Montag, 13. Dezember 2010

Fußkrank

Ich habe gehört, dass ein Franzose namens Wurst ein Buch darüber geschrieben hat, wie schlecht die deutschen Frauen flirten. Vermutlich ist da Einiges dran. Die deutschen Männer jedoch, oh Leserin, oh Leser, haben an diesem Umstand ein gerüttelt Maß Mitschuld, denn in Wahrheit verhält es sich doch so: Deutsche Männer haben beim Flirten Plattfüße.

Lächeln Sie als eine mittelalte, mittelgroße und mitteldicke Frau morgens in der M 4 nach Mitte einen beliebigen Mann freundlich an, weil er so schöne Haare hat zum Beispiel, dann schaut Sie dieser Mann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Misstrauen an. Nun gut, ein wandelnder Männertraum sieht anders aus, zugegeben - aber ist das ein Grund auszusehen, als habe man dem betreffenden Herrn im Anzug gerade kräftig und schmerzhaft in die Wange gekniffen? Vermutlich denkt der Betroffene des visuellen Überfalls gerade angestrengt nach, woher er einen kennt, kommt zu keinem Ergebns und vermutet eine Wahnsinnige? Was geht in den Herren vor, die irgendwo auf einer der etwas offizielleren Weihnachtsfeiern der Stadt neben einer Frau an einem Fingerfood-Buffet stehen und statt ein paar netter Worte über Shrimps und Roastbeefröllchen oder so einfach nur äußern, man möge ihm eine Serviette reichen und sich dann abwenden?

Auch nicht anders sieht es aus auf den Parties im eher privaten Rahmen. Wenn jemand sich mit Ihnen unterhält, dann macht er Ihnen garantiert keine Komplimente. Vermutlich fragt er, was man denn so mache, denn das machen sie immer, die Männer dieser Stadt, weil sie das zwar auch nicht mehr interessiert als ein Sack Reis in China, aber etwas anderes fällt ihnen ganz offensichtlich nicht ein. Geschmikt und geschmückt, parfumiert und enthaart, sorgfältig angezogen und einladend lächelnd stehen dann die weiblichen Gäste in fremden Küchen und fragen sich, wieso sie den ganzen Abend sehr ernsthafte Gespräche um internationale Politik oder den Kunstmarkt führen müssen. Komplimente müssen teuer sein. Anders ist das alles nicht zu erklären. Noch viel irritierender sollen die Reaktionen sein, wenn man selbst zur Offensive übergeht. Dass der Angefallene nicht einfach wegläuft, scheint noch die Optimalreaktion darzustellen.

Lächelt aber einer mal, macht möglicherweise hinreißende Komplimente und kann dann auch noch tanzen, ist man ganz verwirrt. In überproportional vielen Fällen ist dieser Herr dann aus fremden Landen, aber stammt derjenige schlicht aus Ulm oder Herford, dann reagiert man leicht irritiert, ein wenig verlegen (was ist das?), lächelt ein wenig unsicherer zurück, als eigentlich beabsichtigt und verdient, und wenn dann einer publiziert, die Berliner Frauen seien ein wenig, nun, spröde, dann hat er vermutlich recht.

Schuld, hier sei es einmal festgehalten, haben aber eigentlich die anderen.



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