Sonntag, 18. Juni 2006

Almost famous

„Auf einer Bühne stehen! Im Fernsehen vorkommen! Das Leben eines Rockstars, der Tod einer Diva, und jeden Tag gutes Essen!“, träumt mancher Jüngling so vor sich hin, und malt sich ein Leben als Künstler aus, oder zumindest als Fernsehmoderator oder so, als außerordentliche, unalltägliche Existenz jedenfalls, weit jenseits jener Sphäre, in der Menschen Tag für Tag ihre staubigen Büros aufsuchen, um dort beispielsweise der Tätigkeit eines Bilanzbuchhalters nachzugehen.

„Oh du hoffnungsloser Traumtänzer!“, entgegnen dann die Erziehungsberechtigten und raten zu der Aufnahme eines Studiums der Elektrotechnik oder der Juristerei, und sprechen mit sorgenzerfurchtem Gesicht von den Aberhunderten junger und nicht minder talentierter Menschen, die täglich in den Straßen Berlins für ein Glas Latte Macchiato ihre Dispo ausschöpfen, denn Erfolg, so wissen Alter und Weisheit zu berichten, haben sowieso immer nur die anderen.

Traurig und desillusioniert von den Worten derer, die ja stets nur das Beste wollen, schleppen sich junge Menschen dann hoffnungslos an die Uni, werden Betriebswirt, studieren Verfahrenstechnik, und träumen nur selten noch von Ruhm und einem Bekanntheitsgrad, der es ihnen erlaubt, beim Metzger vorgelassen zu werden oder vielleicht gar nicht mehr selber einkaufen gehen zu müssen, weil das dann ja andere Menschen machen, wenn man erst einmal sehr berühmt ist.

Trostreich indes möchte man diesen Menschen zurufen: Es gibt noch Hoffnung. Eröffne, sagt man, doch einfach ein Blog.

Zwar winken keine kreischenden Heerscharen junger, hingebungsvoller Jugendlicher vor deinem Fenster. Niemand fällt in Ohnmacht, wenn du gleich beim Presseshop in der Zionskirchstraße Zigaretten kaufen gehst. Auch beim Bäcker wird selbst ein Don Alphonso nur als guter Kunde, und nicht als berühmter Blogger erkannt, und für die Bambi-Verleihung bekommt schätzungsweise nicht einmal Johnny Spreeblick Karten.

Wer aber, fragt man sich, will da überhaupt hin? Und wer will sich in der Gala abbilden lassen, wenn man von the most marvellous Glamourdick photographiert werden kann? Und was ist ein Portrait im Goldenen Blatt gegen den Tagesspiegel? Und wer möchte mit Victoria Beckham picknicken, wenn man mit lauter viel netteren Leuten im Volkspark sitzen kann?

„Pah!“, entgegnen dann die hoffnungsvollen Jünglinge und Jungfräulein, rümpfen die Nasen und behaupten unausprechliche Dinge über Blogs und Blogger.

Aber die sind natürlich alle, alle falsch.



Benutzer-Status

Du bist nicht angemeldet.

Neuzugänge

nicht schenken
Eine Gießkanne in Hundeform, ehrlich, das ist halt...
[Josef Mühlbacher - 6. Nov., 11:02 Uhr]
Umzug
So ganz zum Schluss noch einmal in der alten Wohnung auf den Dielen sitzen....
[Modeste - 6. Apr., 15:40 Uhr]
wieder einmal
ein fall von größter übereinstimmung zwischen sehen...
[erphschwester - 2. Apr., 14:33 Uhr]
Leute an Nachbartischen...
Leute an Nachbartischen hatten das erste Gericht von...
[Modeste - 1. Apr., 22:44 Uhr]
Allen Gewalten zum Trotz...
Andere Leute wären essen gegangen. Oder hätten im Ofen eine Lammkeule geschmort....
[Modeste - 1. Apr., 22:41 Uhr]
Über diesen Tip freue...
Über diesen Tip freue ich mich sehr. Als Weggezogene...
[montez - 1. Apr., 16:42 Uhr]
Osmans Töchter
Die Berliner Türken gehören zu Westberlin wie das Strandbad Wannsee oder Harald...
[Modeste - 30. Mär., 17:16 Uhr]
Ich wäre an sich nicht...
Ich wäre an sich nicht uninteressiert, nehme aber an,...
[Modeste - 30. Mär., 15:25 Uhr]

Komplimente und Geschenke

Last year's Modeste

Über Bücher

Suche

 

Status

Online seit 7121 Tagen

Letzte Aktualisierung:
15. Jul. 2021, 2:03 Uhr

kostenloser Counter

Bewegte Bilder
Essais
Familienalbum
Kleine Freuden
Liebe Freunde
Nora
Schnipsel
Tagebuchbloggen
Über Bücher
Über Essen
Über Liebe
Über Maschinen
Über Nichts
Über öffentliche Angelegenheiten
Über Träume
Über Übergewicht
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren