Dienstag, 19. Mai 2009

Journal :: 19.05.

Die rechte Fahrbahn ist gesperrt, und das Gate schließt in zehn Minuten. Nervös kralle ich meine Fingernägel in die Nackenstütze vor mir. Fahren sie schneller, denke ich erst, dann sage ich es auch, und weil ich wirklich sehr verzweifelt bin, gibt der Taxifahrer tatsächlich Gas. Erst über einen Supermarktplatz, dann über eine Tankstelle. Schließlich über ein Stück Baustelle, ein paar Meter Fahrradweg, und dann geht es wieder voran. Zwanzig Euro werfe ich nach vorn, hasche nach der Quittung und checke in letzter, wirklich allerletzter Minute ein. Es ist morgens, kurz vor zehn. Noch einmal gut gegangen.

Auf dem Rückweg abends um acht ist es dann gemütlich. Langsam schaukelt der Wagen von Tegel in den Prenzlberg, ab und zu fallen mir die Augen vor, und als ich vorm Pappa e Ciccia stehe, zähle ich in aller Ruhe Geld ab, wünsche noch einen schönen Abend und lasse mich auf die Holzbank des Restaurants fallen. Spaghetti Vongole, bestelle ich. Einen Wein. Zur Feier des Tages gibt es eine Crème Caramel.

Um halb elf sitze ich wieder am Schreibtisch.

Journal :: 18.05.

Neun Kilo habe ich seit Weihnachten abgenommen, behauptet die Waage. Leider sieht man nichts. Oder nur ganz wenig. Frisch geduscht stehe ich vor dem Spiegel, kneife mir in die Seiten, beuge mich vor und zurück und frage mich, was man eigentlich machen muss, um so auszusehen, wie man aussehen will, oder ob das gar nicht geht. Irgendwie habe ich am Bauch immer noch mehr Speck als Muskeln.

"Findet ihr, ich mache mir zu viel Gedanken um mein Aussehen?", frage ich die Lieblingskollegen mittags beim Sushi. Aber nein, sagen beide brav im Chor. Es hört sich irgendwie verdächtig an. Ob eine weitere Gewichtsabnahme empfehlenswert sei, frage ich daher nicht. Als ich nach Hause komme, schaue ich bei Google nach, was man eigentlich idealerweise wiegt, wenn man so groß ist wie ich. Leider ist das Internet bei den wirklich ernsthaften Fragen des Lebens auch diesmal keine große Hilfe.

Nach sechs soll man nichts mehr essen, habe ich gehört. Andere Stimmen dagegen behaupten, die Uhrzeit sei egal. Weil ich eh nie vor neun zu Hause bin, beschließe ich, die zweite Ansicht sei zutreffend, richte Salat mit Huhn an, backe eine Brezel auf, und sollte zu Bett gehen, als ich doch noch - nur für eine halbe Stunde, sage ich mir - ins Lass uns Freunde bleiben gehe, mit dem J. und dem M.2 erst eine Weinschorle und dann einen Sekt trinke, über Politik und Cabrios lache und schließlich zu spät zu Hause bin, wie immer.

Es ist zwanzig nach eins. Der Tag wird lang.



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