Sonntag, 7. Juni 2009

Journal :: 06.06.

Es gibt einen Haufen Ratgeber über die Frage, wie man erreicht, was man sich vorgenommen hat. Wenn man beispielsweise Karriere machen will, hat man die Auswahl zwischen Hunderten von Ratgebern, denen man entnehmen kann, wo man studieren, wie man sich anziehen, was man beim Wein erzählen und worüber man promovieren soll. Sucht man statt - oder zusätzlich zu - einer Karriere einen Mann, so gibt es wiederum Bücher über Bücher. Wo man einen Mann kennenlernt. Wie man sich am besten präsentiert (Doktortitel verschweigen, lächeln, keine langen Fingernägel, solcherlei Informationen). Findet man keinen Mann, so kann man andere Bücher kaufen, in denen drinsteht, woran das liegt, und wer heiratet oder Kinder bekommt, kann sich Bibliotheken zulegen, wie man das am besten macht.

Weiß man aber gar nicht, was man will, so steht man dumm da. Bücher über die Frage, wie man sich ein vernünftiges Lebensziel zulegt, gibt es ganz bestimmt, aber wenn man alle Lebensziele, die andere Leute morgens dazu motivieren, aufzustehen, nicht teilt, dann wird es schwierig, und so überlege ich durchaus vergeblich, was man der M. erzählen sollte, die ihr Dasein, hört man, gerade etwas satt hat. Ihren Job beispielsweise. Den Prenzlauer Berg. Ausgehen. Und überhaupt alles. Es sei alles da, aber sie fühle sich so Sartre, sagt die M., und das ist natürlich schlimm.

Andere Leute ergeben sich in einer solchen Situation dem Suff, aber auch nach vier Cocktails wirkt die M. irgendwie nicht lustiger. Rund um uns herum kommen und gehen größtenteils recht hübsche Leute und trinken auf den schwarzen Ledersesseln der fluido Bar mehr oder weniger bunte Getränke. Der J. erzählt von seiner jüngst entdeckten Liebe zum Fußball und unserer Wohnungsbesichtigung am Samstag früh. Der M. schwenkt seinen Lagavulin und versteht auf seinem Sessel schräg gegenüber nur die Hälfte von dem, was alle anderen sagen, und mir fällt so rein gar nichts ein, was als Sinn des Lebens auf den ersten Blick überzeugend präsentiert werden könnte.

Der Unterschied ist nur: Mir ist das egal. Mir reicht das.



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