Mittwoch, 22. März 2006

Sarabande

„Komm näher.“, flüstere ich in den Schatten neben dem Schrank, in die Falten der Vorhänge und setze mich auf. Schon rührt sich etwas zwischen Balkontür und Bett, jemand tanzt in meinen Augenwinkeln ein paar Schritte über die Dielen und singt ganze und halbe Takte mit schwankender, trunkener Stimme.

„Du kannst doch gar nicht singen.“, lache ich ihn aus und greife nach seiner Hand. „Tanz mit mir“, singt er, dreht mich um die eigene Achse und zieht mich an seine Brust, wo es nach Zimt riecht, nach Pfeffer und Zedern, und er dreht mich immer schneller, mit sicherem Griff um die eigene Achse, dreht mich wieder aus, und seine Hand wird wärmer auf meinem Rücken. „Du atmest ja wieder.“, flüstere ich ihm zu, und lasse Nina Simone lauter singen, black is the color of my true love’s hair. Sicher und fest setzt er seine Füße auf meine Dielen.

„Bist du es auch?“, frage ich ihn und fahre ihm zweifelnd durch das Haar und über die rissigen Lippen. Er lacht mich aus, dreht mich schneller, wirft mich heftiger über den Boden, und seine Füße stoßen das Holz, als wolle er Löcher in die Dielen treten. Seine rechte Hand greift kraftvoll um meinen Nacken, meinen Hals, und mit dem Zeigefinger tastet er den Kehlkopf ab und die Sehnen, die den Kopf halten.

„Komm näher.“, bitte ich ihn, und er gräbt seine Finger tief in meine weichen Seiten. „Komm näher.“, bettele ich, und er fährt mir mit seinen Nägeln durch die Haut und greift mir ins blutige Fleisch, bis ich schreie. „Spürst du mich?“, fragt er und schiebt seinen kleinen Finger in meine Adern, dass das Blut an den Seiten brennend über seine Hände läuft.

Rauh leckt er mir über die Lider, bis es dunkel wird, Purpur und Schwarz. „Noch näher?“, fragt er, und streicht durch das klaffende Fleisch den Knochen entlang, und ich nicke. Lauter wird das Reißen an meiner Haut, schmatzend löst sich das Fleisch von meinen Knochen, und am Ende wird er meine Haut in den Wind hängen, der durch die Bäume streicht, und allein weitertanzen, die ganze Nacht und später, irgendwann, wenn es mich nichts mehr angehen wird, in aller Helligkeit des Morgens.



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