Ein Toter lacht
Des Nachts sitzt er auf einmal an meinem Bett. „Du bist doch tot.“, sage ich ihm und lege meine Hand auf die Leichenflecken auf seiner Brust. „Man trinkt nicht einfach so von fremdem Blut.“, sagt er, lacht, zeigt seine schiefen, spitzen Zähne und streicht mir mit kalten, feuchten Fingern den Hals abwärts.
„Mir geht´s nicht gut.“, sage ich, damit er verschwindet und reiße den Rachen weit auf, um ihn in mein Inneres schauen zu lassen, dass er Mitleid hat mit mir. Mit offenem Mund lacht er mich aus, legt sich zu mir und drückt mir die kalten Glieder an den Leib. „Ich hab dich nie geliebt.“, sage ich, damit er weint, ablässt von mir und wieder verschwindet in jenen Hohlraum zwischen Haut und Adern, wo er herkommt, und wohin er wieder verschwinden soll.
Er aber legt mir den Arm um die Schulter, und tief sinke ich ein in sein mürbes Fleisch. Geschichten erzählt er mir, so viele Geschichten von ihm und mir, die so lange vorbei sind, dass ich sie vergessen habe, wenn ich nicht schlafe, gekreuzigt von der Nacht auf trockenem, splitternden, schlafblauem Holz. „Ich habe dir doch nichts getan.“, behaupte ich, und er lacht, lacht mich aus, zeigt mir Wunden, die ich nicht geschlagen habe bei Tageslicht und Sonnenschein.
„Du hast bekommen, was du gesucht hast.“, halte ich ihm vor, und er nickt und spricht weiter. „In allen Untergängen haben wir uns gefunden“, sage ich. „Auf dem Weg zur Hölle warst du nicht allein.“
„Du hast mich verraten.“, sagt er, und zieht mir den Kopf zur Strafe so weit nach hinten, bis der Hals in den Wirbeln krachend nach hinten fällt.
Jeder ruiniert sich, wie er kann, denke ich, schaue ihn an und fahre langsam durch sein dichtes, dunkles Haar. Er tut mir nicht leid, wie er nun da sitzt, ausgeliefert unter meiner Hand, die Augen zugekniffen und den Mund halbgeöffnet zwischen blauen Wangen. Hilflos rudern seine Arme in meiner Schlafluft, und die kräftigen Fäuste werden weich. Wie Tentakel ragen seine Finger in den Raum.
„Ich bin dir über.“, halte ich dem Alptraum vor, und er lacht, er lacht so laut, so gellend, dass ich erwache und ihn eine Zigarettenlänge lang noch riechen kann in der Luft über meinem Balkon.
„Mir geht´s nicht gut.“, sage ich, damit er verschwindet und reiße den Rachen weit auf, um ihn in mein Inneres schauen zu lassen, dass er Mitleid hat mit mir. Mit offenem Mund lacht er mich aus, legt sich zu mir und drückt mir die kalten Glieder an den Leib. „Ich hab dich nie geliebt.“, sage ich, damit er weint, ablässt von mir und wieder verschwindet in jenen Hohlraum zwischen Haut und Adern, wo er herkommt, und wohin er wieder verschwinden soll.
Er aber legt mir den Arm um die Schulter, und tief sinke ich ein in sein mürbes Fleisch. Geschichten erzählt er mir, so viele Geschichten von ihm und mir, die so lange vorbei sind, dass ich sie vergessen habe, wenn ich nicht schlafe, gekreuzigt von der Nacht auf trockenem, splitternden, schlafblauem Holz. „Ich habe dir doch nichts getan.“, behaupte ich, und er lacht, lacht mich aus, zeigt mir Wunden, die ich nicht geschlagen habe bei Tageslicht und Sonnenschein.
„Du hast bekommen, was du gesucht hast.“, halte ich ihm vor, und er nickt und spricht weiter. „In allen Untergängen haben wir uns gefunden“, sage ich. „Auf dem Weg zur Hölle warst du nicht allein.“
„Du hast mich verraten.“, sagt er, und zieht mir den Kopf zur Strafe so weit nach hinten, bis der Hals in den Wirbeln krachend nach hinten fällt.
Jeder ruiniert sich, wie er kann, denke ich, schaue ihn an und fahre langsam durch sein dichtes, dunkles Haar. Er tut mir nicht leid, wie er nun da sitzt, ausgeliefert unter meiner Hand, die Augen zugekniffen und den Mund halbgeöffnet zwischen blauen Wangen. Hilflos rudern seine Arme in meiner Schlafluft, und die kräftigen Fäuste werden weich. Wie Tentakel ragen seine Finger in den Raum.
„Ich bin dir über.“, halte ich dem Alptraum vor, und er lacht, er lacht so laut, so gellend, dass ich erwache und ihn eine Zigarettenlänge lang noch riechen kann in der Luft über meinem Balkon.
von: Modeste Schublade: Über Träume Datum: 9. Okt. 2005, 10:15 Uhr