Dienstag, 19. April 2005

Möchten Sie mich glücklich machen?

Im Frühling, wissen wir, wird alles neu, Frühlingsgefühle durchziehen das menschliche Gemüt, und man geht daher in Gärtnereien und bepflanzt den Garten oder zumindest den Balkon schön bunt und üppig.

Bunt und üppig soll mein virtuelles Heim vielleicht nicht werden, aber dort oben, wo Sie gerade noch einen roten Balken sehen, da möchte ich einen Vorhang haben, einen Theatervorhang nämlich, um meine banale Daseinsform ein wenig theatralisch zu umkleiden. Als rechtstreuer Hasenfuß hätte ich gern eine Abbildung, die keinem Urheberrecht von fremden Leuten unterliegt. Gemalt oder abphotographiert ist mir gleich. Und wenn Sie so etwas irgendwo in petto haben, und Sie würden es mir zukommen lassen, dann...

...brauche ich nur noch Hilfe beim Anbringen.

Ach ja, und wo wir schon einmal dabei sind: Es gibt so Leute, die können auch in Kommentaren alles mögliche machen, fett schreiben, zum Beispiel, durchstreichen oder alles kursiv in die Kurven legen. Ich bewundere diese Menschen. Wie man verlinkt, hat ein netter Herr mir mal geschrieben, aber eine Liste, so eine richtige Liste mit allen Anweisungen drauf und am besten einem Beispiel, die hätte ich schon gern.

Lobende Erwähnung auf diesen Seiten und meine ewige Dankbarkeit wären Ihnen gewiß.

Nachtrag: Auf Ihre Hilfsbereitschaft ist Verlass! Ich danke also Frau Kaffemäulchen, Herrn Booldog, dem Herrn Mequito, Frau Assoziativspeicher, Herrn Pathologe, Herrn Kid37, Herrn Che2001 und dem Jazzlog für schnelle Hilfestellung.

Wissenschaft und Schlafstörung im Leben der M.

Zu den eher unschönen Gegebenheiten des Wissenschaftsbetriebes gehört die lästige und unergiebige Angewohnheit, in regelmäßigen Abständen an teilweise abgelegenen Orten zusammenzukommen und sich dort gegenseitig aus den jeweils neuesten Schriften vorzulesen. Abends gibt es äußerst mediokre Buffets mit hartgekochten Eiern und aufgeschnittener Extrawurst, und man ist angehalten, sich mit den anderen Mitgliedern des Mittelbaus zu unterhalten, falls diese einmal wichtig werden, und man später etwas von ihnen will. Kommt es ganz schlimm, wollen andere Beteiligte auf der Stelle etwas von einem selbst, obwohl man schon aufgrund einer schwerwiegenden und in Fachkreisen deutschlandweit berüchtigten Faulheit vermutlich nie wichtig wird, und schauen nach der unausweislichen Abfuhr die nächsten Jahre oder Jahrzehnte jedesmal beleidigt zur Seite, wenn man den Raum betritt.

Des Nachts, um zum eigentlichen Problem zu kommen, übernachtet man kostensparend in Gästehäusern des CVJM oder Zweisternehotels, in denen sonst Bustouristen absteigen. An den Wänden hängen dann sehr sonderbare Bilder auf einer irgendwie pastelligen Strukturtapete, im Bad wartet eine Miniseife darauf, sich mit ihr von Kopf bis Fuß abzureiben, und von den Frühstücksbuffets mag man gar nicht sprechen. Die großartige Idee des stilvollen Kurzzeitheims, welche ihre Verwirklichung so trefflich in pittoresken Absteigen wie in den schimmernden Palästen der Belle Époque findet – in jenen Häusern, die sich auch renommierte Forschungseinrichtungen noch leisten mögen, wird sie gnadenlos pervertiert. In jenen Hotels, die ihren Namen nicht wert sind, wird dem Opfer wissenschaftlicher Umtriebe ein Bett in einem Doppelzimmer zugewiesen. In diesem Bett liegt man dann nach des Tages Müh´ und Last, die mehr oder weniger vertraute Zimmergenossin schläft friedlich vor sich hin, man selbst aber schläft keine Minute und wälzt sich leise hin und her. Man kann ja gar nicht schlafen mit einer Fremden neben sich. Man kann, bei Licht betrachtet, nicht einmal mit guten Freunden im Zimmer schlafen, obwohl man doch weiß, dass weder diese noch jene jemals auf die Idee kommen werden, einem des Nachts den Kopf abzuschneiden. Man hat, kurz gesagt, eine veritable Macke.

Vor Jahren, noch wohlausgestattet mit kindlichem Grundvertrauen in die Welt, war diese meine Marotte noch ganz gegenteilig ausgestaltet: Stets musste die Tür offen sein, eine kleine schummerige Lampe brannte die ganze Nacht auf der weißen Kommode, und wenn ich nachts aufwachte, weil in meinem träumerischen Unterbewusstsein einmal wieder der Teufel los war, kam mein Vater über den Korridor gleich gelaufen und hielt mich fest, bis ich wieder schlief. Schon Klassenfahrten oder Reiterhof allerdings gestalteten sich zunehmend schwierig: Macke zugeben und gegen Entrichtung der Mehrkosten alleine schlafen, ging auf keinen Fall. Mit sechs Mädchen in der Jugendherberge nächtigen ging aber gleichfalls nicht, bis die Übermüdung nach ein paar Tagen dann doch für einen gesunden Schlaf sorgte.

Zunehmende Selbständigkeit in der Planung auswärtiger Aufenthalte half mit den Jahren, diesem Problem aus dem Weg zu gehen: Rucksacktouren ja – aber auf keinen Fall Schlafsäle. Verreisen mit guten Freundinnen? Gern, aber nur getrennte Zimmer. Eine einzige Freundin, erprobt in allen Wasserglasstürmen, die mein Leben so zu bieten hat, behindert nicht meinen Schlaf.

Führt der akademische Tagungscircus seine Mitglieder in Städte, in denen mir liebe Menschen wohnen, so quartiere ich mich im Regelfalle auf den Schlafcouches und in den Gästezimmern dieser meiner Lieben ein. Rege Umzugstätigkeit auf allen Seiten hat die Liste der Städte, in denen ein Zimmer zur nächtlichen Alleinbenutzung zur Verfügung steht, mit den Jahren kräftig anwachsen lassen. Kiel oder Passau, Heidelberg oder Frankfurt am Main, das Ruhrgebiet und die rheinischen Provinzen – alles kein Problem. Weiße Flecken auf dieser Karte stellen allerdings nach wie vor die neuen Bundesländer dar, in die es die Menschen meines Vertrauens offenbar selten oder nie zieht.

Jahrelang wurde dies nie zum Problem. Gibt es irgendwelche Gründe, sich jemals nach Gotha zu begeben? Sind Rostock oder Meiningen Orte, die nicht gesehen zu haben den Fremden schmerzt? Selten oder nie fanden Tagungen im Osten statt, blühende Landschaften der Wissenschaft ließen zumindest in dieser Beziehung auf sich warten, dieses Jahr aber haben sich die Mächte der Finsternis gegen mich verschworen: Fast täglich reiße ich die Post auf und finde Ankündigungen von Tagungen und Seminaren an allen Orten des Ostens, die ich noch nie bereisen wollte...und vor allem: Wo ich niemanden kenne. Und sehe mit Grausen langen, schlaflosen Nächten in tristen Hotelzimmern entgegen.


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