Variation auf ein kleines Solo
Aber vielleicht heiraten die Freunde doch noch, die jetzt noch lustig mit den Köpfen schütteln, wenn man sie fragt. Vielleicht bekommen die Frauen doch noch runde Bäuche, kleine Kinder krabbeln unter den Tischen, und auf einmal werden die anderen Mütter aus der Pekip-Gruppe viel öfter angerufen als ich: Gemeinsame Interessen, du weißt ja. Und am Schluss sitze ich in meiner Wohnung, am Abend meines Geburtstags vielleicht, die Kerzen brennen, und keiner kommt. Oder nur zwei, drei Leute, aus Mitleid, und schauen heimlich auf die Uhr, wenn ich es nicht mitbekomme. Nachts, wenn sie weg sind, werfe ich das ganze Essen in einen riesigen, himmelblauen Müllsack.
Am Sonntagmorgen bleibe ich ganz lange im Bett, damit der Tag nicht so lang ist, und danach gehe ich in eine Ausstellung und wandere langsam hin und her zwischen den Bildern. Von Kunst werde ich viel verstehen dann, denn ich werde ja viel lesen, und keiner wird sich mehr berufen fühlen, mir etwas zu erzählen über die Bilder an der Wand. Für die Männer, die so alt sind wie ich, bin ich dann unsichtbar geworden, denn irgendwann beginnt das weibliche Fleisch zu verblassen, und das Verfallsdatum liegt ungefähr zehn bis 15 Jahre vor dem Alter, an dem ein Mann anfangen sollte, sich zu überlegen, ob es wohl noch etwas wird mit einem warmen Bett ein Leben lang.
Unter der Woche kommen ab und zu ein paar meiner verheirateten Freundinnen vorbei, sitzen zwischen meinen Büchern und erzählen mir von den Schulsorgen ihrer Kinder und den ehelichen Problemen, der schwierigen Urlaubsplanung, dem Mann der viel zu viel arbeitet, und dem, der nicht genug Karriere macht für den Geschmack seiner Frau. Am Samstagabend aber gehen sie mit ihrem Mann aus – nein, Ausgehen macht man dann ja nicht mehr. Vielleicht gehen sie essen. Oder sitzen einfach nur so zu Hause herum. - Ich schenke mir selbst jedes Jahr Weihnachten ein Theaterabo und eins für die Oper, und wandere in den Pausen im Foyer herum oder rauche eine Zigarette nach der anderen, um ein bißchen beschäftigt auszusehen.
Ab und zu denke ich an die Männer, die ich mal geliebt habe, und überlege, wer von ihnen wohl bei mir geblieben wäre, wenn ich das gewollt hätte und nicht weggelaufen wäre jedesmal. In einer dunklen Novembernacht gebe ich vielleicht sogar eine Anzeige auf, in der ZEIT oder so, und mache dann den Umschlag mit den Zuschriften nicht auf. Dann sitze ich allein mit einem Glas Wein der Hand auf meinem Sofa und starre aus dem Fenster und überlege, was falsch gelaufen ist in meinem Leben.
Vielleicht, denke ich dann, hätte ich den einen oder anderen Kompromiss schließen sollen. Meine Realität meinen Möglichkeiten anpassen. Das Feuerwerk abschreiben. Aufhören, an Gold und Purpur zu glauben. Vielleicht nicht lange dem einen nachtrauern, sondern sich kurz entschlossen dem anderen an den Hals werfen. Vielleicht die Liebe klein denken zu etwas, was aus gemeinsamen Mahlzeiten besteht, einem Haus mit Garten und einem Mann, der einem morgens die Teetasse in die Hand drückt, und leise ins Ohr flüstert, dass man doch aufstehen muss, weil die Kollegen warten.
Am nächsten Morgen aber, die Teetasse mit dem selbstgebrühten Tee in der Hand, werde ich wissen, dass ich nicht glücklicher wäre, hätte ich das getan. Und die Kompromisse selbst dann nicht geschlossen hätte, hätte ich mich damals so sitzen gesehen:
Eine alternde Frau, die vergeblich versucht, ihrem Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe zuzulächeln.
Am Sonntagmorgen bleibe ich ganz lange im Bett, damit der Tag nicht so lang ist, und danach gehe ich in eine Ausstellung und wandere langsam hin und her zwischen den Bildern. Von Kunst werde ich viel verstehen dann, denn ich werde ja viel lesen, und keiner wird sich mehr berufen fühlen, mir etwas zu erzählen über die Bilder an der Wand. Für die Männer, die so alt sind wie ich, bin ich dann unsichtbar geworden, denn irgendwann beginnt das weibliche Fleisch zu verblassen, und das Verfallsdatum liegt ungefähr zehn bis 15 Jahre vor dem Alter, an dem ein Mann anfangen sollte, sich zu überlegen, ob es wohl noch etwas wird mit einem warmen Bett ein Leben lang.
Unter der Woche kommen ab und zu ein paar meiner verheirateten Freundinnen vorbei, sitzen zwischen meinen Büchern und erzählen mir von den Schulsorgen ihrer Kinder und den ehelichen Problemen, der schwierigen Urlaubsplanung, dem Mann der viel zu viel arbeitet, und dem, der nicht genug Karriere macht für den Geschmack seiner Frau. Am Samstagabend aber gehen sie mit ihrem Mann aus – nein, Ausgehen macht man dann ja nicht mehr. Vielleicht gehen sie essen. Oder sitzen einfach nur so zu Hause herum. - Ich schenke mir selbst jedes Jahr Weihnachten ein Theaterabo und eins für die Oper, und wandere in den Pausen im Foyer herum oder rauche eine Zigarette nach der anderen, um ein bißchen beschäftigt auszusehen.
Ab und zu denke ich an die Männer, die ich mal geliebt habe, und überlege, wer von ihnen wohl bei mir geblieben wäre, wenn ich das gewollt hätte und nicht weggelaufen wäre jedesmal. In einer dunklen Novembernacht gebe ich vielleicht sogar eine Anzeige auf, in der ZEIT oder so, und mache dann den Umschlag mit den Zuschriften nicht auf. Dann sitze ich allein mit einem Glas Wein der Hand auf meinem Sofa und starre aus dem Fenster und überlege, was falsch gelaufen ist in meinem Leben.
Vielleicht, denke ich dann, hätte ich den einen oder anderen Kompromiss schließen sollen. Meine Realität meinen Möglichkeiten anpassen. Das Feuerwerk abschreiben. Aufhören, an Gold und Purpur zu glauben. Vielleicht nicht lange dem einen nachtrauern, sondern sich kurz entschlossen dem anderen an den Hals werfen. Vielleicht die Liebe klein denken zu etwas, was aus gemeinsamen Mahlzeiten besteht, einem Haus mit Garten und einem Mann, der einem morgens die Teetasse in die Hand drückt, und leise ins Ohr flüstert, dass man doch aufstehen muss, weil die Kollegen warten.
Am nächsten Morgen aber, die Teetasse mit dem selbstgebrühten Tee in der Hand, werde ich wissen, dass ich nicht glücklicher wäre, hätte ich das getan. Und die Kompromisse selbst dann nicht geschlossen hätte, hätte ich mich damals so sitzen gesehen:
Eine alternde Frau, die vergeblich versucht, ihrem Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe zuzulächeln.
von: Modeste Schublade: Über Liebe Datum: 4. Aug. 2005, 22:55 Uhr