Was auch nicht geht (2)
"Schmeckt's?", fragt die C. und salzt den Rehrücken ein wenig nach. "Alles bestens.", bestätige ich, verteile großzügig eine dunkle Sauce mit rosa Pfeffer und Madeira über das Fleisch und ein luftiges Puree von Kartoffeln und Sellerie, und eine kleine Weile spricht niemand.
"Was ist denn nun an den anderen Herren falsch?", knüpfe ich an die Ausführungen der J. wieder an. "Leider auch unbrauchbar.", bestätigt diese, betrachtet eine Weile versonnen den dunkelroten Inhalt ihres Glases und fährt fort. Denn abgesehen von den durchaus eher lästigen Rettern gebe es da beispielsweise ja noch
Den armen Ritter
Mit dem Retter auf den ersten Blick leicht zu verwechseln, lebt der Ritter die Grundannahme seiner Entbehrlichkeit auf andere Weise aus. Rettet der Retter gern arme Hascherl vor dem Untergang, so hat der Ritter begehrenswertere Ziele ins Auge gefasst. Sein Blick heftet sich nicht auf die Fußkranken der ganzen Veranstaltung, sondern auf die Burgfräulein, die Prinzessinnen, die blonde Schönheit des Semesters, die strahlende Königin des 103, und errötend folgt er ihren Spuren.
Die Prinzessin allerdings hat für den armen Ritter wenig über. Irgendetwas, so weiß die Fama, entspricht am armen Ritter stetig nicht dem Ideal, welches die Prinzessin durch die Welt trägt, und so bleibt dem Ritter nichts weiter übrig, als sich in die Rolle des Haushofmeisters zu schicken, des Reisemarschalls, der Sparkasse, des Hausarbeits-Ghorstwriters zumal, und eigentlich aller Handwerker von Berlin, um sich auf diese Weise nützlich zu machen, denn als Ritter an sich, als nackter Mann sozusagen, interessiert sich die Prinzessin nicht die Bohne für den armen Kerl, der es trotz dieser sich mit zunehmendem Zeitablauf stetig verfestigenden Gewissheit nicht lassen kann, sich auch weiterhin so lange zum Haustrottel der Dame zu machen, bis sie ihn entweder erhört, oder aber jemanden anders so intensiv erhört, dass für den armen Ritter fortan keine Verwendung mehr besteht. Während man vom ersten Fall sozusagen noch nie gehört hat, bildet letzterer den Regelfall, nach dessen Eintritt der arme Ritter sich zumeist schnurstracks das nächste unerreichbare Ziel suchen wird.
Eines Tages aber, meist um den dreißigsten Geburtstag herum, wird der Ritter nachdenklich. Die Frauen seines Herzens erweisen sich als nach wie vor unerreichbar, beruflicher Erfolg hilft entgegen seinen Erwartungen auch nur in wenigen und zudem wenig verlockenden Fällen, und so kann es sein, dass der Ritter Schwert und Lanze der hohen Minne fallen lässt und sich erreichbaren Zielen zuwendet, die dann den Rest ihres Lebens mit dem wenig angenehmen Gefühl verbringen dürfen, den traurigen Kompromiss zwischen den Möglichkeiten eines Mannes und seinen Wünschen darzustellen.
Das geht natürlich überhaupt nicht, schüttele ich den Kopf und kratze das letzte Puree von meinem Teller. Aber da war doch noch mehr, meine ich mich zu erinnern, als ich mich das letzte Mal umgetan habe unter den Söhnen des Landes, da waren doch zum Beispiel...
diejenigen Herren, die erst morgen vorgestellt werden.