Montag, 28. März 2011

Caviar

Wenn Sie gestern nachmittag am Münchener Flughafen im Duty Free Bereich herumstanden und vielleicht über eine Flache Whiskey nachgedacht haben oder an den Parfums herumschnupperten, dann haben Sie mich bestimmt gesehen: 1,70 groß. Schwarzhaarig. Schlammfarbener Mantel, braune Tasche, Stiefeletten. Ziemlich eilig hereingerauscht, ich bin ja nie so ganz pünktlich, und dann zielstrebig zu dem Regal ganz rechts bei der Kosmetik, wo sie La Prairie führen.

"Die kauft doch bestimmt nichts.", haben sie sich noch gedacht, was auch Verkäuferinnen zu denken pflegen, weil aus irgendwelchen Gründen nie Verkäuferinnen kommen, wenn ich irgendwo stehe, weil sie mir an Nasenspitze ansehen, dass ich mich nur so ein bißchen umschaue, um es mir dann noch ein bißchen zu überlegen. An sich gehört man mit 35 ja zur besten Käuferklientel für La Prairie, weil man alt genug ist, um sich um seine Haut zu sorgen, aber noch jung genug, um nicht ausschließlich Anti-Faltencremes zu erwerben. Da stehe ich also und schaue die Regale rauf und runter.

Was Sie nicht sehen können: Ich kaufe diese Kosmetika nie. Ich glaube Stiftung Warentest, dass teure Cremes nichts bringen. Ich bin auch zu geizig, um € 238 für einen Topf Hautcreme auszugeben, ich schmiere mir jeden Morgen ein bißchen Dr. Hauschka Rosencreme für € 8 ins Gesicht, weil Schönheit jetzt eh nicht so meine Kernkompetenz darstellt, aber ich rieche die La Prairie Skin Caviar Creme (oder so ähnlich) für mein Leben gern. Also sehr gern. Aber zum Kaufen reicht es halt nicht.

Als ich mich ein bißchen umgedreht habe, waren Sie schon in Sorge. Die wird doch nicht ...? Nein, wird sie natürlich nicht, auf keinen Fall würde sie, aber einen dicken Klecks auf die Hände, dann ganz sorgfältig verreiben, und von München bis Berlin immer wieder an den Händen schnuppern, weil diese Creme so super riecht, besser als alles, besser als meine Handcreme, besser als Buttercreme und Blumenfelder und überhaupt fast alles, was gut riecht.

Erst daheim habe ich mir die Hände gewaschen. Das konnten Sie natürlich nicht mehr sehen, und selbst wenn Sie daneben gestanden hätten in meinem Bad im Prenzlauer Berg, hätten Sie nicht mitbekommen, wie leid es mir getan hat um den Duft, als Lavendelseife aus dem Seifenspender quoll, und die Creme verschwand, verduftete, bis ich zum nächsten Mal irgendwohin fliege oder in irgendeiner Parfumerie bin, wo man unbeobachtet und unbeachtet bis zu den Probierflaschen von La Prairie gelangt.



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