Auf einem Boot nach Westen
Heute nacht am Lido ein Boot bestiegen, und der Himmel war so gläsern und rein wie heute morgen früh um fünf auf dem Weg nach Haus. Die Glocken läuteten mir zur Abfahrt von einem der Campanile, und mit einem Ruck bäumte das Boot sich auf und schoss an Chioggia vorbei, der Adria entgegen. Vielleicht fuhr ich heute nacht auf das offene Meer.
Feingliedrig war der Fährmann, hübsch und schön, und stand mit freiem Oberkörper am Steuer, umweht von spritzendem Wasser und Salz. Hinter dem Fährmann saß ich mit untergeschlagenen Beinen, und mit mir noch andere, drei oder vier, die raunten sich leise etwas zu, was ich nicht verstand. Die anderen Reisenden, fiel mir auf, wirkten bedrückt.
Unsinnig fröhlich war dafür ich, zog mich übermütig an den Planken des Bootes hoch und hielt meine Hand in die Gischt. Aus Trotz jubelte ich die anderen an, die dicht gedrängt nebeneinander mehr lagen als saßen. Sie wirkten löcherig, durchscheinend irgendwie und ein wenig faulstichig und braun. Verärgert wand ich mich ab.
Neben dem Fährmann stand ich dann einige Zeit, sah der Sonne entgegen und blinzelte in das strahlende, weiße Licht. Das Salz bildete Krusten auf meinen Füßen, die Sonne wurde heißer, kam näher, und leckte mit hitzigen Zungen mir über die Haut. Ganz nahe waren wir schon am Ziel, immer aufgeregter wurde ich und winkte dem Ufer zu, an dem ein paar Männer in hellen, sommerlichen Anzüge standen und auf die Uhr sahen, als sei das Boot schon zu spät.
Man reichte mir ein Glas, als ich ankam, aus dem ich durstig trank. Man warf mir eine Art Tunika über, denn ich war (das war mir entgangen) nackt. Schließlich geleitete man mich den Strand hinauf bis zu Bäumen, in deren Schatten ich bleiben würde, vorerst, umweht von Kühle, umgeben von rankendem Grün, Moos und rauschenden Blättern am Ende der See.