Dienstag, 26. September 2006

Was auch nicht geht (3)

"Das hört sich ja gar nicht gut an.", schüttelt die C. den Kopf und verschwindet kurz in der Küche. "Niederschmtternde Aussichten, so alles in allem.", bestätige ich und helfe der C., einen Apfelkuchen aus der Form zu befreien, während die J. die Sahne schlägt.

"Ja, und das ist noch nicht alles.", versucht die J. den Mixer zu übertönen. Denn da sei ja beispielsweise auch noch

Das ewige Kind

Das ewige Kind ist bekanntlich derjenige Herr, der den einzigen Sinn der Vaterschaft darin sähe, auf der Stelle eine Carrera-Bahn kaufen zu können. Das ewige Kind kommt zudem schon zur ersten Verabredung zwanzig Minuten zu spät, um sodann den etwas ausgewachsenen Schopf zu schwenken und von seiner Playstation zu sprechen und diesem Wahnsinnsspiel mit Monstern, das er verdammt gern hätte, aber das leider sein Einkommen gerade ziemlich übersteigt, da er auch mit 38 noch irgendwo jobbt, bevorzugt in einer derjenigen Branchen, die irgendetwas Unbestimmtes mit Kunst, Film oder Medien generell zu tun haben, denn das ewige Kind plant, einmal groß herauszukommen, wenn es einmal erwachsen ist, was voraussichtlich allerdings vorm Eintritt ins Rentenalter nicht der Fall sein wird.

Ansonsten ist das ewige Kind ein passionierter Fußballspieler in Berlins Wilder Liga, und besucht in seiner Freizeit gern Clubs in Friedrichshain oder so, wo alle Anwesenden außer dem ewigen Kind maximal 22 Jahre alt sind. Da tanzt er ausgelassen und ekstatisch, beklagt ab und zu, wie viele Leute nur dem Ausweis nach jung sind, aber um drei nach Hause gehen, während er... Leider reagiert er äußerst allergisch, macht man ihn auf die 15 Jahre Altersunterschied aufmerksam, die zwischen den anderen Gästen dieser Tanzveranstaltungen und ihm selber liegen.

Gern verliebt sich das ewige Kind in eine jener reizenden jugendlichen Personen, die in derartigen Clubs zu verkehren pflegen, und unterhält sich hingebungsvoll über die Probleme, die der Erwerb des kleinen Scheines im Strafrecht oder der Gesellenprüfung des ehrbaren Handwerks des Schaufensterdekorationswesens bedeutet. Als Mann in durchaus mittleren Jahren, der gerade im Begriff ist, sich im mit einer fünfzehn Jahre jüngeren Person zum Trottel zu machen, sieht sich das ewige Kind selbstverständlich nicht, denn die jugendliche Geliebte ist ja in der Wahrnehmung dieses Herrn ungefähr so alt, wie er sich fühlt, und wie es im Übrigen auch seinem Einkaufsverhalten entspricht, was jeder, der dem ewigen Kind einmal eine halbe Stunde gegenüber gesessen hat, bereits an seiner Garderobe bemerken kann. Diese nämlich entspricht voll und ganz dem, was die einschlägige Presse der interessierten Öffentlichkeit als exorbitant angesagt für die nach 1980 geborenen Jahrgänge vorstellt.

Aus vorstehend ausgeführten Gründen ist die Gefahr, das ewige Kind versehentlich zum Gefährten zu wählen, bereits aufgrund des Paarungsverhaltens dieser Gattung so gut wie ausgeschlossen, zumindest dann, wenn man selber den 25 Geburtstag bereits gefeiert hat, und außerdem seit vielen Jahren nicht mehr dort verkehrt, wo das ewige Kind seine mittleren Jahre verbringt, bis der Türsteher ihn nicht mehr einlässt oder fragt, ob er in diesem Etablissement seine Tochter abholen wolle.

Das sei nicht lustig, knurrt die C. aus verschiedenen Gründen, und verschluckt zum Trost ein großes Stück Apfelstrudel fast unzerkaut und mit sehr viel Sahne.

Aber das ist noch nicht alles, lässt die J. vernehmen und trink ihre Kaffeetasse leer,

weswegen übermorgen Fortsetzung folgt.



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