Sonntag, 23. November 2008

Modeste kommt zu spät

(Bitte sprechen sie nach dem Signalton.)

„Ich bin’s. Modeste. Bist du da? Okay, natürlich bist du da, ich wäre ja auch da. Ist die J. schon angekommen? Ich komme etwas später. Also noch später. Ich bin grad’ in der U 2. Ich hoffe, du verstehst mich, ist hier gerade etwas laut. Eine Schulklasse oder so. Die ganze Stadt ist voller Schulklassen.“

(Freundin nimmt ab)

„Ah, super. Da bist du ja. Ich bin gleich da. Ich bin schon fast am Senefelder Platz. Tut mir leid, war nicht so geplant, aber ich war den ganzen Tag auf Achse. Drei Stunden allein bei P&C. Nein, nein: Immerhin auch was gekauft. Die erste Verkäuferin war eine Hexe, ich also abgehauen, aber die zweite war okay. Ein Kostüm, schöner Stoff, tailliert, eng, aber mit so einer Art Glockenrock. Sieht ganz gut aus. Zwei Oberteile, eins hell, eins dunkel, beide mit langem Arm. Sag’ mal, findest du auch mal Oberteile, die nicht entweder nach Klosterschule oder nach Freudenhaus aussehen? Auch nicht? Na, dann liegt’s jedenfalls nicht an mir.

Eine Jeans habe ich auch noch gekauft. Nein, ganz Standard, G-Star, Normalmodell für dicke Damen. War so ungefähr die zehnte, die ich anhatte. Der Wuscheljunge in der Jeansabteilung ist fast irre geworden an mir. Ich hab’ so getan, als würde ich das Augenrollen nicht sehen. Nützt ja nichts, ich muss ja irgendwas anhaben.

Ja, im KaDeWe war ich auch noch. Einmal halt einfach so, und außerdem wegen des Geburtstags der J. Nein, ein Parfum. Hast du auch ...? – Ach gut. Ich dachte schon. Nein, Crabtree & Evelyn. Sarawak. - Wieso? Ich find’ das gut. Na, ist ja auch nicht für dich.

Bisschen herumgeschnuppert halt. La Prairie, falls ich mal reich werde. Und Lalique. Kennst Du Perle de Lalique? Riecht super, aber ein bisschen sehr. Also sehr. Ich will ja nicht, dass neben mir Leute umkippen wegen einer morgendlichen Überdosis Duft. Vielleicht später, na ja. Vielleicht auch nicht.

Nein, ich ess’ nichts. Quatsch Diät, ich bin noch verabredet. Mit den Jungs. Steak essen, halb zehn. - Macht doch nichts, wird dann halt etwas später. Die können ja schon mal anfangen mit der Vorspeise. Kann ich mir eh nicht mehr leisten. Ich platze nämlich demnächst.

So, ich bin jetzt da. Also an der Eberswalder. Wenn ich ein Kurzstreckentaxi kriege, wäre das toll. Ich bin gerade schuhtechnisch etwas indisponiert. Die Schuhe sind super, aber nichts für Füße. Wirst schon sehen. Fast wie deine Schwarzen, aber nicht ganz.

...

So, bin jetzt bei dir vor der Tür. Siehst du mich? Soll ich klingeln, oder geht der Summer auch so? - Ah, gut. Tür ist offen.

Schön dich zu sehen."

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Auch Sie, verehrter Leser, verehrte Leserin, mögen nicht jedes Buch. Das Läppische, das Langweilige, das Abstoßende gar, lauern Ihrer auf bedruckten Seiten. Preise speziell für solche miesen Schinken gibt es bislang kaum, aber einer ganz besonderen Spezies schlechter Bücher hat sich nun das lobenswerte Magazin EXOT angenommen und bittet, vermittelt durch den freundlichen und begabten Herausgeber und Redakteur Herrn Anselm Neft mit folgenden Zeilen um Beachtung:

Die Zeitschrift EXOT lobt bis zum 15. Dezember einen besonderen Literaturpreis aus: Den Quirinus-Kuhlmannpreis für versehentlich komische Literatur. Die Redaktion hat aus den von der Leserschaft vorgeschlagenen unabsichtlich lustigen Werken sieben Kandidaten nominiert, darunter Bestseller-Autoren wie Yasmina Khadra und Thomas Brussig. Nun kann online abgestimmt werden, wer von den sieben Nominierten die Siegeskrone der versehentlichen Komik tragen soll.

Die feierliche Preisverleihung findet am 19. Dezember im Kult41 in Bonn statt. Der Denunziant oder die Denunziantin erhält 50 Euro, der Preisträger, wenn er denn erscheint, einen wunderschönen Kuhlmannpokal.

Sie können sich an der Abstimmung beteiligen, wenn Sie die Seite www.exot-magazin.de besuchen, dort die Rubrik "Kuhlmannpreis" aufrufen, sich die sieben Kurzfilme anschauen und das präsentierte Werk in Hinblick auf seine unfreiwillige Komik bewerten.

Auf der Homepage der Zeitschrift EXOT finden Sie auch mehr Informationen über Quirinus Kuhlmann, den ehrwürdigen Patron des Preises.



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