Dienstag, 9. November 2010

Journal :: 07.11.2010

Im Deutschen Theater einen Sommernachtstraum auf die Bühne zu bringen, ist wahrscheinlich immer ein Wagnis. Nicht, dass irgendeiner der Gäste noch eine mehr als schattenhafte Vorstellung der Reinhardt-Sommernachtsträume hätte, aber vielleicht ist gerade der Nimbus so muskelstrotzend, dass ein echter Sommernachtstraum, leibhaftige Körper im Raum, gegen die Projektion des idealen Sommernachtstraums nur verlieren kann. Wenn der Sommernachtstraum - diesmal von Kriegenburg - auch eher so lala aussieht, ist die Fallhöhe vieleicht auch deshalb unfair hoch.

Die Schauspieler jedenfalls beweisen einmal mehr, dass das DT noch mehr als die anderen Berliner Häuser über eine qualitative Spreizung der beschäftigten Akteure verfügt, die eigentlich kaum zu erklären ist. Wieso stellt eine der ersten Bühnen der Republik ab und zu großartige, hinreissende Personen ein, und dann wieder Leute, die man sieht und auf der Stelle vergisst? Warum fällt niemand Kriegenburg in den Arm, wenn er den Puck, den großen Puck, den kleinen Bruder des großen Pan zu einer blässlichen Existenz im schwarzen Anzug herabwürdigt, an dem man fast vorbeisieht? Warum kreischen Hermia und Helena wie zwei Fischweiber? Was bedeutet es, dass die Handwerker alle verkleidete Frauen sind? Und wieso hat man bei der Renovierung des DT darauf verzichtet, die Beinfreiheit in den Rängen der Körpergröße neuzeitlicher Menschen anzupassen?

Das Bühnenbild immerhin ist gelungen. Ein großer Raum, drehbar, mit verstellbarer Hinterfront aus einem rötlich-braunen Furnier. Seitenwände aus Glas, zusammengesetzt aus vielen Quadraten, und den Wald eingesperrt in den Hohlraum zwischen den Scheiben. Durch die Äste fällt ein somnambules, wahrhaft sommernächtliches Licht, und manche Bilder, die Kriegenburg schafft, haben eine traumhafte, schwerelose Eleganz, die für sich steht und leuchtet. Insgesamt aber rundet sich der Bilderbogen nicht. Ein wenig unbefriedigt ob so wenig Magie zieht man davon, und auch das gute Essen im Toca Rouge lässt einen, nun, ein wenig hungrig nach dem schwarzen Zauber der Feen und dem, was wir brauchen, auch wenn wir es fürchten und es uns, wie wir wissen, zumeist nicht bekommt.



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