfreude aus. Ich kenne einige Frauen in diesem Alter, die ähnlich aktiv wirken. Irgendwie ist da das Alter überhaupt kein Thema.
Oder vielleicht Martha Argerich, die Traumfrau schlechthin?
-
Belästigungen mag es geben - manchmal geniere ich mich selbst für meine Geschlechtsgenossen. Aber ein bisschen Augenzwinkern ist von beiden Seiten ist schon her angebracht.
Aber ganz bestimmt gibt es mehr im Alter, als Sie anzubieten gewillt sind;)

Nachtrag:



Mir hat das schon vor zwanzig Jahren gefallen. Und den Text verstehe ich heute besser als vor zwanzig Jahren. Dabei lese ich Hesse seit ich achtzehn bin.
Es lohnt sich, sich da einmal durchzuhören und die sehr hilfreichen Inserts zu lesen.
Anuta - 6. Feb. 2009, 12:32 Uhr

Man sollte mit 19 aufhören, Hesse zu lesen.
Modeste - 6. Feb. 2009, 14:13 Uhr

Meine Meinung über den Hesse-Leser habe ich an geeigneter Stelle ja bereits kundgetan. In der Zwischenzeit hat sich diesbezüglich nichts geändert.
ConAlma - 6. Feb. 2009, 7:41 Uhr

Belästigung ist keine Altersfrage

In meinem bald 52 Jahre währenden Leben musste ich feststellen, dass das Belästigungsspiel alle männlichen Altergruppen umfasst, und es war immer meine Sache, wie ich es aufnahm: mittlerweile als geschlechtszugehörige Schwäche ;)
Modeste - 6. Feb. 2009, 14:21 Uhr

Das erleichtert sicherlich das Leben, indes wird auch durch eine gelassene Reaktion eine unangenehme Angewohnheit nicht amüsanter. Da hält man sich doch lieber an die Herren, die auf derlei verzichten. Denn auch solche gibt es ja genug für das Leben einer Dame, da kann man auf den Rest getrost verzichten.
kid37 - 6. Feb. 2009, 9:28 Uhr

Frau Modeste, Sie hätten es nicht "Rede an die alten Männer", sondern "Stich in ein Wespennest" nennen sollen ;-)
Modeste - 6. Feb. 2009, 14:18 Uhr

Ja, die Emotionalität der Kommentare überrascht und amüsiert mich aufs äußerste. So etwas kommt hier ja ansonsten quasi nicht vor. Überflüssig zu sagen, dass meine Einschätzung hinsichtlich des angesprochenen Typus durch diese Diskussion an Entschiedenheit deutlich gewonnen hat.
die_trying - 6. Feb. 2009, 11:01 Uhr

Wozu so viel des Aufhebens ?
Umgeben sich etwa mit den falschen Männern?
Modeste - 6. Feb. 2009, 14:19 Uhr

Nein, es ist umgekehrt. Die falschen Männer umgeben mich.
die_trying - 6. Feb. 2009, 17:41 Uhr

ooh. Armes Mädchen.
Möchten Sie Mitleid ?
Gibt's gratis!
Modeste - 6. Feb. 2009, 17:58 Uhr

Scheren Sie sich woanders hin. Die nächste unverschämte Äußerung werde ich löschen.
die_trying - 6. Feb. 2009, 18:54 Uhr

Nur zu.
Es ist Ihre Spielwiese und Ihre Gesellschaft.
Anuta - 6. Feb. 2009, 12:26 Uhr

Mir gefallen an diesem Text die Beobachtungen genauso gut wie die "kritischen" Kommentare, die jedes deiner Worte unfreiwillig verifizieren. Ich bin 29 und stelle fest, seit ca. vier Jahren verstärkt im erotischen Fokus des beschriebenen Männertyps zu stehen, dessen zentrale Eigenschaft nicht der Hang zur jungen Frau, sondern das pausbäckige Vertrauen in die eigene Unwiderstehlichkeit ist.

Zum klugen Vorschlag, das Umfeld zu wechseln: Wer arbeiten geht, wird in den höheren Hierarchie-Ebenen fast ausschließlich mit alternden und alten Männern konfontiert. Auch wenn nur die Minderheit von ihnen zum beschriebenen Typ gehört - man trifft solche Herrschaften fast jeden Tag.
Modeste - 6. Feb. 2009, 14:47 Uhr

Ja, dieser Kommentarstrang verrät sehr viel über männliches Selbstverständnis.
che2001 - 6. Feb. 2009, 16:28 Uhr

Ich weiß nicht. Auf der einen Seite habe ich den Typ "geistiger Busengrabscher" (geistig, weil nicht real handgreiflich werden, aber die Grenzüberschreitung spürbar ausstrahlend) öfter erlebt, meist Männer im Alter von 50-65, oft Chefs oder Teamleiter (ganz besonders ausgeprägtes Exemplar: Regisseur, Intendant oder Kurdirektor Typus "dünne Lederjackenträger mit Schmerbauch"). Andererseits: Ich hatte mal einen Chef, der mit einer 20 Jahre jüngeren Frau sehr glücklich wurde, und die mit ihm. Ich kannte mal einen damals 70 jährigen, für den das Motorrad zu spießig gewesen wäre - er flog mit der Cessna durch die Weltgeschichte, landete auf irgendwelchen Wiesen, schlug unter der Tragfläche sein Iglu-Zelt auf. Die Frauen liebten ihn. Keine 20jährigen, aber Enddreißigerinnen, die One-Nights-Stands mit dem alten Herumtreiber schätzten. Die Welt ist viel zu bunt, um kleinlich zu sein. Es gibt den Typus, den Du beschreibst, aber drumherum noch sehr viel Anderes. Zu Verlangen, dass Belästigung unterbleibt ist nur allzu berechtigt. Anderen Leuten vorzuschreiben, wie sie zu leben haben hat keine Legitimation.
Modeste - 6. Feb. 2009, 17:26 Uhr

