Journal :: 18.05.
Neun Kilo habe ich seit Weihnachten abgenommen, behauptet die Waage. Leider sieht man nichts. Oder nur ganz wenig. Frisch geduscht stehe ich vor dem Spiegel, kneife mir in die Seiten, beuge mich vor und zurück und frage mich, was man eigentlich machen muss, um so auszusehen, wie man aussehen will, oder ob das gar nicht geht. Irgendwie habe ich am Bauch immer noch mehr Speck als Muskeln.
"Findet ihr, ich mache mir zu viel Gedanken um mein Aussehen?", frage ich die Lieblingskollegen mittags beim Sushi. Aber nein, sagen beide brav im Chor. Es hört sich irgendwie verdächtig an. Ob eine weitere Gewichtsabnahme empfehlenswert sei, frage ich daher nicht. Als ich nach Hause komme, schaue ich bei Google nach, was man eigentlich idealerweise wiegt, wenn man so groß ist wie ich. Leider ist das Internet bei den wirklich ernsthaften Fragen des Lebens auch diesmal keine große Hilfe.
Nach sechs soll man nichts mehr essen, habe ich gehört. Andere Stimmen dagegen behaupten, die Uhrzeit sei egal. Weil ich eh nie vor neun zu Hause bin, beschließe ich, die zweite Ansicht sei zutreffend, richte Salat mit Huhn an, backe eine Brezel auf, und sollte zu Bett gehen, als ich doch noch - nur für eine halbe Stunde, sage ich mir - ins Lass uns Freunde bleiben gehe, mit dem J. und dem M.2 erst eine Weinschorle und dann einen Sekt trinke, über Politik und Cabrios lache und schließlich zu spät zu Hause bin, wie immer.
Es ist zwanzig nach eins. Der Tag wird lang.
liebe grüsse
waldviertelleben