Verlocken
Bleib bei mir, flüstert der Mond und legt mir den Kopf auf die Schulter. Komm, ruft der Flieder mich leise am Parkplatz an der Schönhauser Allee, und aus den offenen Türen dringt, verzerrt von billigen Boxen, eine Stimme, die den Fado singt, die Sehnsucht und die Traurigkeit. Die ganze Nacht ist dein, tönt es vielstimmig, und der Sommer sitzt lächelnd auf den Stufen vor dem Bettengeschäft an der Ecke.
Behäbig fährt ein Radfahrer an mir vorbei, grüßt und ist schon weiter, bevor mir einfällt, wer er sein könnte. Die Dunkelheit trägt einen Kranz aus lauter Duft und Blüten, greift nach meiner Hand und beugt sich weit zu mir. Weiche, warme Sensationen verspricht mir die Nacht, sanfte Feuerwerke, lächelndes Versinken, und ich bleibe einen Moment stehen, bevor ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel suche und vier Treppen hoch laufe in meine stille Wohnung, in der die Hitze des Tages schwer und klebrig über den Dielen hängt.