Nun, Che, ich lebe davon, dass Menschen anderen Menschen vorschreiben, wie sie zu leben haben, und habe zu Verboten ebenso wie zu nicht sanktionierten Missbilligungen naturgemäß ein etwas entspannteres Verhältnis. Zudem: Niemand verbietet oder missbilligt einen älteren Herrn, der glücklich ist oder glücklich macht. Diejenigen indes, die sich zu Unrecht für hochattraktiv halten und sehr, sehr pampig reagieren können, verrät man ihnen, dass dies unzutreffend sei, werden in meinen Augen zu recht missbilligt.
che2001 - 6. Feb. 2009, 17:41 Uhr

OK, da bin ich dann wieder bei Dir. Dein Posting lässt andere Interpretationsmöglichkeiten offen, nämlich die, Leuten vorschreiben zu wollen, wie sie konkret zu leben haben und wie nicht, und auch noch ihrer Altersgruppe gemäß, und das hat dann etwas strukturell ultrakonservatives. Wenn das so nicht gemeint ist ist es ja gut.
Modeste - 6. Feb. 2009, 18:00 Uhr

Prächtig übrigens Deine Formulierung des "geistigen Busengrabschers". Das trifft es auf den Punkt.
hans1962 - 7. Feb. 2009, 23:03 Uhr

Vielen Dank

.
für die erfrischende Beleuchtung einer jugendlichen Geisteshaltung! Das Amusement war so überwältigend, wie die gewonnene Einsicht!

Aber bitte grämen Sie sich nicht, in spätestens sieben Jahren ist dieser unappetitliche Spuk endgültig vorbei. Dafür gibt es 40 Gründe ;-)
arboretum - 8. Feb. 2009, 21:18 Uhr

Täuschen Sie sich mal nicht. Die Herren werden einfach nur noch älter.
Modeste - 8. Feb. 2009, 22:04 Uhr

Ja, das sagten mir mehrere Freundinnen, die die 40 überschritten haben. Die Bewerber werden noch älter und noch dreister, weil mancher offenbar meint, eine Frau über 40 könne froh sein, wenn da überhaupt noch jemand auftaucht.

Überflüssig zu erwähnen, dass diese Annahme meistens nicht stimmt.
Roulette - 9. Feb. 2009, 0:00 Uhr

Eine sicherlich sehr anstrengende, aber aufschlussreiche Diskussion, vielen dank.
che2001 - 9. Feb. 2009, 19:40 Uhr

In einer Zeit, in der 50 jährige Frauen erfolgreich auf 30 machen, auch ohne Madonna zu heißen und alt Sein mit dem Pensionsalter beginnt, mit wachsendem Alter die Damen aber auch wachsendes Selbstbewusstsein an den Tag legen dürften die alten Säcke mit dieser Kalkulation völlig ins Leere fahren;-)
virtualmono - 10. Feb. 2009, 2:33 Uhr

50 jährige Frauen erfolgreich auf 30 machen

Ein dreifach donnerndes "Alaaf" auf die plastische Chirurgie ;-)
che2001 - 10. Feb. 2009, 13:28 Uhr

Ich dachte eigentlich mehr an die regelmäßige Fitnesscenter-Geherin und Beauty-Shop-Kundin und daran, dass in meiner Kindheit 50 jährige Frauen tatsächlich so herumliefen wie heute 70jährige-in Kleidung, die eben nur alte Leute anzogen, mit Dutt, Kapothütchen oder Kopftuch.
noergler - 10. Feb. 2009, 17:40 Uhr

Jeder Penisträger, der vorne eine 4 oder gar noch andere Zahlen stehen hat, und der sich imstande sieht, einen halben Meter eigenkritisch zurückzutreten, weiß, dass Modeste in ihrem Eröffnungsbeitrag recht hat.
Wie attrahiert von einem unwiderstehlichen Magnetismus, gravitiert die Männlichkeit in die "Faster horses, older whisky, younger women"-Sehnsuchtssphäre. Es kommt aber darauf an, wie man damit umgeht.
Alles hängt davon ab, die Zeichen an der Wand früh schon zu entziffern. Bereits in der Phase der noch eine Residualbestimmung von Jugendlichkeit mit sich führenden dreißiger Jahre sollte der Gedanke des "Dahin!" zugelassen werden, wenn plötzlich den 3-Tage-Bart nicht länger die Aura des Verwegenen umglänzt, sondern unrasiert nur noch ungepflegt ist.
Noch früher gilt es den Zeitpunkt zu erspüren, zu welchem die minderjährige Geliebte auch der zuständigen Staatsanwaltschaft ein nur bedingt bewunderndes Olala! abpresst.

Jenen unwiderstehlichen Magnetismus erkennt die Psychoanalyse als infantilen Regreß, welcher das Kinderglück beschwörerisch bewahren will. Diesen Magnetismus zu sehen und zu akzeptieren, ohne ihm doch Macht einzuräumen über die eigene Subjektivität, ist eine Definition von Erwachsensein.
che2001 - 11. Feb. 2009, 21:12 Uhr

Wow, starke Worte, Nörgler, und so wahr!

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