Montag, 8. Juni 2009

Journal :: 08.06.

Liebe Sozialdemokraten,

im Netz gibt es ja alles. Hier findet man noch die abseitigste Information über verstorbene Pflanzenforscher, die abstrusesten Bilder von Familienfesten fremder Leute, und wessen Topf hier keinen Deckel findet, der sollte sich möglicherweise Gedanken über eine Anpassung der von ihm verwandten Suchkriterien machen. Insofern, sehr verehrte Sozialdemokraten: Auch Sie mögen das Netz bevölkern, vielleicht lesen Sie sogar hier mit, und möglicherweise bekennen Sie sich in den Kommentaren unter diesem Text zu Ihrer Wahlentscheidung.

Warum ich das wissen will? Nun, aus einer Reihe von Gesprächen gestern und heute habe ich den Eindruck mitgenommen, auch die freilich eher bescheidenen 20% von gestern seien eine Erfindung der Landeswahlleiter, denn tatsächlich hat sich mir gegenüber niemand (niemand) bekannt, sein Kreuzchen bei der SPD gemacht zu haben.

Im Freundeskreis mag das an der Homogenität liegen, die befreundeten Personen ja oft zu eigen ist. Die meisten Stimmen haben hier die Grünen abbekommen, drei Stimmen gehören der FDP, und eine Freundin, deren Namen hier verschwiegen werden soll, hat die LINKE gewählt, wie ich annehme. In dem Wahlllokal, in dem auch ich meine Stimme abgegeben habe, sind 50% den Grünen zugeflossen, 9% gehören der CDU, 15% der LINKEN, 6% hat die FDP abgegriffen, aber wer auch immer die 10% SPD-Stimmen abgegeben hat - ich kenne ihn nicht, oder er hat es mir nicht gesagt.

Auch beim Kaffeetrinken im Kollegenkreis heute morgen um elf war kein Sozialdemokrat am Tisch. Die Grünen haben auch hier eine solide Mehrheit von circa 2/3, in den Rest der Stimmen teilen sich CDU und FDP, und wenn es stimmt, dass große Städte die Labore der Zukunft sind, nun, dann hat die SPD ein Problem und wird demnächst aussterben, und das wäre - ob ich die SPD nun wähle oder doch weiterhin eher nicht - doch ein wenig bedauerlich für die große, alte Partei August Bebels, und ein bißchen schade wäre es vielleicht sogar für die Republik insgesamt.

Insofern: Bekennen Sie sich. Und schreiben Sie am besten dazu, was Ihnen an der SPD besser gefällt als an anderen Parteien. Aber bleiben Sie mir bloß mit Opel vom Hals.

Ihre Modeste

Journal :: 07.06.

"Ein Baguette Dindon und ein Joghurt mit Obst, bitte", schiebe ich mich an zwei Mädchen vorbei, die vor der Kuchenvitrine im Fleury kichernd auf die Tarte zeigen. Es ist wahnsinnig voll. Sogar auf der Terrasse sitzen Leute in der Kälte und frühstücken.

Die C. und der M.2 sind seit zwei Stunden hier, weil die Mutter der C. heute morgen um sieben abgereist ist. Der M.2 blättert in ein bißchen in der Zeitung, wir sprechen über die Wahl und über die letzte Woche, und als alles erzählt und alles aufgegessen ist, brechen wir auf. Vor der Tür steht ein Krankenwagen und zwei Sanitäter legen ein Unfallopfer auf die Bahre. Von hinten sehe ich nur die Absätze der verunglückten Frau. Hinter dem Krankenwagen stehen mehrere Straßenbahnen und warten.

In der Schule an der Schönhauser Allee gehen der J. und ich wählen. Der Nachmittag verplätschert vor dem Rechner. Ich arbeite ein bißchen, und der J. liegt auf dem Sofa. Abends brate ich Schnitzel, telefoniere eine Stunde mit der J. und zwei mit der C., spreche über die Wahl und die nächste Woche und gehe zu Bett. "Was schreibst du ins Internet?", fragt mich der J. auf dem Weg ins Bad.

"Nichts.", sage ich. War ja nichts los.



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